Braunschweig. Sonnig, trocken, heiß: Vielerorts wird die 30-Grad-Marke geknackt. DWD-Experte Weiner spricht im Interview über die Aussichten.

Heiße Tage, tropische Nächte – und dazu eine hohe Waldbrandgefahr. Niedersachsen steuert auf eine Hitzewelle zu. Dabei steigen die Temperaturen Tag für Tag an. Nach dem wechselhaften Wetter der vergangenen Wochen bringt Hoch Detlef heißes Sommerwetter. Spätestens am Freitag werden nahezu überall Höchstwerte zwischen 30 und 34 Grad erwartet, am Wochenende sind dann vereinzelt bis zu 38 Grad möglich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Vereinzelte Wärmegewitter werden demnach erst nächste Woche erwartet. Über die Aussichten sprachen wir mit Oliver Weiner, Meteorologe beim DWD in Hamburg.

Bisher ist dieser Sommer recht wechselhaft: Nasse, kühle Tage wechseln sich mit heißen ab. Wie lässt sich dieses Phänomen meteorologisch erklären?

In diesem Sommer liegen wir häufig in der für Mitteleuropa typischen wechselhaften Wetterzone. Über Osteuropa gibt es beispielsweise kein derart stabiles Hoch, das die vom Atlantik aufziehenden Tiefdruckgebiete um uns herumlenken könnte. So befinden wir uns oftmals in der Westwindzone mit immer neuen Tiefs und kurzzeitigen Zwischenhochs, die für das erfrischend abwechslungsreiche Sommerwetter in Niedersachsen sorgen.

Wie normal ist der diesjährige Sommer in Niedersachsen bisher? Wie steht er in Relation zu den Hitzesommern der vergangenen Jahre und wie zu den moderateren Sommern vor 1990?

Bislang erleben wir insgesamt einen ziemlich durchschnittlichen Sommer. Der Juni war auf ganz Niedersachsen bezogen etwa 2 Grad wärmer gegenüber dem langjährigen Vergleichsmittel (Zeitraum 1961 bis 1990). Der Juli war minimal 0,1 Grad zu kühl. Der August startet wiederum recht warm. Hier ist aber noch alles denkbar. Natürlich ist Niedersachsen in der Fläche groß, örtlich gibt es da sichtbare Unterschiede. Die zwei vergangenen Sommer 2018 und 2019 bleiben außergewöhnlich, sowohl in Sachen Wärme als auch Trockenheit. In einigen niedersächsischen Gegenden ist es momentan auch recht trocken, allerdings sind wir von den letztjährigen Rekorden glücklicherweise entfernt. Hier bleibt abzuwarten, wie der August sich weiter entwickelt.

„Bislang erleben wir insgesamt einen ziemlich durchschnittlichen Sommer“, sagt Oliver Weiner vom Deutschen Wetterdienst.
„Bislang erleben wir insgesamt einen ziemlich durchschnittlichen Sommer“, sagt Oliver Weiner vom Deutschen Wetterdienst. © DWD

Der Trend zeigt für die nächsten Tage in der Region Braunschweig oft Tage mit Temperaturen über 30 Grad an. Auch, wenn es schwierig ist, das Wetter langfristig vorauszusagen: Ist damit zu rechnen, dass es die nächsten Wochen hier eher heiß bleiben oder wird es wieder wechselhaft? Ist öfter mit so krassen Gewittern wie am vergangenen Wochenende zu rechnen?

Nach jetzigem Stand hält die hochsommerliche Wetterlage bis mindestens Mitte nächster Woche an. Im Wesentlichen bedeutet das meist viel Sonnenschein und warm bis heiß. Ab dem Wochenende sind vereinzelte Wärmegewitter nicht ausgeschlossen. Die treten aber nur lokal auf, die meisten von uns werden davon wenig merken. Wenn so ein Gewitter entsteht, kann es vereinzelt auch mal intensiver ausfallen, beispielsweise mit Starkregen, da wir in der Höhe nur schwache Luftbewegungen haben.

Während der Corona-Krise sinken die Treibhausgas-Emissionen weltweit: Kann man davon kurzfristig (also in diesem Jahr) Auswirkungen auf das Wetter und/oder Klima spüren?

Sehr wahrscheinlich wird das nicht der Fall sein. Dieser positive, aber zu kurzzeitige Trend wird mittelfristig insgesamt überlagert. Insbesondere im Bereich der Luftqualität waren zeitweise deutlich positive Signale erkennbar, vor allem in Ländern wie China. Die außergewöhnlichen Umstände sind aber insgesamt zu kurzzeitig, als dass sie sowohl global als auch in Deutschland Auswirkungen auf Wetter oder Klima haben könnten.

Stichwort Niederschläge: Gefühlt ist das Gefälle zwischen Nord (wenig) und Süd (viel) momentan besonders groß – stimmt diese gefühlte Einschätzung?

Das hängt davon ab, welches Gebiet und welchen Zeitraum man vergleicht: Betrachtet man das gesamte bisherige Jahr und ganz Niedersachsen, fiel besonders in Küstennähe wesentlich mehr Niederschlag als Richtung Landesinneres. Von den ostfriesischen Inseln bis zur Elbmündung sind es häufig 400 bis 600 Liter pro Quadratmeter, zwischen Bremen und Hannover teils nur 250 bis 400 Liter pro Quadratmeter. Im ersten Sommermonat Juni hatten wir eher ein Ost-West-Gefälle: Von Vechta über das Emsland bis nach Wilhelmshaven stellenweise bis 150 Liter auf den Quadratmeter, von Braunschweig über Hannover bis Bremen örtlich weniger als ein Drittel dieser Menge. Der Juli wiederum war entlang der Nordseeküste verbreitet drei- bis viermal so nass wie in einzelnen Gegenden im Harz.