Braunschweig. . So warm wie gestern war es bei uns seit Beginn der Aufzeichnungen an einem 25. Juni nur einmal. 9 Hitzethesen auf dem Prüfstand.

Es ist Sommer. Da scheint die Sonne, die Temperaturen steigen – wie in (fast) jedem Jahr. In unserer Region sogar vielleicht auf neue Rekordzahlen. Und mit den sommerlichen Hitzewellen kommen zuverlässig wieder dieselben Fragen auf: Wann kommt das nächste Gewitter? Welcher Tag wird der heißeste Tag? Was bringt Abkühlung? Wie kann man sich schützen? Wir haben unter anderem mit Experten vom Deutschen Wetterdienst gesprochen und einen Faktencheck zusammengestellt:

1. Behauptung: Am Mittwoch erwarten wir den heißesten Tag des Jahres in unserer Region.

Bewertung: Zunächst falsch – der Sommer ist noch lange nicht zu Ende, was noch kommt, ist ungewiss.

Fakten: Das Hoch „Ulla“ sorgt in ganz Deutschland für heiße Sommertemperaturen. Am Dienstag war es in unserer Region besonders warm. Das zeigen auch die Aufzeichnungen der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an der Bundesallee in Braunschweig. „Mit 31,2 Grad – gemessen um 15 Uhr – ist es zwar nicht die höchste Temperatur die wir je an einem 25. Juni gemessen haben, aber sehr nah dran am Rekord“, sagt Ralf Kuschnik, Mitarbeiter beim DWD. Im Vergleich: Am 25. Juni 1941 wurden
32 Grad gemessen.

Besonders warm soll jedoch die Nacht werden, weiß Wetterexperte Michael Baulitz, ebenfalls Mitarbeiter beim DWD und zuständig für die Region Nord-West-Deutschland. „In der Nacht werden die Temperaturen auf 20 Grad sinken. Da können wir also von einer tropischen Nacht sprechen.“

2. Behauptung: Es wird in den kommenden Tagen kühler.

Bewertung: Richtig.

Fakten: Ab Mittwoch erwarte uns eine Kaltfront von Nordwesten, so Baulitz. „Es werden dann für Mittwoch Temperaturen von 32 bis 33 Grad erwartet und am Donnerstag sinken die Zahlen weiter auf
25 Grad und es werde wolkiger.“ Außerdem erwarte der Wetterdienst böigen Wind in unserer Region und kühlere Temperaturen von nur noch 12 bis 13 Grad in der Nacht. „Aber es gibt auch gute Nachrichten: Zum Wochenende steigen die Temperaturen wieder an“, so Baulitz.

Anders sieht es jedoch im Südwesten Deutschlands aus, berichtet die Deutsche Presseagentur. Hier setzen die Temperaturen am Mittwoch noch einen drauf und steigen bis auf 39 Grad, wie der DWD am Dienstag in Offenbach mitteilte.

3. Behauptung: Es kommen bestimmt bald Gewitter.

Bewertung: Falsch.

Fakten: „Da haben wir aktuell eine sehr interessante Entwicklung“, merkt Wetterexperte Michael Baulitz an. Gewitter werden vom Wetterdienst in den kommenden Tagen in der Region nicht erwartet. „Ein Gewitter wird nur ausgelöst, wenn wir einen starken Einfluss eines Tiefdruckgebietes haben und die kühlere Luft in die Höhe steigt. Dies bleibt jedoch aus und damit werden auch keine Gewitter ausgelöst.“

4. Behauptung: Mittags ist es am heißesten.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Die Sonne steht um die Mittagszeit zwar am höchsten und gibt die stärkste Strahlung ab. Die Lufttemperatur erreicht ihr Maximum aber erst mit einigen Stunden Verzögerung. Erst wenn die Erdoberfläche soweit aufgeheizt ist, dass auch Straßen, Dächer und andere Objekte wieder Wärme abgeben, entstehen nach Aussage von Wetterexperten die Höchstwerte des Tages.

Hinzu kommt, dass der Höchststand der Sonne in Deutschland nicht um 12 Uhr mittags erreicht wird, sondern wegen der Sommerzeit nicht vor 13 Uhr. So ist es beispielsweise in Görlitz, am östlichsten Zipfel Deutschlands. Die Stadt liegt genau auf dem 15. Längengrad, sie ist deshalb idealtypisch für die Berechnung der „Normalzeit“ in Deutschland. In Aachen an der Westgrenze erreicht die Sonne Ende Juni erst mehr als eine halbe Stunde später, also gegen 13.40 Uhr, ihren Höchststand.

Je nach Umgebung wird die höchste Temperatur deshalb erst am späteren Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr gemessen.

5. Behauptung: Beduinen schützen sich mit dunkler Kleidung gegen Hitze.

Bewertung: Richtig, aber entscheidend ist eher der Schnitt als die Farbe der Kleidung.

Fakten: Weiße Kleidung wirft das Sonnenlicht zurück, schwarze dagegen saugt es auf. Dennoch bevorzugen viele Wüstenbewohner in Nordafrika und dem Nahen Osten dunkle Gewänder. Israelische Forscher haben das schon 1980 genauer untersucht und Vergleichsmessungen mit Beduinen in der Negev-Wüste vorgenommen.

Das Ergebnis: Die Farbe der Gewänder machte kaum einen Unterschied, wohl aber der Schnitt. Denn die Beduinen tragen ihre Roben locker um den Körper – so kann zwischen den Lagen Luft hindurchströmen, die die Wärme abtransportiert und die Haut so kühlt. Probanden in eng sitzenden hellbraunen Uniformen oder kurzen Hosen wiesen dagegen höhere Hauttemperaturen auf.

6. Behauptung: Eine kalte Dusche stoppt die Schweißproduktion.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Durch das kalte Wasser geht die Körpertemperatur erstmal runter, das Gehirn bekommt ein Kältesignal. Die unter der Oberfläche gelegenen Blutgefäße ziehen sich zusammen, um Wärmeverlust zu verhindern. Nach der Dusche muss sich der Körper dann wieder auf die heiße Außentemperatur einstellen – die Gefäße reagieren mit verstärkter Schweißproduktion.

Experten raten deshalb dazu, im Hochsommer nicht unter Körpertemperatur zu duschen.

7. Behauptung: Warmer Tee kann bei Hitze mehr erfrischen als eine eiskalte Limonade.

Bewertung: Richtig.

Fakten: Wie bei kalten Duschen wird mit Kaltgetränken der Stoffwechsel angeregt, der Körper reagiert auf den Kälteimpuls mit Wärmeproduktion. Am Ende fließt sogar mehr Schweiß, der Körper verliert die dringend benötigte Flüssigkeit, man hat mehr Durst - ein gefährlicher Kreislauf.

Der menschliche Körper ist darauf eingerichtet, alle Speisen und Getränke an die etwa 36,7 Grad Körpertemperatur anzugleichen. Kaltes wird erwärmt, Heißes gekühlt - beides ist mit kleinen Anstrengungen verbunden.

Hitzeprofis bevorzugen deshalb warme Getränke. Das zusätzliche Wärmesignal sorgt dafür, dass sie ständig - aber nur leicht – schwitzen, was zu Verdunstungskühle führt. Der in Nordafrika besonders beliebte Pfefferminztee hat zudem eine kühlende Wirkung.

8. Behauptung: Bei Sommerhitze können Ventilatoren Abkühlung schaffen.

Bewertung: Ungewiss.

Fakten: Ventilatoren bringen die Luft in ihrer Umgebung in Bewegung. Wer sich in diesem Luftzug befindet, spürt eine Abkühlung, wenn Schweiß auf der Haut verdunstet. Die Raumtemperatur sinkt durch den künstlich erzeugten Wind aber nicht.

Eine Studie von 2016 zu den Wirkungen von Ventilatoren konnte deren positive Effekte 2016 nicht belegen. Bei Temperaturen über 35 Grad könnte der allzu warme Luftstrom sogar zu einer Überhitzung und Dehydrierung des Körpers führen, heißt es. Wetterexperte Jörg Kachelmann ist dennoch überzeugt: „Mit einem anständigen, Wind machenden Propeller hält man fast jede Temperatur aus.“

9. Behauptung: Durch die Hitze gibt es Schäden an den Autobahnen.

Bewertung: Richtig.

Fakten: Wegen der hohen Temperaturen mussten sich Autofahrer im Süden von Sachsen-Anhalt bereits gestern auf zusätzliche Tempolimits auf Autobahnen einstellen. Auf mehreren geschädigten Abschnitten der Autobahnen 9 und 38 gelten bis auf weiteres Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie der Chef der Landesstraßenbaubehörde, Uwe Langkammer, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dies seien Vorsichtsmaßnahmen. Der Hintergrund: Dort können geschädigte Betondecken bei anhaltend hohen Temperaturen abrupt aufbrechen und sich anheben.