Braunschweig. . Die kassenärztliche Vereinigung rät: Wer sich jetzt noch impfen lassen will, muss bei Apotheken oder Ärzten anfragen.

Geht die Impfzeit bis in den Februar hinein?

Das fragt unsere Leserin Gisela Kamp aus Braunschweig.

Die Antwort recherchierten Stefan Simon und unsere Agenturen

Ärzte raten, sich im Herbst vor Ausbruch der Grippesaison impfen zu lassen. Doch auch im Januar und Februar bringt die Schutzimpfung noch etwas. Wer sich bislang nicht hat impfen lassen, kann nun aber durchaus Pech haben. Denn der Impfstoff ist nicht mehr lieferbar, sagt Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) auf Anfrage unserer Zeitung. Wer sich dennoch vor den Influenza-Viren schützen will, muss Apotheken und Hausärzte abklappern. Einige hätten noch Restbestände des Vierfach-Impfstoffes, so Haffke.

Wegen eines ersten Impfstoffmangels im November vergangenen Jahres hatte Deutschland mehrere Tausend Dosen Grippe-Impfstoffe aus anderen EU-Ländern importiert. Nach Informationen des Gesundheitsministeriums in Hannover wurden für Niedersachsen 135.000 Impfstoffdosen aus den Niederlanden importiert. Haffke bemängelt, dass es zu regionalen Engpässen gekommen und die Verteilung nicht optimal gelaufen sei. Einige Apotheken und Ärzte hätten sogar überproportional viel Impfstoff bestellt.

Um generell einen Impfstoffmangel zu vermeiden, rät Haffke Ärzten abzuwägen, welche Patienten eine Impfung nötiger hätten. „Ein älterer Mensch sollte eher geimpft werden als ein junger gesunder Mensch. Wer in seinem Beruf viel mit Menschen zu tun hat sollte eher behandelt werden als eine Person, die alleine im Büro sitzt.“

Dieses Problem hatte Susanne Schlei, Allgemeinärztin einer Gemeinschaftspraxis in Braunschweig, nicht. Sie sah sich gut gerüstet für die bevorstehende Impfwelle. „Wir konnten rund 550 Kassenpatienten impfen. Nur im neuen Jahr waren drei Patienten dabei, denen wir keinen Impfstoff mehr verabreichen konnten, aber das waren keine akuten Fälle“, sagt Schlei.

Rückblickend auf die große Nachfrage nach dem Vierfach-Impfstoff im Herbst, sagt Julia Lüdke von der Osterloh-Apotheke in Wolfsburg, „war die Situation eigentlich immer recht entspannt.“ Probleme gab es dort wohl nicht. „Wir haben die Ware erhalten, wenn die Nachfrage da war.“ Aktuell gebe es keine Anfragen mehr nach dem Impfstoff. Ob es auch Ärzte gab, die sehr viele Impfstoffdosen bestellten? Lüdke erinnert sich an einen Hausarzt: „Es gibt hier einen, der viel impft“, sagt sie.

Weil in der vergangenen Saison viele Menschen an Grippe erkrankt waren, hätten sich aus Angst vor einer Infizierung diesmal mehr Menschen impfen lassen, sagt Haffke von der KVN. Ein weiterer Grund sei die Einführung des Vierfach-Impfstoffs, der als wirksamer gilt als der mit drei Komponenten, sagte eine Sprecherin des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

Selten war eine Grippewelle so heftig über Deutschland gerollt wie in der Saison 2017/2018. In Niedersachsen waren dabei nach Angaben des Landesgesundheitsamts knapp 17.800 Menschen an Grippe erkrankt, 204 starben. Seit Beginn der aktuellen Grippe-Saison im vergangenen Herbst sind in Niedersachsen 58 Influenza-Fälle gemeldet worden. Das geht aus einem wöchentlich erscheinenden Bericht des Landesgesundheitsamtes hervor. Der Anteil der positiv auf Influenza getesteten Proben sei auf acht Prozent gestiegen, hieß es.

Von einer Grippewelle wird erst ab einer Positivrate von 20 Prozent gesprochen. Wie viele Menschen sich tatsächlich geimpft haben, dafür gebe es noch keine Zahlen, heißt es von Seiten des Landesgesundheitsamtes.

Um eine endgültige Bilanz für 2018/2019 zu ziehen, sei es generell noch zu früh, sagt Haffke. Eines könne er mit Sicherheit schon jetzt sagen: „Es wird in dieser Saison wesentlich weniger Erkrankte geben als in der vergangenen.“