Braunschweig. Wann soll der Atommüll aus dem maroden Lager in der Asse geholt werden? In seinem ersten Interview im neuen Amt äußert sich der Chef der BGE.

Seit mehr als 50 Jahren lagern Fässer mit radioaktivem Abfall in der Asse. Die Zeit für die Rückholung drängt, weil täglich Wasser in das marode Bergwerk einströmt. Eine Stilllegung ist dennoch weit entfernt. Als vages Datum gilt das Jahr 2033.

Nun kündigte der neue Chef der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Stefan Studt, an: Bis Ende 2019 wird es zumindest einen Gesamtplan für den nötigen Schachtbau, die Rückholung und die Zwischenlagerung geben – inklusive Varianten, weil das marode Bergwerk immer wieder für Überraschungen sorgt. Das sagte Studt im Interview mit unserer Zeitung.

Einen solchen Zeitplan gibt es bisher nicht. Unlängst hatte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) einen Gesamtplan für die Asse-Räumung gefordert. Studt warb um Verständnis: „Auch ich hätte gerne Meilenstein für Meilenstein, den wir monatlich abhaken können. Das haben wir in der Tat so noch nicht. Dass, was wir da machen, ist weltweit einzigartig.“

Es ist das erste große Interview Studts, der seit gut 100 Tagen BGE-Chef ist. Die BGE mit ihren knapp 2000 Mitarbeitern und ihrem Sitz in Peine ist die wichtigste Endlagerbehörde in Deutschland. Sie betreibt die Asse, Schacht Konrad in Salzgitter und Morsleben in Sachsen-Anhalt. Zudem suchen die Mitarbeiter das Endlager für hoch radioaktiven Atommüll in Deutschland.

Bei der Asse drängt die Zeit. Täglich strömt Wasser in das Bergwerk ein, droht es zu destabilisieren. Viele Jahre waren es 11,5 Kubikmeter, seit ein paar Wochen drängen 12,5 Kubikmeter ein. Vorhersagen zur weiteren Entwicklung gelten als schwierig. Außerdem verschiebt sich das marode Bergwerk jedes Jahr leicht. Die Stabilisierung der Anlage hatte bisher nicht den gewünschten Erfolg. Selbst das Bundesumweltministerium mahnt mittlerweile zur Eile.

Studt aber versprach: „Wir haben alles im Griff. Die Stabilisierung des Bergwerks, die Bergung des Mülls und die Notfallplanung haben wir genau im Blick.“ Die Asse I und Asse III sind bereits abgesoffen. Die BGE hat den gesetzlichen Auftrag, die Asse II stillzulegen.

Studt erklärte mit Blick auf das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll, Schacht Konrad, dass das Bereitstellungslager nicht in Salzgitter entstehen wird. Das hatten vor ihm schon andere gesagt. Studt sagte nun: „Rein logistisch wäre es praktisch, den Müll direkt an der Anlage zu konfektionieren. Ein Bereitstellungslager wäre den Bürgern vor Ort aber nicht auch noch zuzumuten.“

An die von Markus Söder (CSU) geführte Landesregierung in Bayern richtete Studt eine kleine Kampfansage. Die Landesregierung hält es für ausgeschlossen, dass das Endlager für hoch radioaktiven Müll im Freistaat errichtet wird und hat das so in den Koalitionsvertrag geschrieben. Studt sagte dazu: „Für uns ist die Landkarte weiterhin weiß. Sie bleibt auch weiß, wenn Bundesländer uns keine geologischen Daten zuliefern. Wegducken hilft nichts.“

Lesen Sie hier das Interview mit dem BGE-Chef:

BGE-Chef kündigt Plan für Atommüll-Bergung in der Asse an