Gifhorn. Für Zugführer bleibt im Ungewissen, ob ein Halbschranken-Bahnübergang blockiert ist.

Unser Leser Tom Stein aus Braunschweig sagt:

Ich halte es für ausgeschlossen, dass das Auto zwischen den Schranken eingeschlossen war.

Die Antwort recherchierte Reiner Silberstein

Warum ist es vergangenen Mittwoch überhaupt in Meine (Kreis Gifhorn) zu einem Unfall auf einem Bahnübergang gekommen? War er nicht sicher genug? Warum konnte die Frau mit ihrem Auto die Gleise nicht verlassen? Das fragt sich Leser Tom Stein aus Braunschweig. Denn dass es zwischen den Bahnschranken eingeschlossen gewesen sein könnte, halte er für ausgeschlossen. Bei Halbschranken habe ein Autofahrer doch genügend Platz, den Gleisbereich zu verlassen. Und hat ein Bahnübergang denn keine technische Kontrolle, ob die Gleise frei sind? Stein meint: „Wer das in der Fahrschule Gelernte beherzigt (niemals auf Bahnübergängen halten), bleibt länger gesund.“

In der Tat handelt es sich beim Bahnübergang in Meine um Halbschranken mit Lichtzeichen und Zusatzschranken für Fußgänger, teilt Bahn-Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis auf Anfrage mit. Ein Rotsignal gibt es für Lokführer nur, wenn die Schranken nicht ordentlich schließen können – wenn zum Beispiel ein Wagen darunter eingeklemmt ist. Eine andere technische Kontrolle sei an solchen Anlagen nicht nötig – denn Autofahrer bekämen den Weg vor sich nicht durch Schranken versperrt, wenn sie auf den Gleisen stehen. Bestenfalls schließt sich eine Schranke hinter dem Wagen. Zudem gebe es auch die Möglichkeit, den Platz in die entgegengesetzte Richtung auf der Gegenfahrbahn zu verlassen. Meyer-Lovis: „Der Verkehrsteilnehmer hat also jederzeit die Möglichkeit, den Bereich zu räumen.“ Warum dies die Frau aus Wedelheine vergangenen Mittwoch nicht getan hat, entziehe sich der Kenntnis der Bahn, sagt sein Kollege Andreas Sahlmann.

Das weiß jedoch Wilko Klingenberg von der Meiner Polizei: „Es war ja Glatteis. Die Frau war nicht in der Lage, ein Wendemanöver zu fahren.“ Vor ihr habe ein Auto gestanden, auch der Weg nach links in den Gegenverkehr sei versperrt gewesen. Also sei die Frau erst einmal ausgestiegen. Fatal sei dann die Entscheidung gewesen, wieder einzusteigen, als sich bei Grün an der B 4-Ampel vor ihrem Auto wieder etwas Platz auftat. „In der Hektik bekam sie den Schlüssel nicht umgedreht“ – deshalb lösten die Airbags beim Aufprall nicht aus. „Sie hätte bei dem Unfall tot sein können.“

Immer wieder komme es an Bahnübergängen in Deutschland zu Unfällen – 171 waren es allein im vergangenen Jahr, so Meyer-Lovis. Hauptursachen für die oft folgenschweren Kollisionen seien Leichtsinn, Unaufmerksamkeit oder Unkenntnis der Fahrer.

„Wenn am technisch gesicherten Bahnübergang das rote Licht blinkt, ebenfalls sofort anhalten“, sagt der Pressesprecher, „und geschlossene Schranken auf keinen Fall umfahren!“ Denn: Züge können nicht ausweichen. Ein Personenzug, der mit Tempo 100 unterwegs ist, brauche fast einen Kilometer bis er steht. „Daher hat er am Übergang immer Vorrang.“

Der Schaden an der Schranke in Meine sei mittlerweile repariert, so dass die Technik wieder funktioniere – nur ein Antrieb einer Fußgängerschranke müsse inklusive Fundament erneuert werden. Leser Tom Stein fragt sich allerdings, warum wegen eines Defekts gleich alle drei Schrankenanlagen des Ortes – neben an der Hauptstraße auch die an Kuhweg und an der Bundesstraße 4 nach Gifhorn – stillgelegt waren. Den Grund gibt Meyer-Lovis: „Da diese drei Bahnübergänge sehr dicht aufeinanderfolgen, muss die Technik zwingend zusammengeschaltet sein, da die Schließzeiten sonst nicht ausreichend wären.“