Braunschweig. Aber noch lange nicht alle LKW auf deutschen Autobahnen sind damit ausgerüstet.

Unser Leser William Roßmann aus Königslutter fragt:

Ab wann werden automatische Notbremssysteme für LKW gesetzlich vorgeschrieben sein?

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Mehrere schwere Unfälle auf der A2 haben die Diskussion über die Sicherheit des Fernverkehrs neu entfacht. Häufig sind Fahrfehler wie zu geringer Abstand zum Vordermann Ursache für Auffahrunfälle an Baustelleneinfahrten. Automatische Assistenzsysteme, die den Abstand überwachen und notfalls den LKW bremsen, könnten solche Unfälle verhindern.

Für LKW ab acht Tonnen Gewicht ist ein automatischer Notbremsassistent seit November 2015 EU-weit bei Neuzulassung Pflicht. Das System erkennt den Abstand zu anderen Fahrzeugen und warnt den Fahrer bei zu starker Annäherung. Im Notfall bremst es auch ohne Mitwirkung des Fahrers.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) hat in einem Feldversuch ermittelt, dass solche Assistenten zusammen mit anderen Systemen die Unfallwahrscheinlichkeit um 34 Prozent reduzieren. Entsprechend befürwortet BGL-Präsident Adalbert Wandt die EU-Regelung. „Die Nutzungsdauer eines LKW beträgt im Durchschnitt etwa zehn Jahre, davon drei bis fünf im Fernverkehr“, sagt der Spediteur aus Braunschweig. Es werde noch ein paar Jahre dauern, bis zumindest alle LKW aus EU-Ländern mit solchen Systemen ausgestattet sind.

Allerdings kommt es immer wieder vor, dass die Fahrer die Systeme ausschalten. Wandt hat dafür teilweise Verständnis: „In Baustellen ist das manchmal sinnvoll, weil riskante Fahrmanöver von wenig rücksichtsvollen PKW-Fahrern ständig Warnungen und eventuell sogar einen gefährlichen Bremsvorgang auslösen könnten.“ Doch der BGL kritisiert, dass die Systeme sich nicht von selbst wieder aktivieren.

Schaltet der Fahrer den Assistenten nicht wieder an, wird er beim nächsten Neustart des Motors aktiviert, erklärt Gregor Jentzsch, Pressesprecher der MAN Truck & Bus AG. Die Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass die Fehlwarnungen in dichtem Verkehr sich in Grenzen hielten. „Das Risiko eines abgeschalteten Assistenzsystems wiegt schwerer als die wenigen Fehlwarnungen. Daher sind die Systeme bei uns seit dem Frühsommer 2017 in Serienmodellen nicht mehr abschaltbar“, sagt Jentzsch.

Wandt begrüßt dies. Als Sofortmaßnahme fordert der BGL-Präsident, das Einhalten der Abstände auf Autobahnen schärfer zu kontrollieren und bei Verstößen höhere Bußgelder zu erheben. Zugleich betont er aber: „Auch wenn es bei uns in der Region nicht so wirkt, die Beteiligung von LKW an Unfällen ist deutlich zurückgegangen.“