Braunschweig. Die extreme Wettersituation hat in den Überschwemmungsgebieten zu einer wahren Stechmücken-Plage geführt. Auf Beistand von oben darf man nicht hoffen.

Unser Leser Gerhard und Renate Hartung fragen:

Wir haben aus Fulda erfahren, dass es dort keine Mücken gibt, weil sie aus der Luft mit Pestiziden bekämpft wurden. Warum wird das bei uns nicht angewendet?

Die Antwort recherchierte Tobias Bosse

Wenn die Flut kommt, dann lassen die Mücken nicht lange auf sich warten. Die extreme Wettersituation in Niedersachsen hat in den Überschwemmungsgebieten zu einer wahren Stechmücken-Plage geführt. Die Bedingungen zur Fortpflanzung sind dadurch nämlich ideal. Die Blutsauger sind das Gesprächsthema des Sommers und einige fragen sich: Wieso werden diese lästigen Viecher nicht großflächig aus der Luft bekämpft?

Tatsächlich wurde aber in Fulda kein derartiger Kampf gegen Mücken geführt. Weder Landes- noch Stadtverwaltung Fuldas haben Kenntnis von einer solchen Aktion und gehen daher davon aus, dass es sich dabei um ein Missverständnis handeln müsse. Allerdings ist ein solches Vorgehen nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, wie uns aus dem Landkreis Fulda bestätigt wird. Demnach soll es in Hessen in der Vergangenheit schon zu einer Mückenbekämpfung aus der Luft gekommen sein. Unter welchen Umständen es dazu kam und wer dieses Vorgehen überhaupt autorisieren könne, konnte uns jedoch nicht erklärt werden.

Und das scheint auch gar nicht so leicht zu sein. Denn auf der Suche nach einem zuständigen Ansprechpartner im Bundesland Niedersachsen, wiesen etliche Ministerien die Verantwortung für dieses Thema von sich. Weder das Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, noch das für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz oder das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung konnten Auskunft geben. Schließlich gibt es ja auch kein Mücken-Ministerium.

Letztlich verwies man auf das Niedersächsische Landesgesundheitsamt. Auch dort herrschte zunächst Verunsicherung, ob man der richtige Ansprechpartner sei. Johannes Dreesman, Infektionsepidemiologie, entschied aber, dass er etwas zur Klärung beitragen könne. Nämlich, unter welchen Umständen eine großflächige Mückenbekämpfung überhaupt eine Option darstellt: „Wenn die Gefahr auf die Übertragung von ansteckenden Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber besteht, dann kann ein solches Vorgehen im Sinne des Infektionsschutzgesetzes durchgesetzt werden. Ob das dann per Hubschrauber geschieht, sei dahingestellt.“

Handele es sich allerdings nicht um eine Stechmückenart, die Infektionskrankheiten übertrage wie die asiatische Tigermücke, sondern um die gemeine Mücken, sei so ein Einsatz kaum denkbar. Im südlichen Deutschland, besonders in der Rhein-Region, seien in der jüngeren Vergangenheit bereits Tigermücken entdeckt worden. Und die Ministerien rechnen mit Hinblick auf den Klimawandel mit einer Häufung dieser Fälle. Deshalb wurden Arbeitsgruppen gebildet, die diese Entwicklung beobachten und ein Mücken-Monitoring betreiben. „Wir fangen regelmäßig Mücken und kontrollieren sie. Bisher waren keine gefährlichen Mückenarten dabei, aber das Thema nimmt an Bedeutung zu“, sagt Dreesman.

Sollten die Tigermücke oder andere Mückenarten, die Krankheiten übertragen können, in Niedersachsen auftauchen, würden diese auch großflächig bekämpft werden. Handelt es sich um die gemeine Mücke, darf man hingegen keine Hilfe von oben erwarten.