„Die ersten Lieder über ist alles friedlich, ehe er plötzlich aus dem Nichts kommt.“

Das Outfit sitzt, Haare und/oder Make-up sind auf Perfektion getrimmt. Wohin es geht? Nicht zum schick Essen oder netten Ausflug. Nein, Nein, Nein… Es wird geschwitzt, gesprungen und sich die Seele aus dem Leib gebrüllt.

Denn was sich wie ein entfernter Traum anfühlte, als man in der Isolation Aufnahmen alter Live-Konzerte über den Bildschirm flimmern ließ und den Geschmack des Plastikbecher-Bieres dabei fast auf der Zunge schmecken konnte, ist nun endlich wieder Realität: Konzerte.

Liebevoll wird also das Bandshirt entstaubt, dessen Aufdruck so groß und kitschig ist, dass man es nie im Alltag tragen würde. Nach einer panischen Suche, gezeichnet von „Du hattest sie doch“, hält man die Konzerttickets dann so freudig in den Händen wie das goldene Ticket für die Schokoladenfabrik.

Doch der wahre Endgegner der Konzerte ist nicht die Pandemie – zumindest für jene Menschen, die einen Stuhl benötigen, um das höchste Küchenregal zu erreichen. Die ersten Lieder über ist alles friedlich, ehe er aus dem Nichts kommt: Der Goliath, zwei Meter hoch – und gefühlt genauso breit. Dem Anblick der Band weicht ein Hinterkopf.

Doch was tun, wenn man die Steinschleuder nicht zur Hand hat? Vorsichtig – und zum Takt der Musik – schleicht man ein paar Plätze nach links oder rechts. Doch die Freude hält nicht lange: Der Goliath zückt sein Handy und hält den Arm hoch. Das Konzert flimmert über den Handybildschirm und die Hoffnungen schwinden.

Doch dann dreht er sich um, der Goliath, und sein Blick fällt auf das Band­shirt mit dem selben großen und kitschigen Aufdruck, das auch sein Shirt ziert. Der Goliath nickt – und gibt den Weg frei. Doch kaum hat man sich wieder eingetanzt ist er da, der nächste riesige Schatten...