„Schuhe mussten wir eine ganze Weile in Sicherheit bringen – besonders Flipflops hatten es unserer Junghündin damals angetan.“

Vor mehr als elf Jahren ist ein kleines, schwarzes Wollknäuel bei uns eingezogen. Es war so winzig, dass die langen Schlappohren auf dem Boden hingen und der tapsige Welpe beim Laufen darüber stolperte.

In elf Jahren hat uns dieses Wollknäuel – inzwischen eine stattliche Labrador-Dame von mehr als 30 Kilogramm Gewicht – nicht nur einmal in den Wahnsinn getrieben.

Etwa als sie das Tastaturkabel des Computers durchgeknabbert hat – und mein Mann einen halben Tag lang geforscht hat, was die Ursache für dieses Nichtfunktionieren ist. Oder als sie das Ladekabel des Handys durchgebissen hat – das natürlich noch in der Steckdose steckte. Wir vermuten, es hat so schön geprickelt auf der Zunge. Schuhe mussten wir eine ganze Weile in Sicherheit bringen – besonders Flipflops hatten es unserer Junghündin damals angetan.

Ich erinnere mich an eine Wanderung zur Hanskühnenburg, auf der es nicht eine Pfütze, nicht einen Bach gab, in den der wasserverrückte Hund hätte springen können – sie wählte stattdessen ein hüfttiefes Schlammloch. Der schwarze Hund war braun. Bis wir endlich am Parkplatz an unserem Auto ankamen – es waren noch einige Kilometer Fußmarsch – war der Schlamm schön trocken und verkrustet. Ich erinnere mich an den Nasenbruch, als meine Hündin vor lauter Liebe und Freude an mir hochsprang und unsere Köpfe zusammenstießen, als ich mich zu ihr herunterbeugen wollte – ihr Kopf war definitiv härter als meine Nase.

Ich erinnere mich an den Urlaub in Österreich, als sie die Reinigungskraft aus unserem Zimmer verscheuchte, die es gewagt hatte, unsere Betten machen zu wollen – unsere Labi-Dame wollte noch liegen bleiben. Die arme Frau kam uns völlig verstört auf der Treppe entgegen.

Ich erinnere mich an die Trainingsstunden in der Hundeschule, wo sie Hürden zum Einsturz gebracht hat, andere Hunde einfach überrannt hat und am Ende unserer wenig glorreichen Karriere im Hundesport den Spitznamen „schwarze Gefahr“ mit nach Hause genommen hat.

In elf Jahren hatte unsere Labrador-Dame nur Blödsinn im Kopf, wie oft haben wir uns über sie geärgert, wenn sie wieder etwas angestellt hat oder triefend nass direkt aus ihrem Hundepool durch unsere Küche spazierte.

Doch abends, auf dem Sofa, wenn sie ihre Hundeschnauze wie im Film auf meinem Fuß abgelegt hat, war der Ärger augenblicklich verflogen.

Wenn ich sie heute betrachte, sehe ich eine alte Dame, die nicht mehr ganz so flink unterwegs ist und auch nicht mehr so viel Blödsinn im Kopf hat. Mit einer Engelsgeduld erträgt sie die Avancen unseres Einjährigen – als gesetzte Dame weiß man eben, dass Widerstand in dieser Hinsicht zwecklos ist. Und wenn sie manchmal Probleme beim Laufen hat, weil die Hüfte schmerzt, tut es mir in der Seele weh.

An die vielen guten Jahre, die wir mit unserem Hund verbracht haben, denken wir nicht oft. Der Tag des Hundes, der am Sonntag begangen wird, ist eine gute Gelegenheit dazu. Mein Hund wird am Sonntag einen dicken Knochen bekommen.