„Für die Freibadfreunde ist es eine gute Botschaft, dass das Bad noch einmal öffnen wird, und es ist den Osterodern zu gönnen.“

Hängt ihn auf! Nein, teert und federt ihn! Zum Glück sind derartigdrakonische Strafen für missliebige Zeitgenossen bei uns out. Und doch: Wer die aufgeheizte Stimmung bei den Diskussionen um den Freibadneubau erlebte, der mochte sich an derart antiquierte Strafverfolgung erinnert fühlen. Das Aloha mit dem 50-Meter-Becken, das ist eine heilige Kuh in Osterode, ein minenverseuchtes Feld mit einiger Streuung, in das jeder, der noch Großes vorhat, wahrlich nicht geraten möchte.

Für die Freibadfreunde ist es eine gute Botschaft, dass das Bad noch einmal öffnen wird, und es ist den Osterodern zu gönnen. Hoffen wir auf einen guten Sommer. Doch es ist ein teurer Badespaß, den man sich leistet, und könnte, was den Neubau angeht, zeitlich zu Verwerfungen führen. Egal, es ist auf Bestreben der SPD entschieden. War es reine Bürgernähe einer Volkspartei, ein letztes Entgegenkommen all den Kritikern, die einen Neubau nicht wollten? Oder ist es tatsächlich politisches Kalkül mit Blick auf die Bürgermeisterwahl? Auf Sachebene jedenfalls wurde nicht entschieden. Stellen wir uns vor, die CDU hätte, wir unterstellen das mal einfach boshaft, das Thema während des Wahlkampfs geschickt besetzt, die verlorene Badesaison für die Bürger glaubwürdig beklagt und den Volkszorn auf den politischen Gegner gerichtet, der in einem heißen Sommer ohne sichtbaren Baufortschritt schädlicherweise das Freibad schließt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die FDP konnte Donnerstag keine politische Entscheidung ausmachen, lieferte mir aber mit der Betonung auf die „starken Emotionen“ der „erhitzten Gemüter“, die mit der Freibaddiskussion verbunden sind, die Antwort. Ganz falsch liegen die Grünen mit ihrem Urteil jedenfalls nicht.