Bad Grund. Am Tag des offenen Denkmals wurden die Ergebnisse des Trafo-Projekts in der Schachtanlage Knesebeck in Bad Grund präsentiert.

Für die Bergstadt Bad Grund war der vergangene Sonntag gleich in zweierlei Hinsicht ein besonderer Tag. Die Besucher konnten nicht nur den bundesweiten Tag des offenen Denkmals im Museum der Schachtanlage Knesebeck begehen, sondern zugleich an der feierlichen Neueröffnung der Museums-Ausstellung teilhaben. Rund fünf Jahre nach Antragsstellung fand das Trafo-Projekt (Modelle für Kultur im Wandel) der Kulturstiftung des Bundes damit seinen Höhepunkt und Abschluss.

Modern und übersichtlich ist die Montan-Ausstellung geworden, mit anschaulichen Modellen, die unterschiedliche Funktionsweisen erklären. Kurzweilige Interviews mit ehemaligen Bergleuten informieren über die Arbeit unter Tage. Diese Hörstationen sind in einem Schulprojekt der Oberschule Badenhausen (OBS) entstanden. OBS-Schüler haben die Interviews 2018 geführt.

Der Direktor der Stiftung Unesco-Welterbe, Gerhard Lenz, würdigte bei der Eröffnung besonders das Engagement des Fördervereins Bergbau- und Heimatmuseum mit dem Vorsitzenden und ehemaligen Steiger Volker Sturm an der Spitze: „Sie alle haben diesen langen Prozess mit viel Geduld aktiv begleitet. Wenn Sie nicht mitgemacht hätten, hätten wir es nicht hinbekommen“. Zum Zeitpunkt der Bewerbung bei der Kulturstiftung sei allen Beteiligten vielleicht nicht wirklich klar gewesen, was da alles auf einen zukam. Man habe sich viel mit Partizipation und Umbruchprozessen beschäftigt, so Lenz weiter. „Alle Beteiligten haben diesen Erinnerungsort zu einem Vermittlungsort gemacht. Das ist Story-Telling Welterbe“, betonte der Direktor.

Reigen in Bad Grund eröffnet

„Es ist für uns eine große Ehre, den Reigen hier in Bad Grund eröffnen zu können“, betonte der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, in seinem Grußwort, denn im Anschluss wurden auch die anderen drei an dem Trafo-Projekt beteiligten Bergwerke in Clausthal-Zellerfeld, St. Andreasberg und Wildemann offiziell eröffnet. Dieses Ergebnis des Projektes sei ohne die beteiligten Akteure nicht möglich gewesen. „Das zeigt, dass Kultur keine freiwillige Aufgabe der Kommunen sein darf“, so Dietzmann. „Kultur ist wichtig für die Menschen, und die Landeszuständigen sollten befinden, kleinen Kommunen die Kulturarbeit mehr zu erleichtern.“ Was die künftige Trägerschaft des Museums angehe, sollen zeitnah die Gespräche fortgesetzt werden. Neben allen Beteiligten, dankte Dietzmann ebenso besonders Volker Sturm: „Sie haben neben Neugierde auch immer Skepsis geäußert“. Dietzmann sei es in der ersten Zeit, in der noch keine Ergebnisse greifbar gewesen seien, ähnlich ergangen, aber die Geduld habe sich, wie man nun sehe, gelohnt. Das Besondere in Bad Grund sei der überaus aktive Förderverein und der dynamische Standort, lobte der Projektleiter Ulrich Reiff.

Die Schachtanlage Knesebeck war nur ein Projekt von vier ausgewählten und umgestalteten Kultureinrichtungen in der Welterberegion Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. Interessierte hatten Sonntag ebenso die Möglichkeit, sich von den Neuerungen im Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld, im Besucherbergwerk Grube Samson in St. Andreasberg und im 19-Lachter-Stollen in Wildemann zu überzeugen. Für alle vier Museen wurden in den vergangenen Jahren inhaltliche Schwerpunkte erarbeitet, die den Kern der jeweiligen Ausstellung bilden: Druck, Tiefe, Wissen und Energie. Diese Schwerpunkte verleihen jeder Einrichtung ein eigenes Profil und verdeutlichen den Besuchern, dass sie an jedem Ort weitere wichtige Aspekte des Bergbaus entdecken können. „Wir alle haben die Einzigartigkeit eines jeden Museums sichtbar gemacht“, so die Referentin des Trafo-Projektes Harriet Völker. „Es war wichtig, das Authentische eines jeden Museums zu bewahren, aber auch zu modernisieren“.

Die Ausstellung der Schachtanlage Knesebeck vermittelt ausgehend vom Profil Druck die Nutzung von Wasserkraft zur Drucklufterzeugung als Energiequelle für den Bergbau. Das Wahrzeichen der Anlage ist der 1912 errichtete 47 Meter hohe Hydrokompressorenturm, dessen Funktionsweise in einem der neuen Ausstellungsmodule veranschaulicht wird. „Druck als Alleinstellungsmerkmal heiß nicht, dass man sich abgrenzen, sondern sich mit den anderen Museen ergänzen will“, so Dietzmann. „Es soll Appetit auf die anderen erlebbaren Orte machen. Mit den vier Museen sind wir harzweit gut aufgestellt.“

Nächste Station: 19-Lachter-Stollen

Die nächste Station bei der offiziellen Eröffnung mit den Projektbeteiligten war der 19-Lachter-Stollen. Neben Gerhard Lenz eröffnete hier auch Britta Schweigel, Bürgermeisterin Clausthal-Zellerfeld, Arno Schmidt, Ortsbürgermeister Wildemann, und Angelika Rebentisch, Mitarbeiterin Kurbetriebsgesellschaft „Die Oberharzer“, den weiterentwickelten 19-Lachter-Stollen. Als Anlage des Altbergbaus vermittelt er mit seinem Schwerpunkt Tiefe das untertägige Vermessungswesen und die Entwässerung tiefer Bergwerke. Beim Blick in seinen mehr als 260 Meter tiefen Ernst-August-Schacht wird sein Profil sinnlich erlebbar: Eine neue Ausleuchtung inszeniert die Tiefe des Schachts eindrucksvoll. Völlig neu gestaltet ist auch der Empfangsbereich des 19-Lachter-Stollen mit interaktiven Modulen und Tafeln.

Am 19-Lachter-Stollen veranschaulichten die Projektbeteiligten die Bedeutung der Kooperation für das Projekt und nannten Beispiele dafür, wie die kleine Einrichtung von der gemeinsamen Arbeit im Verbund profitieren kann. Konkret ist dies etwa die Einrichtung eines gemeinsamen Kassensystems mit den weiteren Trafo-Häusern, ein gemeinsames Erscheinungsbild bei der Ausstellungsgestaltung oder dem Internetauftritt und der Zugriff auf einen gemeinschaftlichen Pool von Führern.

Neue Gestaltung: An den Stelen können Besucher per Knopfdruck Interviews ehemaliger Bergleute sehen und hören.
Neue Gestaltung: An den Stelen können Besucher per Knopfdruck Interviews ehemaliger Bergleute sehen und hören. © HK | Herma Niemann

Am Oberharzer Bergwerksmuseum begrüßten Lenz, Britta Schweigel und Ulrich Reiff die Gäste. Für das Clausthal-Zellerfelder Museum spielt das Profil Wissen künftig eine zentrale Rolle bei der Vermittlungsarbeit der Häuser. Der umfassende Beteiligungsprozess, der Grundlage für das gesamte Trafo-Projekt war, spiegelt sich in den neuen Ausstellungselementen des Bergwerksmuseums wider. Besucher sind eingeladen, in einem „begehbaren Gästebuch“ ihre Meinung zu hinterlassen und auch an weiteren Stationen durch Interaktion zur weiteren Umgestaltung des Museums beizutragen. Dank Trafo konnten außerdem ein „Setzkasten“ für die umfangreiche Modellsammlung und eine Selfie-Station realisiert werden. An einer Objekt-Dating-Station können sich die Gäste Objekte der Sammlung anzeigen lassen, sie bewerten und Kommentare dazu abgeben, ob sie in der ständigen Ausstellung gezeigt werden sollten.

Gleichzeitig sind diese Neuerungen ein Blick in die Zukunft: Anhand der überarbeiteten Ausstellungsbereiche kann über die Gestaltung der weiteren Museumsräume diskutiert und die Planung konkretisiert werden. Die Pläne für das Welterbe-Infozentrum, Ansprüche des Denkmalschutzes und beschränkte Budgets erlauben nur eine Schrittweise Weiterentwicklung des Hauses. Angesichts dessen betonte Ulrich Reiff, der zugleich Leiter des Oberharzer Bergwerksmuseum ist: „Die Entwicklung einer tragfähigen Gesamtkonzeption des altehrwürdigen Museums für die Zukunft ist uns im Rahmen von Trafo gelungen.“

Die letzte Station: Grube Samson

An der letzten Station des Tages, der Grube Samson, stellten Lenz sowie die Pächter Hans-Günther Schärf und Christian Barsch die Trafo-Neuerungen vor. Inhaltlicher Schwerpunkt der Silbererzgrube ist Energie. Sie wird anhand der Wasserkraftnutzung zum Antrieb von Pumpen und der berühmten Fahrkunst dargestellt. Da die historische Fahrkunst der Grube Samson der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, wurde in die neue Dauerausstellung ein wahres Highlight integriert: Besucherinnen und Besucher können die Fortbewegung per Fahrtkunst selbst erleben – auf einer Simulation vor einem abgescannten Schacht. Auch die Mineralien-Sammlung wird völlig neu präsentiert und an einem der neuen Exponate lässt sich etwa ein Kehrrad interaktiv steuern.

Die Relevanz des Themas Bildung wurde exemplarisch für dieses Trafo-Haus beleuchtet. Ausgangsfrage hierfür: Wie kann es gelingen, einen historischen Ort so umzugestalten, dass nicht nur der Blick in die Vergangenheit, sondern auch die Vermittlung von Zukunftsthemen möglich wird? Die Antworten aus dem Projekt sind etwa der Einsatz moderner Technik in der Ausstellung, das Spielen von Zukunftsthemen – wie nachhaltige Ressourcennutzung, regenerative Energiegewinnung etc. – an einem historischen Ort und auch die Profilschärfung der Sammlung durch das Aussortieren einzelner Objekte.

Das Trafo-Projekt hatte ein Gesamtprojektvolumen von 1,5 Millionen Euro. Die Kulturstiftung des Bundes förderte das Projekt mit 1,35 Millionen Euro. Projektträgerin war die Stiftung Unesco-Welterbe im Harz, die das Vorhaben zugleich mit 67.500 Euro kofinanzierte. Eine weitere Kofinanzierung erfolgte durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz mit 45.000 Euro, die Stadt Braunlage und die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld (je 15.000 Euro) sowie die Gemeinde Bad Grund (7.500 Euro).