Bodensee. Nach fast sieben Jahrzehnten gibt es wieder Storchenjunge in der Gemeinde Bodensee. Es ist der erste Bruterfolg in dem Nest.

Nach fast 70 Jahren gibt es jetzt in Bodensee erstmals wieder Storchennachwuchs. Jüngst besuchte Storchenbeauftragter Georg Fiedler das Nest, um die Jungtiere zu beringen. Mehr als 20 Zuschauer fanden sich zu diesem Ereignis auf der Wiese hinter dem Dorfgemeinschaftshaus II ein. Von der Straße schauten weitere Einwohner zu. „Der Storch ist eben ein Sympathieträger“, sagte Fiedler. Das findet auch Kühne. Deshalb setzte er sich für den Bau eines Storchennestes ein. „Ich habe mir Störche in Bodensee gewünscht.“

„Im Frühjahr 2016 wurde das neun Meter hohe Storchennest aufgestellt“, berichtete Herbert Kühne, der die Ausstellung des Storchennestes initiiert hatte. Außer ihm seien weitere engagierte Bodenseer dabei gewesen. Zunächst sei ein Baumstamm aus dem Wald geholt worden. Kühne übernahm die Aufgabe, diesen abzuhobeln und in Form zu schneiden. Sein Enkel Samuel habe ihm bei der Planung für den Nestbau sowie bei den Arbeiten daran geholfen. „Er hat den Storchenbau dokumentiert und in der Schule ein Referat darüber gehalten.“ Auch habe der Junge ein kleines Storchennest gebastelt, das jetzt im Kindergarten stehe.

Lob für den Nestbau

Markus Fahlbusch habe ein Untergestell für das Nest angefertigt, Edmar Jung den oberen Kranz. Mit drei Traktoren sei das Storchennest dann am Biotop aufgestellt worden. Für den Nestbau gab es Lob vom Experten. „Sie haben als Unterlage ein Gitter und keine Plattform verwendet“, betonte Fiedler. Dadurch könne das Wasser durchsickern. Auf diese Weise werde Staunässe verhindert, an der sich die Jungen unterkühlen und schlussendlich auch sterben könnten. Auch der Waschbärschutz sei gut. „Dazu kommt noch ein Aluminiumblech“, erzählte Kühne.

„Ich kann mich noch entsinnen“, sagte Gemeindebürgermeister Friedrich Henniges (CDU), „das ist fast 70 Jahre her, da hatten wir ein Storchennest mitten im Dorf“. Vor zwei Jahren hätte sich dann erstmals ein Pärchen auf dem Nest niedergelassen. Es seien auch Eier gelegt, aber dann nicht ausgebrütet worden. „Wir bedanken uns bei unserem Storchenvater“, hob der Bürgermeister Kühnes Engagement hervor. Er kümmere sich auch weiterhin jeden Tag um das Nest. Dabei habe er Günter Jünemann, einen ebenso engagierten Mitstreiter, an seiner Seite. Die beiden waren es auch, die sich im Korb nach oben fahren ließen, um die Jungen zum Beringen aus dem Nest zu holen.

Jungen sind in gutem Zustand

„Die Jungen sind gut entwickelt für ihr Alter“, beurteilte Fiedler den Zustand der Tiere. Sie seien spät geschlüpft. Erst Pfingsten habe er Bewegungen im Nest wahrgenommen, ergänzte Kühne. „Vielleicht war das späte Schlüpfen auch ein Vorteil“, sagte Fiedler. Denn unter den Frühgeschlüpften habe es in diesem Jahr wegen der zwischenzeitlichen Trockenheit einige Verluste gegeben.

Unter den Bodenseern sei ein „Storchenfieber“ ausgebrochen, so Kühne, viele würden die Tiere täglich beobachten, allen voran Günter Jünemann und Herbert Kühne. Auch die Kinder der Kindertagesstätte seien mit ihren selbst gebastelten Ferngläsern begeisterte Beobachter. „In der Kita haben sie sich auch Namen ausgedacht“, erzählte Kühne. „Vater Willi, Mutter Wilma sowie für die Kinder Bodi und Winni und noch viele andere.“ Sie würden auch viel über die Störche lernen. Für die Zukunft hat der Gemeindebürgermeister noch einen Wunsch: „Der Storch ist ja bekannt dafür, dass er die Kinder bringt. Vielleicht kann er ja in unserem Feuchtbiotop ein bisschen länger fischen, damit noch mehr Kinder im Ort geboren werden.“

Storchenvater stammt aus Mecklenburg

Der Bodenseer Storchenvater ist sieben Jahre alt und stammt aus Mecklenburg. „2017 hat er in Wollbrandshausen drei Junge gehabt“, erzählt Fiedler. Er vermutet, dass der Storch jetzt standorttreu sein werde, unter anderem wegen des Bruterfolgs. „Zwei Junge ist ein guter Anfang“, so Fiedler. „Ich hoffe auf nächstes Jahr. Vielleicht werden es dann sogar drei.“ Das Weibchen sei nicht beringt, deshalb könne er ihren Lebensweg nicht verfolgen.