Lena, Michael Schulte, Nico Santos, Benne, Jeanette Biedermann und Millé sangen beim Finale des NDR 2 Soundcheck Festivals in der Lokhalle.

Göttingen Was am Donnerstag mit einem viel gefeierten Auftritt von Johannes Oerding in Halle 2 begann, hat am Samstag in der Lokhalle seinen krönenden Abschluss gefunden: Mit Lena, Michael Schulte, Nico Santos, Benne, Jeanette Biedermann und Millé hatte NDR 2 zum Finale „Musikszene Deutschland“ des NDR2-Soundcheck-Festivals eine Mischung aus angesagten Stars und Newcomern auf die Bühne geholt. Es war ein buntes Musikfest.

Das schönste Kompliment des Abends hält Lena bereit, und es ging an das Göttinger Publikum: „Ihr seht wunderschön aus“, sagt sie. „Und ihr seid richtig laut.“ Ihre Fans bedanken sich mit lautem Applaus.

Es ist die ESC-Veteranin Lena, auf die viele im Publikum gewartet haben. Mit Tänzerinnen auf der Bühne, einer soliden Band im Rücken singt Lena sich in ihrem kurzen Auftritt durch den Hit „Thank you“ bis zu dem „Song, mit dem alles angefangen hat“: „Satellite“, dem Siegertitel des Eurovision Song Contest 2010. Neun Jahre ist das her. Wer solange im Musikgeschäft ist, hat auch Tipps für Newcomer parat. „Authentisch bleiben und auf das eigene Bauchgefühl hören“, sagt sie im Interview mit den NDR-Moderatoren Holger Ponik und Ilka Petersen.

Ob Nico Santos diese Tipps beherzigt hat, ist nicht bekannt. Er ist aber der Star des Abends. „Lasst uns noch mal alles abreißen“, fordert er das Publikum auf. Sein Duett „Better“ mit Lena, die dazu erneut die Bühne betritt und dass beide in Göttingen zum ersten Mal überhaupt „mit richtiger Band“ live spielen, trägt dazu ebenso bei wie „Safe“. Mit „Rooftop“ – seinem catchy Chartstürmer – entlässt Santos das Publikum glücklich, aber nach knapp dreieinhalb Stunden Finale auch erschöpft in die Nacht.

Den überraschendsten Auftritt lieferte zuvor wohl Jeannette Biedermann ab. Die 39-Jährige gab in ihrer neuen Single „In den 90ern“ die Rockröhre, betrieb exzessives Name Dropping: „Grunge-Gott Kurt Cobain, Capt’n Jack and Mr. Vain, Eurodance and Loveparade“ haben da ebenso Platz wie „Spice Girls Wannabe, Take That, Boygroup-Hysterie, Guns’n’Roses, Rocky, Queen“. Das klingt gefährlich nah nach Billy Joels „We didn’t start the fire“. Dazu gibt es ein Gitarren-Solo, das sich neben den Stücken der anderen Stars und Newcomer des Abends mit ihren soften Pianoballaden und Dance-Nummern, fast wie ein Fremdkörper ausnimmt. Und das Keyboard hämmert wie bei „I wanna be your dog“ von den Stooges. Nur weichgespülter. Biedermann trägt ein Iggy-Pop-Pullover, enge Leggings und hochhackige Schuhe.

Das Soundcheck-Finale war auch ein Treffen deutschen ESC-Hoffnungen. Lena hat 2010 den Grand Prix gewonnen. Michael Schulte holte im vergangenen Jahr den respektablen vierten Platz. Der Ohrwurm „You Let Me Walk Alone“ ist seitdem in der Dauerschleife bei vielen Radiosendern. Das Göttinger Publikum ist an diesem Abend dabei genauso textsicher wie bei Schultes zweitem aktuellen Hit „Back to the Start“.

Mit Benne und Millé standen zu Beginn des Abends noch zwei frische Newcomer auf der Lokhallenbühne. Benne alias Benedikt Ruchay bewies, dass er mehr ist als nur ein Johnny-Depp-Double. Akustik-Balladen sind sein Markenzeichen.

Millé versteht es Soul, Hip-Hop, Gospel und R’n’B zu verbinden. Mit „All good“, das gerade erschienen ist und bei dem ihm die schwedische Sängerin Malou Prytz im Studio und auf der Bühne zur Seite stand, hat der 20-Jährige eine extrem eingängige Popnummer im Gepäck. Damit hatte er das Publikum schnell auf seiner Seite. Der perfekte Start für das Musikfest zum Abschluss des Soundcheck-Festivals.

2019 standen auf den vier Festivalbühnen 24 Bands und Einzelkünstler. 26.000 Zuschauer kamen zu den Konzerten. Vom 17. bis zum 19. September 2020 ist die Musikszene Deutschland wieder in Göttingen zu Gast. Tickets für die NDR 2-Show am 19. September 2020 in der Lokhalle ab sofort auf ndrticketshop.de.