Waake. Südniedersachsen zählt zu den Zuckerrübenanbaugebieten in Deutschland. Wie viel Sauerstoff die Pflanzen im Sommer produzieren, erklären Fachleute.

Rüben produzieren jede Menge Sauerstoff: „Sogar mehr als der Wald nebenan”, sagt Dirk Wollenweber vom Zuckerrübenanbauerverband Südniedersachsen. Das gilt zumindest dann, wenn man die Fläche, auf der sie wachsen, zur Berechnung des Sauerstoffausstoßes pro Jahr zugrunde legt. Jetzt im August, während der größten Wachstumsphase der südniedersächsischen Zuckerrübe, liefere jeder Hektar bis zu 150.000 Liter Sauerstoff am Tag, so Wollenweber weiter.

Die Rübe bindet somit Wollenweber zufolge deutlich mehr Kohlendioxid als Mais und andere Nutzpflanzen. „Weizen bindet etwa ein Drittel weniger Kohlendioxid, Raps nur halb so viel”, erklärt der Fachmann. Natürlich müsse man bedenken, dass beispielsweise Wald viele Jahre länger als Kohlendioxid-Speicher diene als die einjährigen Pflanzen.

Wollenweber und Landwirt Heinrich Klingelhöfer aus Groß Lengden treffen sich an einem Rübenfeld bei Waake. Schön gleichmäßig und gesund sieht das dichte grüne Kraut der Klingelhöferschen Rüben aus. Im vergangenen Jahr ging große Sorge unter den südniedersächsischen Rübenbauern um.

Denn: Ihre Saat, die sogenannte Rübenpille, darf seit diesem Jahr nicht mehr mit Neonikotinoiden zur Schädlingsbekämpfung präpariert sein. Es wird unbehandeltes Saatgut verwendet. „Wir hatten in diesem Jahr kaum Probleme mit Schädlingen und mussten nicht ein einziges Mal spritzen”, sagt Klingelhöfer. Er hofft, dass seine Rüben auch in den kommenden Jahren nicht von der grünen Pfirsichblattlaus befallen werden. Diese Schädlinge saugen Pflanzensaft und übertragen dabei ein Virus, das die Rüben absterben lässt.

„Dreimal so viel Sauerstoff wie Wald“

Uns ist es wichtig, die Bedeutung der heimischen Zuckerrübe der Bevölkerung bewusst zu machen. Denn die Zuckerrübe produziert im Jahr mehr als dreimal so viel Sauerstoff wie die gleiche Fläche Wald,“ erklärt Klingelhöfer. „Wir atmen hier also gerade sehr viel Sauerstoff ein“, fügt Wollenweber hinzu.

Derzeit entwickeln sich die Waaker Rüben des Groß Lengdener Landwirts trotz der Trockenheit leicht unterdurchschnittlich. Klingelhöfer hat einige Exemplare als Anschauungsmaterial aus der Erde gezogen. „Diese hier, die sind gut, die anderen beiden zu klein”, sagt er und zeigt auf die Feldfrüchte. Dass manche Rüben zu klein ausfallen, liege daran, dass einfach viel zu wenig Regen in der Region gefallen sei. Die starke Trockenheit des vergangenen Jahres konnten die Böden nicht wieder ausgleichen. Es sei immer noch zu trocken.

Rüben: Geringer Wasserverbrauch

Dennoch: „Hier in Südniedersachsen wachsen die Rüben ganz gut”, sagt Wollenweber. Ihre kleinen, verzweigten Haarwurzeln reichen bis zu zwei Meter tief in die Erde. „Dadurch kommen sie mit Trockenheit noch ganz gut klar.“

Ursprünglich stamme die Rübe ja aus mediterranen Gegenden. „Die Zuckerrübe zeichnet sich zudem dadurch aus, dass sie im Vergleich mit anderen Kulturpflanzen den niedrigsten Wasserverbrauch aufweist“, sagt Wollenweber.

Ohne Spritzen viel Kraut

Am Rand des Rübenackers hat Klingelhöfer Blühstreifen angelegt. Dazwischen sprießen einige kleine Rübenblätter. „So würde ein Feld aussehen, das wir nicht spritzen“, erklärt Klingelhöfer. „Das Kraut würde die Rüben überwuchern. Biobauern hacken das Unkraut mit der Hand. Wir Landwirte müssen mit schwankenden Zuckerpreisen und unfairen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU umgehen“, sagt Klingelhöfer. Sonderbeihilfen für den Rübenanbau sowie Ausnahmeregelungen beim Pflanzenschutz in anderen EU-Ländern führen seiner Aussage nach zu „massiven Wettbewerbsverzerrungen“.

Landwirt Heinrich Klingelhöfer baut auf 35 Hektar Fläche Rüben, Getreide, Mais und Raps an. Die Rüben werden ab 12. September gerodet und dann in zwei Zuckerwerke, die des Unternehmens Nordzucker oder die der Südzucker, gefahren. Dann beginnt die sogenannte „Rübenkampagne“.