Harz. Eine Liebeserklärung an den Harz: Dokumentarfilmer Enno Seifried drehte einen neuen Film über seine Wanderungen durch den Harz.

Der Leipziger Dokumentarfilmer Enno Seifried (40) kennt den Harz vermutlich besser als viele Einheimische. Drei Filme drehte er über leerstehende prächtige Gebäude, wie Sanatorien, Fabriken, große Hotels oder ein Rittergut. Nach den drei Teilen von „Vergessen im Harz“ ist Seifried jetzt kreuz und quer durch die Region gewandert. „700 km Harz“ heißt der Film, der vom 14. Februar in einigen Kinos der Region gezeigt werden soll. Eine DVD über seine Wandertour durch das Mittelgebirge gibt es bereits vor Weihnachten.

Seifried hat die Produktion des Films und der DVDs über eine Crowdfunding-Aktion finanziert, ohne Fördergeld und Sponsoren. Er sammelt über Aufrufe im Internet Geld. So funktionierte bereits die Finanzierung der drei Filme von „Vergessen im Harz“, das Projekt ist auch unter „Lost Places“ bekannt. Seifried trifft mit seinen Filmen offenbar einen Nerv, denn das Interesse auch am aktuellen Projekt ist groß. „Die Finanzierungsphase dauerte nur wenige Stunden. Nach 48 Stunden war das Projekt bereits mit mehr als 200 Prozent finanziert“, sagt er. Die Beträge sind überschaubar. 7.000 Euro benötigte Seifried. Die Finanzierungsphase läuft noch zweieinhalb Wochen. Was zusätzlich reinkommt, ist sein Gehalt.

Seifrieds Tour begann am Karstwanderweg, den er von Ost nach West ablief und dann „in Schlangenlinien“, wie er sagt, wieder zurückwanderte. Im Sommer und später im Herbst brach er auf. Der Dokumentarfilmer wurde mittlerweile ein „Liebhaber“ des Mittelgebirges. Dass er nach „Vergessen im Harz“ in die Region zurückkehrte, um wieder zu drehen, erklärt er so: „Ich wollte die Landschaft noch mal voll genießen, ohne Lost Places“.

Wenn er vom Mittelgebirge spricht, fällt häufig das Wort „Wahnsinn“. Auf seiner Wanderung habe ihn das Mittelgebirge „immer wieder überrascht, das landschaftliche, die Natur“, sagt er. Besondere Erlebnisse? Der Brocken natürlich, „einen Wahnsinnssonnenuntergang“ habe er oben auf dem Gipfel erlebt. „Solche Wahnsinnsmomente hatte ich dann auch an anderen Orten.“

Seifried kam 2011 erstmals in den Harz. „Vorher hatte ich ihn überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt“, sagt er. „Ich war dann sehr begeistert.“ 2013 entstand der erste Dokumentarfilm über verlassene Prachtgebäude. Seine Filme sind eine Hommage an den Harz und eine gute Werbung allemal, die Neugierige in die Region lockt und Einheimischen den Blick öffnet, in was für einer reizvollen Gegend sie leben.

Seifrieds Eindruck seinerzeit war der eines besonderen Menschenschlags. „Ich hatte damals das Gefühl, dass der Harz ignorant ist, dass die gar keine Touristen wollen.“ Mittlerweile habe sich das verändert. Außerdem spürte er damals noch einen ausgeprägten Ost-West-Gedanken. „Das mag ich überhaupt nicht“, sagt Seifried. Mittlerweile höre er immer häufiger, dass „die Leute bereit sind, zusammenzuarbeiten“.