Herzberg. Denzel Washington spielt in „Equalizer 2“ wieder den Ex-CIA-Agenten mit dem Hang zur Selbstjustiz.

„Es gibt zwei Arten von Schmerz: den, der wehtut. Und den, der dich verändert.“ Mit dieser Lebensweisheit eröffnet Denzel Washington den Action-Streifen „Equalizer 2“, die neusten Abenteuer des offiziell für tot erklärten Ex-CIA-Agenten Robert McCall mit dem ausgeprägten Hang zur Selbstjustiz, der jetzt in seiner Freizeit als Beschützer der Schwachen tätig ist und sich dabei gern mit brutalen Bösewichten anlegt.

Und um Schmerzen dreht sich dann auch der gesamte Film – vor allem um Schmerzen, die McCalls Widersacher erleiden. Die Veränderung, von der er spricht, ist dann zumeist eine körperliche und besteht in der Regel in blutigen Nasen, vielfachen Knochenfrakturen oder einem vorzeitigen Ableben.

Die Lektion mit den Schmerzen müssen zuerst ein paar türkische Gangster lernen, deren Boss offenbar seine kleine Tochter aus der Obhut deren amerikanischer Mutter entführt hat, eine Sorgerechtsangelegenheit im weitesten Sinne. Die Frau, deren Kind der Equalizer aus der Türkei zurückholt, ist McCalls Lieblingsbuchhändlerin, so ist er auf deren Unglück aufmerksam geworden. Denn – das ist eine der wenigen Dinge, die man über die Figur des „Equalizers“ erfährt – McCall beschäftigt sich neben dem Töten von Tunichtguten auch mit Klassikern der Literatur wie Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Echt schwere Kost, dieses Buch – im Gegensatz zu der Story des Films.

Es ist offenkundig, dass der dünne Plot vor allem dazu dient, die ausführlichen Martial-Arts-Szenen miteinander zu verbinden, in denen Denzel Washington prügelt und boxt, Arme und Beine bricht, Hälse verdreht und Bäuche aufschlitzt. Von der Schusswaffe macht er eher selten Gebrauch. Es ist wohl jedem, der sich zur Zielgruppe dieses Films zählt, zweifellos klar, dass es keine Shakespeare-Verfilmung ist, und so dürfte der Film seinem Publikum großen Spaß bereiten. Aber einem erstklassigen Schauspieler von Washingtons Format wünscht man schon ein bisschen mehr Tiefgang in seiner Rolle. Sei’s drum, er gibt sich aufrichtig Mühe, der Figur des „guten Killers“ ein wenig Profil zu verleihen.

Dies gelingt ihm noch am ehesten in den Szenen mit Ashton Sanders, der einen Jungen aus McCalls Nachbarschaft spielt, der eigentlich an der Uni sein künstlerisches Talent kultivieren sollte, sich aber stattdessen mit einer Drogen-Gang einlässt. Ehrensache, dass sich der Ex-Agent des jungen Künstlers annimmt und ihn von der schiefen Bahn zurück auf den Pfad der Tugend holen will.

Der Hauptstrang der Handlung dreht sich jedoch um die Ermordung eines CIA-Agenten in Brüssel, dessen Aufklärung zunächst McCalls Ex-Kollegin und gute Freundin Susan Plummer (Melissa Leo) und dann ihn selbst ins Fadenkreuz der Killer geraten lässt. Oder, so muss man eigentlich sagen: Umgekehrt.