Braunschweig. Während Flöten-Star Emmanuel Pahud Mozarts freundlicher Stimmung frönt, exerziert die Kammerakademie Potsdam Beethovens 7. hart durch.

Huschende Elfen, aufspringende Kobolde und hochzeitliche Festmusik – Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zum „Sommernachtstraum“ malt mit allen Qualitäten der Romantik ein Wimmelbild zu Shakespeares erotischer Komödie. Die Kammerakademie Potsdam spielt das beim ersten Meisterkonzert in Braunschweigs Staatstheater unter Antonello Manacordas mit knappen Gesten gehaltener Leitung sehr feinnervig, prickelnd, fein verhalten in den abwartenden Akkorden wie unbeschwert aufdrehend im Festmarsch. Ein vielversprechender Auftakt.

Das folgende 1. Flötenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart gehört eher nicht zu den inspiriertesten Kompositionen des jungen Genies. Auf solche „leichten Concertln“ für Soloinstrument hatte er nach eigener Aussage wenig Lust, und so lässt er die Flöte im ersten Satz ziemlich ungehemmt losplaudern. Solist Emmanuel Pahud glänzt da zwar mit virtuoser Tonkunst, die er energisch zu dem fast kadenzhaft variierten Solo hinführt, das quasi die Individualität des Dialogpartners behauptet. Aber dieser Satz bleibt sowieso eher ein Monolog, bei dem die anderen Stimme kaum zu Wort kommen.

Zeitgeössischer Akzent blieb aus

Das ist im Adagio wohltuend anders, wo Horn und Streicher aus der Tiefe einen Anflug von Emotion ausbreiten und auch die Flöte sich nun eher ins Gespräch fügt. Pahud kann nun auch Wärme geben, hält den Dreiklang mit den beiden Flötenkollegen aus, bleibt aber vorwiegend, schon aufgrund seiner Position vor dem Orchester.

Der dritte Satz schaukelt in seinem ländlerhaften Rhythmus etwas lahm dahin, weder Pahud noch Manacorda können da Funken schlagen. Man hätte sich da als Kontrast nun sehr gut einen zeitgenössischen Akzent vorstellen können, aber Pahud verzichtete auf eine Zugabe, vielleicht war der Applaus im fast ausverkauften Großen Haus dann auch nicht überwältigend genug.

Rasanter, abgehackter Abgalopp

Dagegen brandete nach Beethovens 7. Sinfonie im zweiten Teil des Abends volle Begeisterung auf. Manacorda trieb die Kammerakademie ziemlich forsch und vor allem rhythmusbetont durch die effektvolle Komposition, die bereits vor einem Jahr im Saisonprogramm der Meisterkonzerte stand. Das Repertoire wird immer schmaler. Auch diesmal eine fast militärisch zackige Interpretation, die nicht nach der Melodie, nach der tänzerischen Freude suchte, sondern mit harter Pauke mögliche Phrasierungen zerhaute.

Das wirft sich im ersten Satz wie eine Walze an und steigert sich in eine Art Trommelhagel, alle Ansätze zu einer fröhlich-bewegten Melodie zer-exerzierend. Immerhin gerät der zweite, gut aus dem Leisen hervortretende Satz wie ein düsterer Kondukt, wenn auch hier die Streicherfiguren wieder zerbröseln. Manacorda arbeitet stets Details heraus, achtet eher auf vertikale Phänomene als auf die horizontale Linie. Entsprechend der rasante, abgehackte Abgalopp des letzten Satzes. Furios, aber sehr gewaltsam. Noch eher Schlacht als Siegesfeier, als welche die Sinfonie einst „Wellingtons Sieg“ gefolgt war. Ovationen.