Braunschweig. Neben den prominenten Autorinnen haben drei Schriftsteller Chancen auf die Auszeichnung der Stadt Braunschweig und des Deutschlandfunks.

Zwei Autorinnen und drei Autoren können sich Hoffnungen auf den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2023 machen. Darunter sind prominente Namen, aber auch vergleichsweise neue Stimmen aus der literarischen Szene. Vergeben wird die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung am 5. November vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig im Kleinen Haus des Staatstheaters.

Zu den Nominierten auf der Shortlist zählt Terézia Mora mit ihrem Roman „Muna oder die Hälfte des Lebens“. Die 52-jährige Autorin erzählt die Geschichte einer Abiturientin, die sich in einen Lehrer verliebt, der nach dem Mauerfall abrupt verschwindet. Sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder. Was als romantische Erzählung beginnt, entwickelt sich zu einer verstörenden Geschichte von Gewalt und Unterwerfung. Mora, als Angehörige der deutschen Minderheit in Ungarn aufgewachsen, lebt seit der Wendezeit in Berlin. 2018 wurde sie mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet, 2013 für „Das Ungeheuer“ mit dem Deutschen Buchpreis, für den sie auch mit „Muna“ erneut nominiert ist.

Nominiert: Sherko Fatahs Roman über Ursprünge des islamistischen Terrors

Auch Sherko Fatah ist sowohl für den Raabe-Preis als auch für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert. Sein Roman „Der große Wunsch“ erzählt eine Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der politischen Krisen im Nahen Osten. Sie reflektiert auch über die Ursprünge und Folgen des islamistischen Terrors. Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin geboren. Seine Familie hat kurdisch-irakische Wurzeln.

Judith Hermann zählt zu den bekanntesten deutschen Autorinnen. Sie ist mit ihrem Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ für den Raabe-Preis 2023 nominiert.
Judith Hermann zählt zu den bekanntesten deutschen Autorinnen. Sie ist mit ihrem Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ für den Raabe-Preis 2023 nominiert. © dpa | Thomas Frey

Judith Hermanns Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ basiert auf ihren „Frankfurter Poetikvorlesungen“, in denen namhafte Autorinnen und Autoren eigentlich Einblicke in ihre Schreibwerkstatt geben. Es enthält gleichwohl drei neue Erzählungen in dem ganz eigenen schwebend-hintergründigen Stil der Schriftstellerin, die Ende der 90er Jahre mit ihrem Debüt „Sommerhaus, später“ schlagartig bekannt wurde. Die 53-jährige zählt zu den bekanntesten literarischen Stimmen ihrer Generation.

„Vaters Meer“: Auch der Hannoveraner Autor Deniz Utlu ist im Rennen

Der gebürtige Hannoveraner Deniz Utlu (40) ist dagegen noch eine recht neue Stimme: Sein Roman „Vaters Meer“ handelt von einem Mann, der mit Locked-in-Syndrom in einem Pflegeheim lebt und nur noch über die Augen kommunizieren kann. Erzähler ist der jugendliche Sohn. Utlu wurde 2021 mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet. Er eröffne für die deutsche Literatur „eine Erinnerungsgeografie, die von Hannover bis weit in die Türkei, an die syrische Grenze reicht“, hieß es damals in der Begründung der Jury.

Last not least auf der Shortlist: Thomas von Steinaecker mit „Die Privilegierten“, einem Roman, der auch von der gesellschaftlich-ökologischen Krise und der Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit in einer multimedialen Welt handelt. Von Steinaecker (43) ist ein vielseitig begabter Autor, der auch schon als Filmregisseur und Essayist in Erscheinung getreten ist.

Eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen

Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis gehört zu den bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Der Jury gehören u.a. Prof. Gerd Biegel als Präsident der Raabe-Gesellschaft, Braunschweigs Kulturdezernentin Anja Hesse und die Deutschlandfunk-Literaturchefin Dr. Wiebke Porombka an. 2022 hieß der Preisträger Jan Faktor.