Wolfsburg. Nach einer emotionalen Zweieinhalbstunden-Show in der Autostadt gibt es viele glückliche Gesichter. Mitten im Konzert herrscht plötzlich Aufregung.
Das Konzert in Wolfsburg hat gerade Halbzeit, da passiert das größte Überraschungsmoment der Show: Johannes Oerding springt über die Absperrgitter hinein ins Publikum und bahnt sich seinen Weg zum von ihm getauften „Teletubbie-Hügel“ rechts von der Lagunen-Bühne der Autostadt. Plötzlich herrscht Aufregung unter den 8000 Konzertbesuchern, denn viele wollen diesen Moment mit dem Handy einfangen, vielleicht sogar ein Selfie mit Johannes ergattern. An der grünen Anhöhe angekommen lässt sich Oerding eine Akustikgitarre geben. Und Pommes von einem kleinen Fan – und spielt einen kurzen Akustiksong an. Der Münsterländer zeigt sich in der Autostadt als publikumsnaher Show-Mann.
Als es dem Ende zugeht, scheint es so, dass der 41-Jährige das Konzert gar nicht beenden will. Ganz allein mit Gitarre steht er auf der Bühne. Er legt noch eine Strophe nach, stimmt noch ein neues Lied an. Dann ist wenige Minuten vor 22 Uhr doch Schluss. In vielen der 8000 Gesichter der Konzertbesucher ist Glück zu erkennen. Glück, dabei gewesen zu sein bei dieser denkwürdigen Show. Fast 160 Minuten Party, Andacht und Überraschungen liegen hinter ihnen. Es ist das längste Konzert der Autostadt-Sommerfestivalreihe bislang. Und auch der Rahmen passte: Fast schon ein bisschen kitschig geht die Sonne hinter den Werks-Schornsteinen in den schönsten Farben unter. Die äußeren Bedingungen: herrlich.
Fast 30 Lieder präsentiert Johannes Oerding in Wolfsburg
Oerding weiß, wie begeisternde Bühnenshows funktionieren. Er bindet den achtjährigen Valentin in der ersten Reihe genauso ein wie die zwei „Friedensmissionare“, die unentwegt zwei Pappschilder mit weißen Tauben hochhalten. „Es ist hier ja wie bei einem Helene-Fischer-Konzert. Drei, vier Generationen sind versammelt“, bemerkt er. Fast 30 Lieder stehen auf der Setlist. Nehmen Klassikern wie die goldprämierten Radiohymnen „Kreise“, „Alles brennt“ und „An guten Tagen“ auch neue Stücke aus dem aktuellen Nummer-Eins-Album „Plan A“. Und er unternimmt mit seiner Band einen Streifzug durch seine bislang sieben Alben, pickt auf der Zeitreise jeweils einen Song raus.
Oerding berichtet aus seiner Jugend: Von ersten Malen und Zahnspangen
Klar erinnert sich Oerding auch an den Autokauf vor fast 20 Jahren auf dem Autostadt-Gelände. Und an seinen Auftritt als Backgroundmusiker kurz danach. „Ihr seid dafür verantwortlich, dass ich heute in der ersten Reihe stehe“, bedankt er sich beim Publikum. Dann wird es sentimental. Der „Sing meinen Song“-Gastgeber singt „Diese Stadt ist einsam ohne dich“. Er erinnert sich an seine Jugend, als er ein Jahr lang „Schneeketten“-ähnliche Zahnspangen im Mund trug und erinnert sich an Premieren als Teenie. „Man macht gewisse Dinge zum ersten Mal. Manche schmecken, manche nicht. Dinge, zum ersten Mal zu machen, kann aber auch Spaß machen.“ Das ältere Publikum schmunzelt.
Bevor Oerding die Bühne in der Autostadt betrat, stand King LX auf der Bühne. Bei bestem Sonnenwetter präsentierte das Trio um Sänger Benji Asare einen RnB- und Popmix.
Wolfsburger Oerding-Ultras stehen in der ersten Reihe
Dass man nicht immer frühmorgens am Konzertgelände sein muss, um einen Platz in der allerersten Konzertreihe zu haben, beweisen Liv, Maximilian, Carolin und Melina. Die Vier nennen sich Oerding-Ultras, weil sie in diesem Jahr schon so viele Konzerte des Deutschpop-Musikers gesehen haben. Erst um 15.30 Uhr waren die Wolfsburger auf dem Gelände.
Ein bisschen früher trieb es Carolin, Cathleen, Anja und Vanessa in die Autostadt. „Um elf Uhr haben wir uns unseren Platz in der Schlange zum Einlass gesichert. Johannes‘ Präsenz ist einfach top. Außerdem ist immer gute Stimmung bei den Konzerten.“
Zwei Familien plus Bekannte: Christoph, Charlotte (3), Mareike, Renate, Tom (8), Swantje und Anja mögen das vielfältige Angebot der Autostadt bei diesem Sommerfestival. „Während die Kinder sich auf dem Spielplatz vergnügen, trinken wir einen Café“, erzählt die Gruppe, die in Teilen auch schon bei anderen Konzerten war: Eros Ramazzotti, Sarah Connor, Nico Santos, Max Giesinger und Hollywood Vampires, zählen sie auf.
Ganz entspannt lassen es Jeanett, Sarah und Andreas angehen. Noch wenige Minuten vor Konzertbeginn sitzen sie mit einem Aperol Spritz auf Cool Summer Island. „Wir haben auch schon einige Konzerte besucht, betreten das Gelände aber immer erst gegen 17 Uhr. Wir müssen nicht unbedingt vorne im Konzertgedränge stehen.“
Tina Dico, Clueso und ClockClock – So geht es am Wochenende in der Autostadt weiter
Die Autostadt-Konzerte gehen am Samstag weiter. Um 16 Uhr steht die dänische Pop-Sängerin Tina Dico auf der kleinen Porsche-Bühne. Um 19 Uhr übernimmt dann Clueso die Lagunen-Bühne.
Am Sonntag stehen ClockClock auf der Porsche-Bühne. Alle Shows sind offiziell ausverkauft. Möglicherweise gibt es aber spontan einzelne Rückläufertickets noch über den Welcome-Desk.