Wolfsburg. 8000 Zuschauer sind begeistert. Die Italo-Pop-Legende liefert romantische Lieder und eine perfekte Show. Und plötzlich gibt es den einen Eros-Moment.

Una grande serata Italiana! Eros Ramazzotti trat in Wolfsburg auf, natürlich waren alle da. Rund 8000 Besucher – die Autostadt war ausverkauft. Und Eros lieferte: große Gefühle, romantische Lieder, eine perfekte Show.

Der Mann hat ein Händchen, scheinbar sogar für’s Wetter. Fünf Minuten vor Konzertbeginn kam in der Autostadt die Sonne durch und beschien von links knapp über den Schornsteinen des Kraftwerks die Open-Air-Bühne. Italienische Wärme, da konnte man die Sonnenbrille wieder aufsetzen und noch einen Aperol Spritz ordern. Roland Kalweit, der Entertainment Manager der Autostadt, sprach ein paar launige Begrüßungssätze, und dann war er da: Eros Ramazzotti – seit gefühlt ewigen Zeiten der bekannteste Sänger Italiens. Natürlich sofort Jubel, italienische Flaggen wurden geschwenkt und jede Menge Handys gezückt.

Eros startete langsam. Zuerst kamen die noch eher unbekannten Lieder seines aktuellen Albums „Battito infinito“. Trotzdem waren in der Menge erstaunlich viele – vor allem – Frauen, die auch diese Lieder textsicher mitsangen.

Eros Ramazzotti scheut den Kontakt zum Publikum nicht.
Eros Ramazzotti scheut den Kontakt zum Publikum nicht. © regios24 | Helge Landmann

Plötzlich lag seine Hand auf meiner Schulter: Der persönliche Eros-Moment unseres Autoren in Wolfsburg

Und dann hatte ich selbst meinen Eros-Moment, und der lief so: Als Pressemensch kommt man in der Regel nah an die Bühne ran; mit etwas Glück sogar mit den Fotografen in den sogenannten Graben – das ist der Bereich zwischen Zuschauern und Bühne. Normalerweise darf man sich dort für die ersten drei Lieder aufhalten, dann sind die Fotos gemacht, und der Graben wird geräumt. Ich stand neben einer kleinen Treppe, die direkt auf die Bühne führte und sah Eros unmittelbar vor mir, wie er in die verschiedenen Kameras hinein sang. Profi eben, er weiß, was Redaktionen brauchen.

Mit voller Power bestritt Eros Ramazzotti seine Show in der Autostadt Wolfsburg
Mit voller Power bestritt Eros Ramazzotti seine Show in der Autostadt Wolfsburg © regios24 | Helge Landmann

Nach dem dritten Song – natürlich Riesen-Jubel, die Stimmung kochte schon hoch – hieß es: alle Presseleute weg von der Bühne, ich griff nach meinem vorher verstauten Rucksack, und als ich mich wieder aufrichten wollte, spürte ich einen Arm auf meiner Schulter. Das war nicht der Sicherheitsmann, das war Eros. Er kam genau in diesem Moment die Treppe runter, um ein erstes Bad in der Menge zu nehmen, und ich stand im Weg. Aufrichten, mein Arm an seinem Rücken, und für eine Zehntelsekunde waren wir fast Nase an Nase – mitten im Lied. Er schaute wohl genauso verblüfft wie ich; jedenfalls war sofort die Security da und schob mich sehr bestimmt Richtung Seitenaus.

Wolfsburger Publikum macht in der Autostadt eifrig Selfies mit Eros Ramazzotti

Ach, Eros. Er ließ sich schon singend rückwärts ins Publikum fallen, das eifrig Selfies mit ihm machte, während ich noch etwas benommen am Rand stand.

Dann wurden die altbekannten Lieder rausgeholt. Mit „Se bastasse una canzone“ („Wenn ein Lied genügen würde“) von 1990 ging es los – und hier zeigte Eros ganz nebenbei, dass er auch ein ausgezeichneter Gitarrist ist. Klavier und Schlagzeug beherrscht er ebenfalls – und ein ziemlich guter Fußballer war er übrigens auch. Er ist Mitgründer und war Stürmerstar der in Italien sehr populären „Nazionale italiana cantanti“, der Fußballmannschaft italienischer Sänger (ja, so etwas gibt es!).

All seine großen Hits hatte der bekannteste Italo-Pop-Star in Wolfsburg mit im Gepäck.
All seine großen Hits hatte der bekannteste Italo-Pop-Star in Wolfsburg mit im Gepäck. © regios24 | Helge Landmann

Auf der Bühne ging es weiter mit einer italienisierten Version von Bob Marleys „No Woman no Cry“ und dem tieftraurigen „Parla con me“ („Rede mit mir“). Der guten Laune tat das keinen Abbruch, die Sonne war inzwischen hinter den Kraftwerks-Schornsteinen versunken, leicht melancholische Abendstimmung breitete sich aus. Manche hatten ihre Picknickdecke mitgebracht und verfolgten das Konzert im Sitzen von den grünen Hügelchen des Freigeländes aus, man konnte umher flanieren, die Getränkestände waren gut besucht. Open-Air-Festival auf VW-Art. Dazu gehörte auch: ein exzellenter Sound, eine professionelle Bühnentechnik und eine Band, die ihr Handwerk beherrschte. Besonders wenn Saxophonist Marco Scipione zum Solo ansetzte, brandete lauter Beifall auf; er war nach Eros der prägende Mann auf der Bühne.

Saxophonist Marco Scipione war neben Ramazzotti der prägende Mann auf der Bühne.
Saxophonist Marco Scipione war neben Ramazzotti der prägende Mann auf der Bühne. © regios24 | Helge Landmann

Über-Hit „Piu bella cosa“ ist Schlusspunkt des Abends

Nach genau 84 Minuten war etwas überraschend Schluss. Riesen-Jubel, natürlich, und natürlich musste da noch etwas kommen. Das passierte dann auch, in Form von zwei Liedern, die in Italien und beinahe auch in Wolfsburg jede und jeder mitsingen kann: „L’aurora“ und „Piu bella cosa“ („Etwas schöneres“). Das erste schrieb er Ende der 90er für seine Tochter Aurora, das zweite ist seiner damaligen Frau Michelle Hunziker gewidmet. Ach ja, lange ist’s her, aber immer noch so schön – und es wurde entsprechend lauthals und ein bisschen ergriffen mitgesungen. Eros – ein wahrer Mann der Herzen, vor allem der weiblichen.

Das Publikum feierte Eros Ramazzotti in Wolfsburg.
Das Publikum feierte Eros Ramazzotti in Wolfsburg. © Regios24 | Helge Landmann

Und dann war da noch einmal die Sache mit dem Wetter. Bei „Piu bella cosa“ setzte Regen ein; erst spärlich, dann stürmisch. Ein paar Schirme wurden aufgespannt, aber die große Flucht war nicht aufzuhalten. Noch eine schnelle Verbeugung, das war das ziemlich abrupte Finale eines sehr italienischen, sehr gefühlvollen Abends.