Wolfsburg. Was für ein Star-Auflauf: Die Konzertreihe feiert Halbzeit. Geschäftsführer Armin Maus zieht Bilanz und kündigt Neuigkeiten an.

Elf Konzerte sind vorbei, elf werden noch folgen. Unsere Redaktion sprach mit dem Vorsitzenden der Autostadt-Geschäftsführung, Armin Maus, über das Sommerfestival 2023. In seinem Interview zur Halbzeitbilanz machte er auch zwei Ankündigungen, was die Autostadt in Planung hat.

Nach zwei Jahren Corona samt Maskenpflicht, Kontaktverfolgungsapps und Desinfektionsmitteln, wie ist es da für Sie, die Autostadt beim Sommerfestival nun wieder voll mit Gästen zu sehen?

Sicherheit ist Teil unseres Gästeversprechens. Wir haben aus der Corona-Zeit sicherlich ein paar Dinge gelernt, da werden wir nun keine Abstriche machen. Gleichwohl ist in diesem Festivalsommer ganz viel an Normalität und an unbeschwerter Lebensfreude zurückgekehrt. Wenn mein Geschäftsführungskollege Marco Schubert und ich in den Gesichtern der Besucher diese Freude sehen, dann ist das wirklich schön. Das geht dem gesamten Team der Autostadt so. Wir sind so froh, dass unsere Gäste wiederkommen können und dass sie auch gerne kommen. Das Festival ist ein großer Erfolg.

Sind die Menschen auch dankbar für so ein Programm?

Es gibt Nachholbedarf, das merkt man. Was unser Festival besonders macht, ist, dass viele große Künstlerinnen und Künstler auftreten, aber der Rahmen verglichen mit anderen Festivals oder Open Airs doch relativ überschaubar ist. Das ist fast eine intime Nähe, die habe ich beim Konzert der Hollywood Vampires selbst erlebt. Wo kommt man sonst so nahe an solche Stars wie Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp heran? Das trägt nochmal zu der besonderen Atmosphäre bei.

Im Vorfeld wurde gebibbert, ob der Auftritt von Johnny Depp  und den Hollywood Vampires beim Sommerfestival stattfinden wird. Doch sie kamen und sie rockten.
Im Vorfeld wurde gebibbert, ob der Auftritt von Johnny Depp und den Hollywood Vampires beim Sommerfestival stattfinden wird. Doch sie kamen und sie rockten. © FMN | Rüdiger Knuth

Wie gelingt es, eine derart geballte Star-Power zu bekommen?

Die Vorbereitungen starteten vor mehr als einem Jahr. Es standen immer Fragen im Raum, ob Gesamttourneen der Künstlerinnen und Künstler überhaupt zustande kommen, ob Termine und letztendlich Konditionen passen. Das Konzertgeschäft ist sehr volatil geworden. Mit der Pandemie sind viele Veranstalter und Dienstleister vom Markt verschwunden. Die Verträge mit einigen Künstlern konnten wir tatsächlich erst kurz vor unserer Pressekonferenz Anfang Mai unterschreiben. Ich bin stolz auf unsere Programmchefs Ralf Luhnen, Roland Kalweit und ihr Team, dass wir so ein Line-up hingekriegt haben. Ich meine schon, dass das Festival mehr denn je für jeden Geschmack etwas bietet.

Die Fans kommen beim Sommerfestival den Stars, so wie hier Max Giesinger, so nah wie sonst wohl kaum bei Konzerten.
Die Fans kommen beim Sommerfestival den Stars, so wie hier Max Giesinger, so nah wie sonst wohl kaum bei Konzerten. © regios24 | Lars Landmann

Ihr persönliches Highlight?

Die Hollywood Vampires – ich war schon immer Alice Cooper-Fan. Zu diesem Konzert waren deutlich mehr Lederjacken und schwarze T-Shirts im Publikum zu sehen. Trotzdem passte das auch zur Autostadt. Der Abend hat wirklich Spaß gemacht. Wir bieten viele großartige, unterschiedliche Künstler – nur keinen beliebigen Mainstream.

Einen Kritikpunkt gab es dann doch: die Getränkeversorgung am Eröffnungswochenende.

Eine halbe Stunde für ein Bier anstehen macht niemand gerne. Das tut uns leid, wir haben daraus gelernt und umgehend nachjustiert. Unser Partner Mövenpick und die Mitarbeiter haben dafür hart gearbeitet. An den beiden vergangenen Wochenenden hat kein Gast mehr länger als ein paar Minuten auf sein Getränk oder sein Essen gewartet. Extra für das Festival und lange vorher hatten wir neue Foodtrucks bestellt, nur wurden die leider erst zum zweiten Wochenende ausgeliefert.

Bis zu 8000 Besucher – so wie hier bei Nico Santos – können jeweils die Konzerte verfolgen. Von elf Konzerten bis Sonntagabend war der Großteil ausverkauft.
Bis zu 8000 Besucher – so wie hier bei Nico Santos – können jeweils die Konzerte verfolgen. Von elf Konzerten bis Sonntagabend war der Großteil ausverkauft. © regios24 | Michael Uhmeyer

Wollen Sie einmal meckern – über das Wetter?

Eigentlich war ich ganz froh, dass für ein großartiges Konzerterlebnis nicht mehr diese knallige Hitze über der Stadt liegt. Selbst wenn sich unsere Gäste mal mit Regencapes schützen mussten, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Nun mussten wir aber am Samstagabend das Konzert von Lord of the Lost aufgrund einer sich nähernden Gewitterzelle ein klein wenig abkürzen. Das tut mir für das Publikum, die Künstler und das Team der Autostadt leid. Aber die Sicherheit aller Beteiligten geht natürlich immer vor.

Wie zufrieden sind Sie mit den Besucherzahlen?

Die Resonanz ist wirklich toll und schon zur Halbzeit deutlich besser als beim Festival im vergangenen Jahr. Der Großteil der Konzerte ist mit jeweils 8000 Gästen ausverkauft. Bis zum 23. Juli kamen schon mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher.

Die No Angels bewegten die Fans vor der Bühne.
Die No Angels bewegten die Fans vor der Bühne. © regios24 | Michael Uhmeyer

Ärgert Sie es, dass mit Tickets auch gehandelt wird?

Wir wollen die Menschen dazu animieren, in die Autostadt zu kommen, vielleicht sogar zum ersten Mal. Außerdem waren uns bezahlbare Preise wichtig, damit es sich auch Familien leisten können, ein Konzert anzuschauen. Da ist es umso ärgerlicher, wenn es ein paar Leute gibt, die ihre Karten im Netz zu einem deutlich höheren Preis anbieten.

Welche Rückmeldungen gibt es von den Künstlern?

Meine Rückmeldung lautet: Die Künstler fühlen sich bei uns sehr gut aufgehoben. Sie sind von der Location und dem Publikum begeistert. Teilweise kommentieren sie das auch auf ihren Social Media-Kanälen. Die Autostadt ist eben ein ganz besonderer Ort, die Technik ist extrem professionell, wir bieten perfektes Catering und mit dem Ritz-Carlton eine besondere Übernachtungsmöglichkeit.

Wie wäre es, bei so einem Festival auch mal regionalen Künstlern eine Bühne zu bieten – und sei es im Vorprogramm?

Die Region besitzt ein bedeutendes künstlerisches Potenzial. Grundsätzlich kann ich mir das gut vorstellen, vielleicht abseits des Sommerfestivals, denn dort würden manche Künstler lieber ihre eigenen Vorbands mitbringen. Aber in unmittelbarer Nachbarschaft zur Autostadt wird dem ja schon bald Rechnung getragen: Beim Familienfest im Werk Wolfsburg am 23. und 24. September werden viele regionale Bands auftreten.

Armin Maus ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Autostadt.
Armin Maus ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Autostadt. © regios24 | Darius Simka

Die Autostadt beweist sich einmal mehr als besonderer Konzertort. Früher konnte man dort Party machen. Der Mondo-Club wird schmerzlich vermisst. Ist eine Neuauflage möglich?

Der Mondo-Club ist berechtigterweise legendär und viele sprechen uns heute noch drauf an. Man muss jedoch festhalten, dass seitdem Zeit vergangen ist. Wenn wir ein neues Format schaffen, dann muss es in die Jahre 2023, 2024 und folgende passen. Tatsächlich arbeiten wir an einem neuen Konzept, denn eine solche Veranstaltungsreihe passt einfach zur Autostadt. Noch überlegen wir in verschiedene Richtungen, aber dass wir etwas Neues in Richtung Club anbieten werden, ist sehr wahrscheinlich.

Wenn die Vorbereitung für das laufende Sommerfestival ein Jahr dauerte, dann müssten doch nun schon die Planungen für das nächste Festival begonnen haben?

In der Tat! Wir haben aktuell eine Gästebefragung gemacht: Die Besucher finden Konzerte, unser Festivalformat und auch das Open-Air außergewöhnlich gut. Im Moment denken wir tatsächlich an eine Neuauflage des Konzertsommers. Es könnten andere Künstler sein, vielleicht ein anderes Setting, aber der Fokus Musik sollte schon deutlich im Vordergrund stehen.

Hinweis: Bis zum 20. August folgen noch elf Konzerte, unter andere mit Johannes Oerding, Alice Merton und den Fantastischen Vier. Derzeit werden bei Eventim nur noch Kombitickets für Marius Neset und Calum Scott am 12. August angeboten. Ansonsten ist das Sommerfestival komplett ausverkauft. Aber: Es gibt immer wieder Ticket-Rückläufer, die kurzfristig in den Verkauf gehen, aber dann auch in der Regel schnell wieder ausverkauft sind. Wenn noch Tickets verfügbar sind, sind diese vor dem jeweiligen Konzertwochenende immer mittwochs ab 14 Uhr bei Eventim oder ab 18 Uhr vor Ort am Welcome Desk auf der Piazza erhältlich.