Braunschweig. 18-Jährige können die App mit dem 200-Euro-Guthaben jetzt auf ihr Smartphone laden. Welche Theater, Kinos und Konzertveranstalter schon mitmachen.

Für alle kulturinteressierten Jugendlichen, die in diesem Jahre 18 werden oder schon geworden sind, sind gute Zeiten angebrochen – beispielsweise auch für meine Tochter. Die Bundesregierung schenkt ihr ein Guthaben von 200 Euro, das sie voraussichtlich zwei Jahre lang für Kino- und Theaterkarten, aber auch für Konzerte, Bücher oder Musikinstrumente ausgeben kann.

Das läuft über die Kulturpass-App, die man seit Mittwoch aufs Smartphone laden kann. Bei der Registrierung in der App sind wir allerdings fürs Erste gescheitert: Man benötigt eine PIN für die Online-Ausweisfunktion, die man bei der Beantragung des Personalausweises zugeschickt bekommen hat. Finden wir bestimmt noch. Falls Sie auch gerade auf der Suche sind: Man kann beim Bürgeramt eine neue PIN beantragen.

Braunschweiger Astor- und Universum-Kino sind dabei

Alle, die sich erfolgreich registriert haben, können die Kulturpass-App in der Region schon jetzt vielfach einsetzen. Beispielsweise in den Braunschweiger Kinos Astor und Universum. Beide nehmen am Kulturpass-Projekt teil. „Prinzipiell läuft es so: Man sucht in der App nach unserem Filmtheater und kann sich für einen Wertcode von 15 oder 30 Euro entscheiden. Man erhält den Code aufs Handy und muss ihn innerhalb von zwei Tagen an der Kinokasse gegen eine Karte für eine konkrete Filmvorstellung einlösen. Die kann auch in der Zukunft liegen. Der Restbetrag wird erstattet“, erklärt Braunschweigs Astor-Leiter Frank Oppermann.

Bei unseren ersten Versuchen mit der App – man kann sie auch ohne Registrierung laden, erhält dann nur keine Wertcodes – haben wir das Astor Braunschweig über die Suchfunktion allerdings nicht gefunden. Nur das in Hannover.

Blockbuster profitierten zunächst am meisten

Beim Universum hatten wir mehr Glück. „Es muss sich alles etwas einruckeln, die App soll kontinuierlich verbessert werden“, sagt Universum-Leiter Tobias Jung.

Universum-Geschäftsführer Volker Kufahl findet den Kulturpass grundsätzlich prima, „da Jugendliche ebenso wie der Kulturbereich besonders unter der Corona-Pandemie gelitten haben“. Erfahrungen mit der Jugendkulturkarte Berlin – 18- bis 23-jährige Berliner bekamen von Februar bis April bereits ein 50 Euro-Kulturguthaben – hätten allerdings gezeigt, dass es zunächst vorwiegend für Blockbuster genutzt wurde. „Am Ende haben aber auch Programmkinos profitiert. Jugendaffine Filme wie ,The Whale’ hatten hohen Zuspruch. Es ist wichtig, dass wir uns kommunikativ auf das Zielpublikum einstellen“, sagte Kufahl unserer Zeitung. Bisher seien nur rund 5 Prozent der Universum-Besucher unter 20.

Für das Silbermond-Open-Air gilt der Kulturpass auch

Auch für viele der Pop-Konzerte, die die Braunschweiger Agentur Undercover in der Region veranstaltet, können Jugendliche die Kulturpass-App einsetzen. Undercover arbeitet dabei mit dem Ticket-Giganten Eventim zusammen. Tippe man in der App beispielsweise das Silbermond-Open-Air am 19. August im Raffteichbad an, könne man Wertgutscheine in unterschiedlicher Höhe aussuchen, erläutert Firmen-Sprecherin Rilana Sandelmann. „Man erhält dann einen Code, den man online bei Eventim im Warenkorb eingibt. Hat man sich für einen Wertcode unter dem Ticketpreis entschieden, muss man den Restbetrag dazu zahlen.“

Bei Veranstaltungen des Staatstheaters Braunschweig läuft es ebenso. Ab sofort seien Vorstellungen vom Jungen Schauspiel bis zum Tanz in der Kulturpass-App hinterlegt, sagt Sprecher Johannes Ehmann. Das Lessingtheater Wolfenbüttel steigt erst in der nächsten Spielzeit ein. Es bedient sich keines großen Ticketanbieters. Darum brauche es Zeit, die Veranstaltungen selbst im Kulturpass-System zu hinterlegen, sagt Theaterchefin Alexandra Hupp.

Lessingtheater bietet Poetry-Slam an

Für Jugendliche besonders interessante Aufführungen würden priorisiert – wie der Poetry-Slam „Klartext“ im November, der bereits in der App zu finden ist. „Wer ihn anklickt, erhält das Ticket digital per E-Mail – wenn uns die Adresse vorliegt. Sonst würden wir Kontakt per Telefon aufnehmen und die Karte zusenden oder an der Abendkasse hinterlegen“, erklärt Mitarbeiter Carsten Schrader. Die Buchungen über die App würden dem Theater dann vom Staat erstattet.

Paul Kunze will mit seinen Applaus-Kulturproduktionen erst später beim Kulturpass einsteigen. „Der Aufwand für das Einstellen der Veranstaltungen ins System ist nicht unerheblich. Und im Wolters-Applaus-Garten ist die Hälfte der Spielzeit bereits vorüber. Viele Veranstaltungen hier haben auch eine ältere Zielgruppe.“

Auch Buchläden sind mit dabei

Das Kulturzentrum Hallenbad Wolfsburg hat hingegen bereits erste Veranstaltungen in der Kulturpass-App hinterlegt – etwa das Konzert des Rappers Afrob Ende September. Viele weitere Hallenbad-Veranstaltungen würden in Kürze auffindbar sein, verspricht Mitarbeiterin Lynn Beyer.

Neben Kino-, Theater- und Konzertkarten kann das Kulturpass-Guthaben auch in den Kauf von Büchern investiert werden – etwa in der Wolfenbütteler Buchhandlung Behr. Inhaber Martin Geißler ist angetan von dem Projekt – auch weil reine Versandriesen wie Amazon ausgenommen sind. „Der Fokus liegt auf Live- und Vor-Ort-Kultur. Die Bücher müssen bei uns abgeholt werden“, betont er. E-Books und Schulbücher seien über die Kulturpass-App übrigens nicht zu bestellen.

Vielleicht werde sie tatsächlich mehr 18-Jährige dazu bringen, Buchhandlungen zu besuchen. „Die meisten unserer Kunden sind deutlich älter“, sagt Geißler. Mit einem baldigen Ansturm rechnet er aber nicht. „Das braucht Zeit und muss sich erst rumsprechen. Ich hoffe, das Projekt wird auch für den nächsten Jahrgang fortgeführt.“

Mit im Programm: Musikinstrumente

Auch Musikinstrumente oder Noten können über den Kulturpass erworben werden. „Wir sind dabei, uns registrieren zu lassen. In den nächsten Tagen sollte auch unser Geschäft in der App auftauchen“, sagt Josef Appelshofer, Leiter von Musikalien Bartels in Braunschweig. Klar, einige Instrumente sind teurer als 200 Euro. Die Wertcodes der App könnten dann aber als Anzahlung benutzt werden.

Die Stadt Braunschweig kläre derzeit noch die Rahmenbedingungen für den Kulturpass in ihren Kultureinrichtungen, so Sprecher Adrian Foitzik. „Absehbar ist bereits, dass die Stadtbibliothek erst ab dem kommenden Jahr dabei sein wird, da die Erstattung der Jahresgebühr in der Startphase noch nicht möglich sein wird.“