Hannover. Der Rapper Apache 207 hat am Samstag ein Konzert vor 25.000 Leuten auf der Expo Plaza in Hannover gegeben. Pressefotografen waren nicht dabei.

Was für ein Zirkus! Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Jedenfalls keine aktuellen Bilder des Apache 207 ausverkauften Konzerts auf der Expo Plaza in Hannover am Samstag. Das Management des Künstlers hat Pressefotografen nur für die ersten drei Songs zugelassen. Diese dürfen nur nach Absprache, also nach Vorlage des Materials, gedruckt werden. Das gleicht einer Pressezensur. Unser Medienhaus wie auch andere Zeitungsverlage haben diesen Fotografenvertrag nicht unterschrieben – deswegen gibt es an dieser Stelle auch keine Bilder des Stars zu sehen. Eine freie Presse interessiert Apache, wie ihn alle nur nennen, anscheinend nicht. Uns aber schon.

Was er eigentlich kontrollieren will, fragt man sich. Immerhin stehen 25.000 Fans vor der Bühne und fast alle haben eine Handykamera auf die Bühne gerichtet, um den Auftritt ihres Idols in Bildern und Videos festzuhalten. Der 25-Jährige erzählt lieber seine eigenen Geschichten in den sozialen Medien und in Zusammenarbeit mit Streaming-Diensten, als das andere sie schreiben sollen. Interviews gibt der Mannheimer nie. Und die Sonnenbrille nimmt er sowieso nicht ab.

Vor 25.000 Tausend Fans spielte Apache 207 am Samstag ein Open-Air-Konzert in Hannover.
Vor 25.000 Tausend Fans spielte Apache 207 am Samstag ein Open-Air-Konzert in Hannover. © Marleen Gaida

Apache begeistert Fans mit seinen Songs

Auch in dieser Sommernacht in Hannover nicht. Seine Fans, die kennen und lieben ihn so. Vor allem viele junge Frauen, aber auch Pärchen sind unter den Besuchern auf der Expo Plaza. Am 9. Juni hat der Künstler, der mit der mit bürgerlichem Namen Volkan Yaman heißt, sein neues Album „Gartenstadt“ veröffentlicht. Aber wichtig, wie es ankommt ist es nicht. Schon jetzt feiert er Mega-Erfolge. Seit über 15 Wochen steht der Song „Komet“, den er mit Udo Lindenberg aufgenommen hat, an der Spitze der Charts und bricht alle Rekorde. Mal wieder! Wofür ihn die Leute feiern? Es muss das Charisma sein, denn musikalisch ist es zusammengefasst einfacher Elektro-Pop vom DJ-Pult mit Gesangs- und Rappassagen. Schlager-Rap nennen es manche passenderweise. Ab und zu kommen zwei Musiker für das Gefühl von Live-Musik auf die Bühne, darunter der Braunschweiger Schlagzeuger Dirk Erchinger, der mit ihm auf Tour ist.

Apache 207, Deutsch-Rapper und Udo Lindenberg. Mit ihrem Hit „Komet
Apache 207, Deutsch-Rapper und Udo Lindenberg. Mit ihrem Hit „Komet" haben es Udo Lindenberg und Apache 207 zum zwölften Mal an die Spitze der deutschen Single-Charts geschafft. © dpa | Tine Acke

Das Publikum schmachtet den Zwei-Meter-Hünen an. Der kommt mal im Blue-Jeans-Look, mal in schwarzer Ledermontur und mit Goldschmuck behangen auf die Bühne. Seine typischen Posen: nach vorne gebeugt bei den Rap-Einlagen und mit schmerzverzerrten Gesicht beim Gesang. „Happy Release“ ruft er in die Menge und Goldkonfetti knallt in die Luft. Alle schreien und juchzen. Apache-Fans erschrecken sich gerne und oft – immer wieder gibt es laute Knalleffekte, die zusammenfahren lassen. Und auch Feuerfontänen sprühen meterhoch vom Bühnenrand in die Luft. Der Mann liebt die große Show. Auf der Bühne wird im wahrsten Sinne aufgefahren: Ein weißes Mercedes-Cabriolet steht dort und dient als opulente Requisite. Das passt zum Bühnenbild, das einer Tankstelle nachempfunden ist. „Apache Oil – Cafe & Shop“ steht dort in großen Lettern.

Emotionen pur: Apache sticht mit Boot in ein Meer aus Fans

Was die Fans bei seinem Konzert tanken? Ganz offensichtlich Emotionen. Apache will berühren und seinen Anhängern ganz nah sein. Um das zu unterstreichen, pustet er Papier-Herzen mit der Aufschrift „Love is...“ in den Himmel und sticht mit einem Boot in das Meer aus Fans und lässt sich zu einer kleinen Bühne inmitten der Plaza fahren. Dabei singt er den Herzschmerz Pop-Song „Boot“ und Seifenblasen fliegen in die Luft. Als er im Publikum ein Paar entdeckt, das offensichtlich am Samstag geheiratet hat, ordert er ihnen spontan ein Blumenstrauß aus dem Backstage-Bereich. Überreicht wird dieser aber nicht mehr ganz so spontan: Apache fordert sein Publikum auf, den Moment für „Social-Media“ festzuhalten. Mit großer Gäste und den Worten „Ich hoffe, ihr bleibt für immer zusammen“ fliegt das Rosen-Bouquet zu den Brautleuten.

Noël ist ein riesen Apache-Fan. Der 10-Jährige ist mit seiner Mutter und Freunden aus Uelzen angereist.
Noël ist ein riesen Apache-Fan. Der 10-Jährige ist mit seiner Mutter und Freunden aus Uelzen angereist. © Marleen Gaida

Angekommen auf der Mini-Stage performt er Hits wie „Doch in der Nacht“ und „Madonna“. Alle Songs haben eins gemein: Einfache Reime, die sich gut mitsingen lassen, was das Publikum auch lautstark tut. Und manchmal reimt es sich auch nicht, wenn er singt: „Du bist die Madonna, wie in alten Zeiten...“ und weiter „wie lange muss ich noch warten, bist du mir sagst, dass du mit mir nach Hause kommst.“ Und bei „Zwei Minuten“ werden die Wörter einfach auseinander gerissen „Gib mir zwei Minuten“ und der Chor singt „nuten“ als Echo hinterher. Zurück auf die Bühne fährt er zum Titanic-Soundtrack von Celine Dion „My heart will goes on“ – mehr Kitsch geht nicht.

Besucher erfahren an diesem Abend das Apache an einer Allergie leidet. „Kriege jetzt schon ganz schlecht Luft“, keucht er von der Bühne. Selbstironisch zitiert er seinen Bruder: „Das wäre nicht passiert, wenn du mehr Sport machen würdest.“ Und es stimmt: der Mannheimer stampft mit Pausbacken und Speckbauch im weißen Unterhemd über die Bühne und singt Zeilen wie „versprochen- morgen mach’ ich Sport“ – zu denen riesige Plastikfußbälle ins Publikum geschossen werden. Ballspaß für alle.

Große lyrische Kunst ist das alles nicht. Aber das wollen und brauchen die Fans auch gar nicht, genauso wenig wie Apache die Presse braucht, um Deutschlands derzeitiger Megastar zu sein. Traurig, aber wahr!

Der Sänger Apache 207 hat am Samstag auf der Expo Plaza Hannover für ein Open-Air-Konzert gegeben.
Der Sänger Apache 207 hat am Samstag auf der Expo Plaza Hannover für ein Open-Air-Konzert gegeben. © Marleen Gaida