Braunschweig. Das Junge Staatstheater Braunschweig präsentiert einen künstlerischen „Ring-Modulator“ entlang des Flusses.

Das war mal wieder so ein Kipp-Moment: Ist das Kunst oder kann das weg? Wir sind mit dem Rad zum Steigenberger-Hotel im Bürgerpark gefahren. Auf dem Teich davor dümpelt ein schlauchartiges orangerotes Seil. Auf dem Steg davor sitzt eine junge Frau mit ihrem Sohn. Sie lässt sich von Franziska Pester aufklären. Der Sohn fragt: „Mama, was ist das?“ Sie: „Das ist Kunst.“ Er: „Aha.“

Alle paar Meter ist immerhin eine goldfarbige Maske in die Schnur geknüpft. Das verstärkt entschieden den Kunstcharakter. Die Künstlerin Angela Camara Correa nennt ihre Eingriffe in den öffentlichen Raum der Stadt „Zeitseil“. Es gehe ihr, so sagt sie, im Sinne der bei Wagner herumwesenden Nornen um „Fragen an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“. Ein weiteres orangerotes Seil findet sich übrigens im Cimiotti-Brunnen vor dem Staatstheater Braunschweig. Die Fragen der Künstlerin sind auf dem großen Bildschirm am Modehaus von New Yorker in der Innenstadt formuliert und sollen Passanten zum Nachdenken anregen.

Ein Schatz aus Müll aus der Oker

„Ring-Modulator" heißt die Aktion mit einer Reihe von künstlerischen Installationen an der Oker, welche Franziska Pester zusammen mit der Co-Chefin des Jungen Staatstheaters, Iris Kleinschmidt, und vier Künstlern vor allem aus dem Umkreis der HBK Braunschweig realisiert hat – als finaler Teil des Projekts „Erweiterung des Ringgebiets“. Die Künstler haben laut Pester bisher nur wenige Verbindungen zum „Ring des Nibelungen“, dem großen Werk Wagners, gehabt. Es erschließen sich deshalb nicht alle Arbeiten unmittelbar als Wagner-Kommentare.

Nachvollziehbar ist aber etwa die Idee von Takashi Kunimoto, Weggeworfenes aus den Tiefen der Oker zu heben – Dosen, Flaschen, Topfdeckel, Feuerzeuge, ein pittoresk verrostetes Fahrrad – , um all das zu einem Film zu fügen und als Mobile an Äste über den Fluss zu hängen. Das verleiht dem Abfall eine subtile Art von scheinbarer Kostbarkeit – ein Schatz aus Müll –, wenn man so will, eine subtile Nibelungen-Deutung. Fabian Diffé hat sich mit buntem Tisch und Stühlen in der Stadt bewegt und Mitmenschen zum kreativen Schaffen angeregt. Die erstaunlichen Ergebnisse sind im Theater ausgestellt.

Die Klangkünstlerin Neha Thakar beschallt eine Okerbrücke mit Liedern in vielen Sprachen. Schöne Zugabe für Passanten und Paddler.

Faltblätter mit allen Stationen im Staatstheater. Die meisten sind vom 7. bis 19. Juni zu sehen.