Braunschweig. Zachariah N Kariithi und Jisang Ryu sangen im Braunschweiger Staatstheater Lieder über Don Quichotte.

Eine so aparte Auswahl von Vertonungen des Don-Quichotte-Mythos wird man selten wieder hören wie jetzt im Kleinen Haus. Bariton Zachariah N. Kariithi und Bass Jisang Ryu aus dem Opernensemble des Staatstheaters beeindruckten mit wahrhaft klangprächtigen, vielfältig variablen Stimmen. Ein Genuss.

Studienleiter Alexis Agrafiotis rührte dazu abwechselnd – und zeitweise gleichzeitig! – die Tasten von Klavier und Cembalo und sorgte für nötige Hintergrundinformationen. So waren die Lieder von Maurice Ravel, Jacques Ibert und Marcel Delannoy von den Produzenten des „Don Quichotte“-Films von Georg Wilhelm Pabst beauftragt worden, aber ohne dass die Komponisten voneinander wussten. Ibert machte das Rennen. Erstmals waren nun alle erhaltenen Lieder zu hören.

Draufgängerisches Trinklied

Ravels Liedfolge wurde von Zachariah N. Kariithi schon als Corona-Video aufgenommen. Seine warm timbrierte, füllige Stimme vermittelt bestens den glühenden Ton Ravels in den Liedern an die geliebte Dulcinée. Und er ist ein grandioser Gestalter des draufgängerischen Trinklieds auf Liebe und alten Wein, wo die Stimme lustvoll rollt und einige Kiekser inszeniert werden.

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Iberts Lieder sind mit flamencohaften Schwellern akzentuiert. Ergreifend ist besonders die Todesszene, die Jisang Ryu mit weichem Bass durchgestaltet, plötzlich klarsichtig all die Bücher erinnernd, die ihm mit den Ritterlegenden im Leben so viel Ärger brachten, und dann das eine, das über ihn, das ihm Unsterblichkeit sichern wird.

Ausflug ins Musical

Bassist Jisang Ryu vom Staatstheater Braunschweig.
Bassist Jisang Ryu vom Staatstheater Braunschweig. © Staatstheater Braunschweig | Volker Conradus

Alexis Agrafiotis hat auch selbst ein „Testament des Don Quichotte“ komponiert, in dem beide Sänger zusammen den Erzähler intonieren, getrennt aber als Don Quichotte und sein treuer Freund Sancho Panza erscheinen. Er lässt dabei außer Quichotte-Autor Cervantes auch Karyotakis und Fried in Originalsprache zitieren, was die Sache etwas umständlich macht. In der quicken, harmonisch offen irrlichternden Begleitung wechselt er zwischen Klavier und Cembalo hin und her und spielt im Übergang mit der einen Hand noch das eine, mit der anderen schon das andere Instrument. Passend die Idee, dass Quichottes rebellischer Geist schon gegangen ist, wenn das Duo zum Cembalo den klerikalen Segen anstimmt.

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In dem etwas überlangen Programm vom barocken Boismortier bis zum heutigen Saunway war vielleicht nicht jeder Beitrag unerlässlich, aber immer stilvoll interpretiert. Eine Entdeckung sicher Wilhelm Kienzls zu aufgeregter Klavierbegleitung tragisch stark durchgestalteter Don Quixote, der seine Bücher verbrennt. Mit passend rebellischem Ton singt Kariithi auch „Ich bin ich, Don Quichotte“ aus Mitch Leighs klugem Musical und bezaubert mit dem wunderbar zart begonnenen „Impossible Dream“.

Ryu interpretiert mit wölbendem Bass gleich beide Hauptfiguren aus der Oper Massenets: Don Quichotte und den Diener Sancho Panza, der ein mitreißendes Plädoyer für seinen verlachten Freund hält. Die Welt wäre traurig ohne Träume.