Berlin. Eigentlich sind sich bei „Hart aber fair“ fast alle einig. Eine friedliche Sendung wird es trotzdem nicht – wegen Sahra Wagenknecht.

  • Erst Corona, jetzt der Ukraine-Krieg: Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht poliarisiert immer häufiger mit ihren Aussagen
  • Am Montag war sie bei "Hart aber fair" zu Gast, wie auch die die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann
  • Gegensätzlicher könnten ihre Positionen nicht sein, was auch in der Sendung deutlich wurde. Wagenknecht sorgte dabei mit einigen Aussagen für Wirbel

So richtig gute Freundinnen werden Sahra Wagenknecht und Marie-Agnes Strack-Zimmermann wohl nicht mehr. Die eine ist für Waffenlieferungen an die Ukraine, die andere dagegen. Schon in den vergangenen Wochen waren die Politiker mit ihren konträren Sichtweisen schon mehrmals aneinandergeraten. Bei der gestrigen Sendung von „Hart aber fair“ trafen sie nun erneut aufeinander und kritisierten sich stark.

„Hart aber fair“: Diese Gäste waren am Montag dabei

  • Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen)
  • Sahra Wagenknecht (Die Linke)
  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)
  • Herfried Münkler (Politikwissenschaftler)
  • Heribert Prantl (Autor der SZ)
  • Sergij Osatschuk (Oberstleutnant der ukrainischen Armee)

Strack-Zimmermann in „Hart aber fair“: „Putin ist ein Massenmörder und ein Terrorist!“

Wagenknecht hatte einen besonders schweren Stand. Sie forderte erneut ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine. „Wir lassen uns immer tiefer in diesen Krieg hineinziehen, anstatt ein Verhandlungsangebot zu machen“, beklagte die Politikerin und verlangte mehr Kompromissbereitschaft von der ukrainischen Seite. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses – Marie-Agnes Strack-Zimmermann – sieht das ganz anders. Sie zählt zu den größten Kritikerinnen Wagenknechts, ist für weitere Waffenlieferungen und stellte gleich zu Beginn klar:

Wladimir Putin ist ein Massenmörder und ein Terrorist.“ Davon sei bei der von Wagenknecht und Alice Schwarzer organisierten Demonstration am vergangenen Samstag allerdings nichts zu spüren gewesen. Stattdessen sei „der Täter zum Opfer gemacht“ worden. „Wladimir Putin kennt nur die Sprache der Stärke, und deshalb können Verhandlungen nur aus einem Moment der Stärke geführt werden“, betonte Strack-Zimmermann.

„Hart-aber-fair“-Moderator Klamroth berichtet von Demo – „als Lügenpresse bezeichnet“

Rückenwind bekommt sie von Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Die Ukraine müsse Verhandlungen auf Augenhöhe führen. Für sie gehe es deshalb nicht um die Frage „Diplomatie oder Waffen“. „Es geht um Diplomatie UND Waffen. Was denn sonst?“ Beachtenswert fand Katrin Göring-Eckardt, dass auf der Kundgebung von Wagenknecht, bei der es angeblich auch um mehr Solidarität mit der Ukraine gehen sollte, keine einzige ukrainische Flagge zu sehen war.

NameWladimir Wladimirowitsch Putin
Geburtsdatum7. Oktober 1952
GeburtsortSankt Petersburg
SternzeichenWaage
AmtPräsident der Russischen Föderation
Im Amt seit2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012)
FamilienstandGeschieden, mindestens zwei Kinder
Größeca. 1,70 Meter

Doch bevor Wagenknecht antworten konnte, berichtete Moderator Louis Klamroth von seinen Erfahrungen auf der Kundgebung. Er sei von vielen Teilnehmern als Lügenpresse bezeichnet worden. „Eine solche Friedensbewegung will ich nicht“, kommentierte Journalist Heribert Prantl nach dem Einspieler.„Bin ich in Ihren Augen Lügenpresse?“, fragte Klamroth Wagenknecht direkt. Diese wand sich um eine direkte Antwort, beklagte stattdessen die einseitige Berichterstattung der Medien.

Seit mittlerweile zwei Wochen werde ihr Manifest von der Presse durch den Dreck gezogen, in der Diskussion um ihre Kundgebung sehe sie den Versuch, „das Grundrecht auf Demonstrations- und Versammlungsfreiheit zu untergraben“.

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Wagenknecht schockt in „Hart aber fair": Vergewaltigungen sind „Teil des Krieges“

Besonders emotional wurde es gegen Ende der Folge. In einem Einspieler berichtete eine ukrainische Frau, wie sie – Triggerwarnung – von russischen Soldaten vergewaltigt wurde. Sexuelle Gewalt in der Ukraine sei „fast zu einer Epidemie geworden“, bestätigte auch eine Expertin in dem kurzen Einspieler. Wagenknecht sprach im Anschluss trotzdem verharmlosend von „Übergriffe“, bis Göring-Eckhardt dazwischen ging: „Das ist Gewalt, kein Übergriff – das ist furchtbar!“

Doch Wagenknecht bleibt gelassen – ihr Urteil zum Einspieler: „Das ist doch Teil des Krieges. Kriege sind immer mit Kriegsverbrechen verbunden. Die UN-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen – auch in diesem Krieg. Kriegsverbrechen werden immer von beiden Seiten begangen. Und wenn man sie beenden will, dann“ Weiter kommt Wagenknecht nicht. Sie hat das Fass zum überlaufen gebracht und steht in der ARD-Talkshow völlig entrüsteten Diskussionspartnern gegenüber.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

UN-Expertin stellt klar: Vergewaltigungen sind „militärische Strategie“ Russlands

Strack-Zimmermann warf Wagenknecht und Schwarzer vor, zu den Vergewaltigungen zu schweigen. Doch wie schon einige Tage zuvor bei Markus Lanz schmetterte Wagenknecht die Einwände ab. Klamroth: „Sorry, das kann ich in dieser Sendung so nicht stehen lassen“, erklärt er. „Ich zeige Ihnen mal, was die UN sagt.“ Er konfrontierte Wagenknecht mit einem Bericht der UN, die seit dem Beginn des Krieges Informationen über Vergewaltigungen sammeln.

Dieser besagt: „Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten gibt es nicht.“ Und auch die UN-Sonderbeauftragte Pramila Patten betonte, dass sexuelle Gewalt „eine militärische Strategie“ von Russland sei, um die Ukraine zu schwächen und demoralisieren. Pramila Patten von der UN: „Wenn man sieht, dass Frauen und Mädchen tagelang geschlagen und vergewaltigt werden, dann ist das eindeutig eine militärische Strategie.“ Wagenknecht widerspricht und argumentierte: „Das ist in jedem Krieg so.“

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Klamroth schreitet ein und spricht von „Falschmeldung“ – Wagenknecht sieht sich als Opfer

Göring-Eckardt reagierte fassungslos: „Wie empathielos kann man sein!“ Doch Wagenknecht ließ nicht von ihrer Position ab. Es sei müßig darüber zu reden, welche Seite mehr Kriegsverbrechen begehe. Den anderen Teilnehmern bei „Hart aber fair“ bleibt fasst die Luft weg – Göring-Eckardt schlägt die Hände vor das Gesicht. Nach diesen Schock-Aussagen von Wagenknecht griff Klamroth aktiv in die Diskussion ein und stellte klar: „Es ist meine Verantwortung als Moderator dieser Sendung, hier keine Falschmeldung stehenzulassen.“

Doch Wagenknecht ließ sich auch von Klamroth nicht beirren – reihte Behauptung an Behauptung. Sie sieht ich als Opfer: „Uns zu unterstellen, dass uns das nicht nahegeht, ist eine Frechheit.“ Damit ist der Abend gelaufen. Besonders von Alice Schwarzer – einer Feministin, die jahrzehntelang für Frauen gekämpft hatte – sei Strack-Zimmermann enttäuscht. Sie wirft ihr vor, zu den Vergewaltigungen zu schweigen. Der Politologe Herfried Münkler pflichtete ihr bei: „Sie benennen den Täter nicht. Sie flüchten sich in eine Passivität.“

Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.