Braunschweig. Lars Eidinger las im Staatstheater Braunschweig in großer Nüchternheit Liebesgedichte von Thomas Brasch.

„Und ein Vers, der bricht.“ Thomas Brasch setzt seine Worte stets lapidar, hebt nie ab im Schwung des Dichtens, sondern erdet, sachlicht, nüchtert. Auch wenn’s um Liebe geht, bei Beobachtungen aus Politik und Gesellschaft sowieso. Der Autor, sozialistisch-dissident, unangepasst in diesem und in jenem Deutschland, lässt die Tradition Brechts spüren.

Gelebt hat der Sohn eines DDR-Kulturfunktionärs in jenen experimentell linken Künstlerkreisen Ost-Berlins, die das ergraute Politbüro fürchten machten. Seine Frauen, Bettina Wegner, Katharina Thalbach, furchtlos wie er. Helene Weigel holte ihn schützend ins Brecht-Archiv. Am Ende saßen sie ausgebürgert im Westen. Die Wende machte ihn stumm. So viele Träume, keine Chance. Sein Stück „Rotter“, eine Karriere durch mehrere deutsche Systeme, wurde früher viel gespielt, seine Shakespeare-Übersetzungen bis heute. Ein früher Tod, mit 56, passt immer zu solchen Biografien, die sich verbrennen für große Ideen und in der peniblen Arbeit, die sich zu verankern suchen in Netzen aus Freundschaft und Geliebten und doch versinken in Betäubung: „aber /wo ich lebe will ich nicht sterben, aber /wo ich sterbe, da will ich nicht hin/ bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin.“