Zellerfeld. Die Ausstellung „Ertragen können wir sie nicht – Martin Luther und die Juden“ wurde in Zellerfeld eröffnet.

Ihre Häuser sollen zerstört, ihre Synagogen in Brand gesetzt werden. So forderte Martin Luther, mit den Juden umzugehen. „Mich erinnert es an das, was auch führende Nationalsozialisten über Juden zu sagen wussten“, sagte Pastor André Dittmann bei der Ausstellungseröffnung „Ertragen können wir sie nicht – Martin Luther und die Juden“ in der St.-Salvatoris-Kirche in Zellerfeld am Montag.

Das große Reformationsjubiläum 2017 steht kurz bevor, so dass die Zellerfelder Gemeinde und der Kirchenkreis Harzer Land sich intensiv mit Luthers Verhältnis zum Judentum auseinandersetzen wollen. Die Ausstellung befasst sich mit den Juden vor 500 Jahren in Europa und Luthers Äußerungen.

„Wir wollen wirklich feiern und wir sind uns sicher, dass es dafür einen guten Grund gibt“, sagte Superintendent Volkmar Keil. Doch das Reformationsjubiläum sei eben keine Heiligenverehrung und Verklärung, sondern nehme Luther als Mensch und daher auch seine „verhängnisvollen“ Seiten wahr. Dazu gehört eben auch sein offener Hass auf die Juden, der gerade aus heutiger Sicht mit großem Erschrecken betrachtet wird.

Keil sprach von Luthers Antijudaismus, der kein Antisemitismus sei, und zeigte schon mit dieser Begrifflichkeit auf, wie komplex das Thema ist und warum es differenziert betrachtet werden sollte.

Drei Vorträge

Dabei können die Vorträge im Rahmen der Ausstellung helfen. Den ersten hielt Studierendenpfarrer Dr. Heiner Wajemann und ging darin auf die religiösen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Reformationszeit und das Verhältnis zu den Juden im 16. Jahrhundert ein.

Firouz Vladi von der Arbeitsgemeinschaft Spurensuche Harz wird am 12. Juli ab 18 Uhr zum Todesmarsch durch den Harz im Jahr 1945 referieren. Dr. Gabor Lengyel, Rabbi der liberalen jüdischen Gemeinde in Hannover und Dozent am Institut für Theologie und Religionswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover, wird am Dienstag, 28. Juli, ab 17 Uhr über das Verhältnis zwischen Christen und Juden sprechen.

Die musikalische Einstimmung auf die Ausstellung kam von Anja und Uwe Klußmann, die sich Luthers Werk durch eine Variation und Improvisation seines Kirchenliedes „Eine feste Burg ist unser Gott“ vermischt mit dem Thema des „Pop-Oratoriums Luther“ von Dieter Falk und Michael Kunze näherten.