Osterode. Tiere der Klosterschäferei sind im Vorharz unterwegs und werden von einem Herdenschutzhund bewacht.

Von weitem ist es schwer, sie von den Schafen zu unterscheiden. Und bei einer gewissen Distanz sollte man es auch belassen. Aus gutem Grund.

„Wenn der Wolf kommt, müssen wir uns mit besserem Herdenschutz darauf einstellen.“
Matthias Bodmann, Wanderschäfer, zu seinem Herdenschutzhund

Derzeit beweiden die Schafe von Matthias Bodmann (45) von der Klosterschäferei Wiebrechts-hausen nahe Northeim die Wiesen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Osterode.

Doch die Tiere sind nicht allein. Sie werden bewacht von Edda, einem sogenannten Herdenschutzhund oder auch Hirtenhund, nicht weniger groß als ein Schaf und im Fell ähnlich gefärbt. Die 50 Kilo schwere Tochter einer Maremmano Abruzzese aus Italien und eines Pyrenäen-Berghunds aus Spanien ist Teil der Herde und wurde von Michaela Kleemann, Lebensgefährtin des Schäfers mit eigener Hundeschule, ausgebildet. Bodmann zieht die Sommermonate über mit seinen fünf Hütehunden und einer großer Herde über die Lande zwischen Northeim und dem Harz (wir berichteten).

Schutz vor Wölfen

Sind die Schafe allein, ohne Schäfer und Hütehunde, dann erledigt Edda ihren Job: „Ihre Vorfahren haben schon nichts anders gemacht, als auf Schafe aufzupassen“, weiß Michaela Kleemann. Das liegt dem Hund im Blut. Die Anschaffung und aufwendige Ausbildung des Herdenschutzhundes geschah nicht von ungefähr. Rabenvögel versuchen immer wieder, neugeborene Lämmer aufzufressen und sorgen für großen Schaden.

Vor allem aber sind Wolf und Luchs in Vormarsch: „Darauf müssen wir uns mit besserem Herdenschutz, mit stärkeren Zäunen und extra ausgebildeten Hunden einstellen“, verdeutlicht Bodmann, der den Wolf eigentlich schätzt, als Wanderschäfer aber naturgemäß ein angespanntes Verhältnis zu großen Beutegreifern hat.

Ihm jedenfalls würde Edda einen heißen Empfang bescheren, denn sie hat einen klaren Auftrag: Die Herde schützen. Ist Gefahr im Verzug, bläst sie zum Sammeln und alle Schafe müssen sich hinter ihr aufstellen, während sie vorne bellend die Gefahr abwehrt.

Edda lebt allein mit den Schafen, Tag und Nacht, es sei denn, die Herde zieht weiter. Dann kommt sie in den Hänger, ruht sich aus, bis zum nächsten Einsatz innerhalb des Schutzzaunes.

Sicherheitsabstand wahren

Wer also bei einem Spaziergang auf die Herde trifft, sollte einen angemessenen Sicherheitsabstand einhalten und das Revier des Hundes unbedingt respektieren, das innerhalb des Elektrozaunes liegt.

Immer wieder kam es in der Vergangenheit vor, dass Passanten über den Zaun stiegen. Das kann jetzt mit Edda gefährlich werden. „Wir bitten alle Spaziergänger, möglichst nicht zu nah an den Schafen vorbei zu wandern, um unnötige Unruhe zu vermeiden“, hofft der Wanderschäfer auf Verständnis. Hunde in Schafsnähe sollten angeleint sein und nicht frei umherlaufen. Michaela Kleemann: „Wie soll Edda unterscheiden zwischen Omas Dackel und Wolf?“

Im Juni und August ist die Herde mit etwa 500 Muttertieren in Lonau und Sieber unterwegs, um ihre wertvolle Pflegearbeit auf den Bergwiesen zu leisten. Danach geht es wieder nach Osterode auf den Truppenübungsplatz. „Wir hoffen, dass wir mit Edda gerüstet sind, wenn der Wolf tatsächlich auch in unsere Gegend kommt. Aber allein schon der Schutz gegen Luchs und Raben ist für uns eine große Unterstützung.“