Ostfildern. Wie entsteht eigentlich ein Tennisschläger? Wir erzählen es euch.

Gunther Strähle steht hinter einer elektrischen Maschine. Er kann sie hochfahren und runterfahren, wie den Stuhl beim Friseur. Mit kleinen Zangen hat der Fachmann einen Tennis-Schläger in die schwere Maschine eingespannt. Das Entscheidende fehlt an dem Schläger aber noch: die Saiten in der Mitte. Gunther Strähles Beruf ist es, diese Schnüre einzufädeln und zu spannen.

Gunther Strähle kommt aus einem Ort im Bundesland Baden-Württemberg. Die Tennis-Schläger besaitet er in einer Werkstatt. Diese Arbeit hat er während seiner Ausbildung in einem Sportgeschäft gelernt. Zu seinen Kunden gehören Hobbyspieler und Profis wie Alexander Zverev und Angelique Kerber. Ende August treten die beiden zusammen mit vielen anderen Stars bei einem der wichtigsten Turniere der Welt an: den US Open in der Großstadt New York an der Ostküste des Landes USA. Das ist eines der vier größten Tennis-Turniere weltweit.

Dieses Mal ist Gunther Strähle zwar nicht bei den US Open dabei, aber der Fachmann hat schon viele Schläger für die Profi-Spielerin Angelique Kerber bespannt. Er erinnert sich: Das erste Mal getroffen habe er Angelique Kerber, als sie 13 Jahre alt war. Heute ist sie 30 Jahre alt. Beim letzten großen Turnier in Wimbledon schaffte es die deutsche Spielerin bis ins Finale und holte den Pokal.

Gunter Strähle weiß ganz genau, wie so ein Turniertag abläuft. Bei den Profis werden die Bälle während eines Spiels mehrmals getauscht. Neue Bälle fliegen nämlich besser. Kommen frische Bälle ins Spiel, wechseln die Profis häufig auch ihren Schläger. Davon haben sie mehrere in ihrer Tasche. Leute wie Gunther Strähle, die zu wichtigen Turnieren mit anreisen, haben sie kurz vor dem Spiel besaitet.

„Die Spieler merken, wenn sie neue Saiten brauchen. Sie lassen sich jeden zweiten Tag bis zu acht neue Schläger von mir bespannen“, erzählt er. Für einen Schläger braucht Gunther Strähle nur 20 Minuten. Die Spieler bringen dafür ihre eigenen Saiten zu ihm. Der Bespanner zieht die sechs Meter lange Saite längs durch den Rahmen. Er startet in der Mitte des Schlägers. Drei Saiten nach links, dann verknoten. Danach kommt die rechte Seite dran und schließlich die Quer-Bespannung. Am Ende sollen alle Saiten gerade laufen, und ein Muster aus vielen gleichen Vierecken bilden.

Ob alles richtig sitzt, prüft Gunther Strähle mit seinen Fingern. Und mit den Ohren: „Je höher die Spannung, desto höher ist auch der Klang“, sagt er und zupft an den Saiten – wie an einer Harfe. Mit vier Knoten sichert er die Bespannung. Die Maschine zieht die Saiten fest.

Auch die Temperatur spielt für Tennis-Schläger eine Rolle. Ist es über längere Zeit warm, wirkt sich das auf die Saiten aus. „Wenn es so heiß ist wie gerade, reißen die Saiten schneller“, sagt Gunther Strähle. „Die Spannung lässt schneller nach.“

Der Bespanner weiß sogar von einem Tennis-Profi, der seine Schläger vor dem Spiel in den Kühlschrank gelegt hat. Damit wollte der Spieler verhindern, dass die Spannung der Saiten nachlässt. Wichtig ist auch das Gewicht, mit dem die Maschine die Saiten festzieht. Bespannt man den Schläger mit höheren Gewichten, werden die Saiten fester. Dann haben die Spieler eine bessere Kontrolle über den Ball. Bei weicherer Besaitung wirkt der Schläger stärker, so wie ein Trampolin. Der Ball nimmt dann leichter Tempo auf. Spieler machen aber auch einfacher Fehler – der Ball landet eher im Aus.

Während Gunther Strähle erzählt, hat er den Schläger in seiner Werkstatt schon bespannt. Grün sind die neuen Saiten, passend zum grün-schwarzen Rahmen des Schlägers. Zufrieden fährt er seine elektrische Maschine wie einen Friseur-Stuhl nach unten. Und fertig ist der Tennis-Schläger. dpa