Ilsede. Hans-Joachim Föste beginnt 1975 als Angestellter in Lahstedt und hat sich in die Ilseder Spitze vorgearbeitet – das sagt er zur Fusion.

10.849 – diese Zahl hat sich Hans-Joachim Föste notiert: 10.849 Arbeitstage hat der Groß Lafferder bislang in der Gemeindeverwaltung „gedient“ – im Lahstedter Rathaus, nach der Fusion im Ilseder Verwaltungsgebäude. „Reine Arbeitstage“, setzt Föste schmunzelnd hinzu, also Samstage/Sonntage/Feiertage und Urlaub nicht eingerechnet. Wobei es inzwischen sogar etwas mehr als 10.849 Tage sind. Hans-Joachim Föste gehört zum „Inventar“ der Gemeindeverwaltung.

Hans-Joachim Föste in seinem Büro im Ilseder Rathaus: links ein Plakat vom Ilseder „Spätsommer“, das Föste mit organisiert hat.
Hans-Joachim Föste in seinem Büro im Ilseder Rathaus: links ein Plakat vom Ilseder „Spätsommer“, das Föste mit organisiert hat. © FMN | Harald Meyer

Somit entwickelt sich das Gespräch mitFöste schnell zur Zeitreise: Am 1. August 1975 – als 16-Jähriger – hat er seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Lahstedt begonnen, ist ihr beziehungsweise der fusionierten Gemeinde Ilsede Zeit seines Lebens treu geblieben und geht zum 1. April mit dann 65 Jahren in den Ruhestand. Föste gehört zu denen, die in Lahstedt und im fusionierten Ilsede bei praktisch jedem bekannt sind, der genau weiß, wie die Menschen „ticken“ und der (fast) jeden Stein in seiner Heimatgemeinde kennt. Kaum zu glauben, dass sich Föste nach seinem Realschulabschluss in Lengede nicht nur bei der Lahstedter Gemeindeverwaltung, sondern auch für den Maschinenbau in einem Braunschweiger Eisenbahnwaggonhersteller um einen Ausbildungsplatz beworben hat. „Von beiden hatte ich Zusagen“, erinnert sich Föste genau. Entschieden habe er für die Gemeinde Lahstedt – aus pragmatischen Gründen: „Von meinem Heimatort Groß Lafferde ist es zum Rathaus in Gadenstedt näher, zudem ist das dort ein sicherer Arbeitsplatz.“ Jedenfalls sei das keine ganz schlechte Wahl gewesen damals, setzt er cool hinzu.

Urgestein wollte Geld verdienen

„Ich wollte Geld verdienen, an eine Work-Life-Balance haben wir damals nicht gedacht“, beschreibt Föste seinen Wunsch nach einem Ausbildungsplatz, und es klingt wie aus einer fernen Zeit. Das gleiche Gefühl kommt auf, wenn der (noch) 64-Jährige die Liste der mehr als eine Handvoll Gemeindedirektoren/eingleisigen Bürgermeister aufzählt, die er als Chefs erlebt hat: Gleich zum Start war es Wilhelm Schwalenberg, der nach einem Griff in die Gemeindekasse seinen Posten als Lahstedter Gemeindedirektor aufgeben musste – in dem Zusammenhang hat es auch eine Durchsuchung im Rathaus gegeben. Bei der Bewertung der direkt gewählten, hauptamtlichen (eingleisigen) Bürgermeister (politischer Repräsentant und zugleich Chef der Verwaltung) gibt sich Föste zunächst diplomatisch: „Diese Eingleisigkeit hat Vor- und Nachteile.“ Um nachzuschieben: „Besser ist es, wenn ein Chef der Verwaltung weiß, was zu tun ist, wenn das alles verwaltungsmäßig Hand und Fuß hat.“ Lobend erwähnt er den früheren Lahstedter Gemeindedirektor Heiko Willms (SPD): „Bei ihm wusste jeder, woran man war. Er hat Ahnung und seine Meinung nicht von Woche zu Woche geändert.“

Bauamt, Finanzen, Soziales: In seiner Verwaltungstätigkeit hat Föste viele Bereiche „beackert“, war in Lahstedt Leiter der Finanzabteilung (Kämmerer), ist nunmehr seit Jahren in der fusionierten Gemeinde Ilsede Chef im Fachbereich Bürgerservice/Soziales/Ordnung. „Ich hatte das Glück, beruflich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, um aufzusteigen“, meint Föste rückblickend und ergänzt, einen seiner Angestelltenlehrgänge für den gehobenen Dienst habe er mit dem späteren Ilseder Bürgermeister Otto-Heinz Fründt (SPD) absolviert.

Urgestein zunächst skeptisch wegen Fusion

DieFusion der Gemeinden Lahstedt und Ilsede zum 1. Januar 2015 – sie ist auch für den Groß Lafferder Föste ein Ereignis gewesen: „Gedanklich war ich eher gegen den Zusammenschluss“, räumt er ein und ist überzeugt: „Lahstedt war finanziell gesehen vor der Fusion nicht schlechter aufgestellt als das damalige Ilsede – allenfalls waren die Verhältnisse bei beiden Gemeinden gleich.“ Zu seinen Grundprinzipien habe es aber gehört, als Verwaltung nach politischen Entscheidungen alles dafür zu tun, dass sie möglichst optimal umgesetzt werden – ungeachtet der eigenen Position dazu. „Ein typischer Beamter“, setzt Föste hinzu und lacht. Und er räumt ein, dass die finanziellen Möglichkeiten durch die Fusion größer geworden seien.

In der damaligen Gemeinde Lahstedt hat Föste ein „Kirchturmdenken“ festgestellt, das daher gerührt habe, dass alle fünf Ortschaften gleich behandelt werden sollten: „Bei elf Orten in der jetzigen Gemeinde Ilsede ist es aber nicht durchzuhalten zu sagen, alle bekommen das Gleiche“. Im Übrigen beklagt er eine veränderte Umgangsform in der Gesellschaft: Während früher bei Unstimmigkeiten das direkte Gespräch gesucht worden sei, würden jetzt die Dinge in den „sozialen Medien“ einfach mal so herausgehauen. In seinem Ruhestand will sich Föste verstärkt um sein Haus (Elternhaus) in Groß Lafferde und den großen Garten kümmern: Als Fußballfan fiebert er mit dem 1. FC Köln und der Braunschweiger Eintracht mit – in beiden Fällen hofft er auf den Klassenerhalt.

Der neue Mann im Ilseder Rathaus: Martin Diedrich.
Der neue Mann im Ilseder Rathaus: Martin Diedrich. © FMN | Martin Diedrich

Nachfolger von Hans-Joachim Föste wird am 1. April Martin Diedrich: Er übernimmt die Leitung im Fachbereich Bürgerservice/Soziales/Ordnung. Der Vöhrumer hat zuletzt beim Landkreis Peine gearbeitet, und zwar als Abteilungsleiter im Fachdienst Soziales.

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