Leverkusen. Dienstagabend trifft der Bundesliga-Spitzenreiter im Pokal-Viertelfinale auf Stuttgart, bevor am Samstag Bayern München anreist.

Als die Leverkusener im Juli 2020 zum bislang letzten Mal in einem Pokalfinale standen, war Florian Wirtz schon mit von der Partie. Die führenden Köpfe des Bayer-Ensembles hießen damals noch Kai Havertz, Leon Bailey oder Lars Bender. Und Wirtz, zwei Monate zuvor zarte 17 geworden, saß beim 2:4 gegen die Bayern 90 Minuten lang auf der Bank.

Knapp vier Jahre später ist der Hochbegabte aus Pulheim längst zu einer der prägenden Kräfte im Team des Bundesliga-Spitzenreiters herangereift. Und weil am Samstag das ultimative Gipfeltreffen gegen Verfolger München auf der Agenda steht, könnte es Cheftrainer Xabi Alonso zumindest in Erwägung ziehen, einen derart wichtigen Akteur wie Wirtz im Pokal-Duell mit den Stuttgartern zu schonen.

Leverkusen-Trainer Alonso: bekannt für seine überraschenden Personalentscheidungen

Mit überraschenden Personalentscheidungen ist Alonso in den vergangenen Wochen schließlich häufiger mal aufgefallen. Auf der anderen Seite treffen mit Leverkusen und dem VfB am Dienstagabend die beiden Top-Favoriten auf den Titel im nationalen Cup aufeinander: Der Sieger der Viertelfinalpartie in der BayArena muss sich im Halbfinale mit einem der Zweitligisten Düsseldorf oder Kaiserslautern messen. Die dritte Alternative ist entweder Drittligist Saarbrücken oder Gladbach, aktuell auf Rang 13 in der Bundesliga.

Verlockende Aussichten, auch deswegen ist Florian Wirtz voller Tatendrang. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Spieler und versuche, jedes Spiel und jeden Wettbewerb zu gewinnen“, betont Leverkusens Edelkicker und versichert: „Wir wollen überall ins Finale kommen und in der Bundesliga bis zum Ende durchhalten.“ Drei Trophäen könnten die Rheinländer inklusive Europa League in diesem Frühjahr einheimsen. Gelingt zumindest in einem der Wettbewerbe der große Wurf, wäre es der erste Zuwachs für die Klubvitrine seit 31 Jahren. Und der dritte Titel in der gesamten Bayer-Historie.

Erst Stuttgart, dann München: klare Marschroute bei Bayer Leverkusen

Momentan hat die titelentwöhnten Leverkusener jedenfalls die geballte Finallust gepackt, die nächste Hürde kommt dabei aus dem Ländle. „Man weiß um die Qualitäten von Stuttgart, da müssen wir alles raushauen“, sagt Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes. Und: „Das ist das einzige Spiel, was erst mal zählt.“ Mögliche Gedanken an die Bayern werden also fürs Erste aus den Köpfen verbannt. Auch bei Xabi Alonso. „Der Pokal ist ein besonderer Wettbewerb. Wir haben einen Top-Gegner, da brauchen wir unsere beste Leistung und ein hohes Niveau. Erst dann schauen wir auf München“, macht der 42-jährige Coach deutlich.

Auf unkonventionelle Maßnahmen sollte man bei dem gewieften Spanier allerdings immer gefasst sein. So verzichtete er in der Auftaktpartie des neuen Jahres in Augsburg auf Jonathan Tah, um für das darauffolgende Topspiel in Leipzig keine Gelbsperre seines Abwehrchefs zu riskieren. Da störte sich Alonso auch nicht daran, dass mit Odilon Kossounou und Edmond Tapsoba die beiden anderen Stamm-Innenverteidiger gerade beim Afrika-Cup weilten.

Bayer-Torwart Matej Kovar ersetzt Stammkeeper Lukas Hradecky

Ähnlich nonchalant ließ er vor der Weihnachtspause gegen Bochum alle fünf potenziellen Afrika-Cup-Fahrer pausieren, damit sich deren Stellvertreter einspielen konnten. Und Matej Kovar, Leverkusens tschechischer Ersatz- und Cup-Torwart, durfte vor zehn Tagen im rheinischen Derby gegen Gladbach anstelle von Stammkeeper Lukas Hradecky die Handschuhe überstreifen. Um vor seinem bereits festgelegten Einsatz, nun gegen den VfB, schon mal richtig auf Betriebstemperatur gekommen zu sein.

Leverkusens Kapitän Lukas Hradecky gibt seinen Stammplatz im Pokal an Matej Kovar ab.
Leverkusens Kapitän Lukas Hradecky gibt seinen Stammplatz im Pokal an Matej Kovar ab. © Marius Becker/dpa | Unbekannt

Der kleine Dreh mit Kovar überraschte auch klubintern. Und die nächste Gelegenheit zu unerwarteten Rochaden bietet das Pokal-Duell gegen Stuttgart. Die Schwaben, vor acht Monaten noch in der Relegation gegen den Hamburger SV beschäftigt, spielen bislang eine starke Saison, belegen in der Liga aktuell Champions-League-Rang drei. „Ich mag den Stil von Stuttgart. Sie spielen sehr intelligent, sehr flexibel, stehen total verdient so weit oben“, schwärmte Xabi Alonso am Montag. Und auch über das eigene Team formulierte der freundliche Baske ein paar feurige Sätze.

Leverkusen-Trainer Xabi Alonso blickt mit Vorfreude auf Pokal und Bayern-Duell

„Wir sind sehr, sehr motiviert. Die Spieler haben diesen Wunsch, etwas zu gewinnen – und der Pokal ist der kürzeste Weg dorthin“, machte er deutlich. Später richtete Bayers erster Übungsleiter die Scheinwerfer dann noch auf das bevorstehende Wochenende und stellte zufrieden fest: „Es gibt guten Grund zu glauben, dass alle Spieler beide Spiele absolvieren können.“ Große Lust auf weitere Experimente mit möglicherweise für die Bayern-Partie geschonten Stammkräften klang bei dem Weltmeister von 2010 dabei auf jeden Fall nicht durch.