Salzgitter-Bad. Der 19 Jahre alte Emil Gedaschke macht den Job seit Mai 2022.

Emil Gedaschke hat es an diesem Tag nicht eilig. Mit dem Kehrset beseitigt er Popcornreste aus dem Kinosaal. Seit Mai 2022 ist er Filmvorführer im Bürgerkino Cinema in Salzgitter-Bad. Ein Job für Vielkönner mit Technikverstand. Wir haben den frischgebackenen Abiturienten, eine Eins vor dem Komma, an seinem Arbeitsplatz besucht. Filmvorführer – was ist das eigentlich für ein Job?

Sondervorführung

Als wir Emil treffen, steht er zwei Tage vor seinem 19. Geburtstag. „Wir feiern in kleinem Rahmen“, sagt er mit freundlicher Stimme, die sein Wesen verrät, und verschmitztem Lächeln auf den Lippen. Er strahlt Ruhe aus. Das muss er auch, selbst wenn Hochbetrieb herrscht. Den gibt es an diesem Tag nicht. Trotzdem hat er zu tun, der Filmvorführer. Emil ist schon seit 16 Uhr vor Ort. Sondervorführung, eine Geburtstagsgesellschaft hat sich den Klassiker „Feuerzangenbowle“ angesehen. Sowas geht in Salzgitter-Bad: eine private Vorstellung sozusagen. Alles buchbar. Die Gesellschaft hat nicht viel Unrat hinterlassen. Hier und da mal etwas Popcorn, eine Bierflasche, das war es schon. „Richtig putzen müssen wir nicht“, sagt Emil. Im Handumdrehen ist der Saal bereit für die nächste Vorführung. Die beginnt um 20 Uhr. „Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich“ steht auf dem Programm. Das ist ein Streifen von Laurent Tirard aus dem Jahr 2020. „Manchmal setze ich mich einfach mit in den Saal“, sagt der Vorführer. Er sieht das als Privileg: „Ich habe interessante Filme gesehen, die ich sonst nicht angeschaut hätte“, meint er.

Jobangebot auf Facebook

Das Jobangebot war seiner Zeit bei Facebook veröffentlicht. Nicht zwingend die Plattform junger Leute. „Meine Mutter hatte es gefunden“, schmunzelt Emil. Und dann sei alles ganz flott gegangen: „Ich habe angerufen, bin eingeladen worden und habe dann gleich eine Einarbeitung bekommen.“ Danach habe er nicht mehr „nein“ sagen können. „Der Gedanke, in einem kleinen Kino zu arbeiten, gefiel mir.“ Es ist ein gemütliches Kino, das aber durchaus aufregend sein kann: „Im Sommer ist es eher ruhig, aber im Herbst und Winter kann es passieren, dass da kurz vor der Vorstellung 30 und mehr Menschen in der Schlange stehen“, erzählt er. Dann heiße es: Ruhe bewahren und konzentrieren.

Studium der Informatik

Das kann er. Er will Informatik studieren, liebt systematisches Arbeiten, und das sei dort im Kino absolut möglich. Gut, Popcorn gekonnt zubereiten, Getränke verkaufen und den Vorrat auffüllen, alles seine Aufgaben, haben mit Informatik nicht viel zu tun. Aber die Technik. Karten mit Abrissschnipsel, die gibt es nicht mehr. Alles elektronisch, als Beleg kommt ein Bon aus dem Drucker. Reservierungen passieren online, Gutscheine tragen einen QR-Code, der an den Scanner gehalten wird. Kompliziert, sagt Emil, wird es bei Gruppen, die zusammen gebucht haben, dann aber einzeln zahlen wollen, oder beim Einlösen analoger Gutscheine mit Restwerten. Ist aber auch nicht wirklich eine Herausforderung für den jungen Mann: „Hier gibt es für solche speziellen Situationen richtig gute Erklärvideos.“ Und überhaupt: Das gesamte System sei sehr logisch aufgebaut.

Frauenabend

An diesem Tag kommen nur zwei Damen zur Vorstellung. Frauenabend, weil die Männer anderweitig aktiv sind. „Wir starten die Vorführung auch für einen Gast“, sagt Emil. Im Saal läuft bereits die Hintergrundmusik, auf der Leinwand ist Werbung der Sponsoren des Kinos zu sehen, die Lüftungsanlage läuft. Das alles wird vom Projektor- oder auch Serverraum gesteuert. Das Kino braucht zwei Server, einen für das Buchungssystem über die Homepage, einen für den Betrieb des Projektors. Es ist alles exakt voreingestellt, und doch muss Emil die Technik an diesem Tag zweimal hochfahren. Kann passieren. Starten wird er den Film vom Rechner an der Kasse aus. Alles ist vernetzt. Dort sieht er auch den Ablauf der Werbung und der vorgeschalteten Trailer und kann die Lautstärke nachregeln. Dafür gibt es klare Vorgaben.

Licht aus, Film ab

Es geht los. Licht aus, Film ab, Tür zu, die beiden Damen dürfen bei Popcorn und Getränk genießen. Emil hat alles im Blick. Übrigens: Die Musik vor den Vorführungen wird von CDs eingespielt. Dafür gibt es im Technikraum einen separaten CD-Spieler. Und wer einen Wunschfilm buchen möchte, das Kino kann sie bieten, auf DVD. Emil hört in den nächsten Tagen auf. Europa- und Asienreise. „Auch dafür habe ich hier gearbeitet“, sagt er. Für ihn hat das Kino schon Ersatz gefunden. Sechs Vorführer sind sie insgesamt.

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