Northeim. BVMW-Veranstaltung „Politik am Morgen“ fand am Tag nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen statt.

Eine „dramaturgische Punktlandung“ nannte Jörn Kater die BVMW-Veranstaltung „Politik am Morgen“ am Tag nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen im Bund. Und er dankte Dr. Roy Kühne, Mitglied des Bundestags der CDU, der sich der Diskussion mit mehr als 50 regionalen Unternehmerinnen und Unternehmern im Burghotel Nörten-Hardenberg stellte.

Natürlich drängten sich die Fragen auf „Hat sich die CDU über den Tisch ziehen lassen? Warum gibt es keine erkennbare Linie? Wo bleibt die junge Generation?“ Kühne antwortete diplomatisch: „Ja, die Zugeständnisse schmerzen. Aber wir werden in großem Umfang in Bildung und Digitalisierung und damit auch in eine moderne Zukunft investieren.“ Nun komme es auf die konkrete Umsetzung an, die er mit viel Hartnäckigkeit verfolge.

Und doch gab er zu, dass zu wenig jüngere Politiker in die Regierung kommen. Außerdem stünde zu viel „würde, könnte, müsste“ im Vertrag – was allerdings auch eine flexible Gestaltung ermög liche.

So begrüße er die Kompromisse bei der sachgrundlosen Befristung, sehe aber auch Probleme bei der garantierten Rückkehr von einer Teil- in eine Vollzeitstelle und vermutet: „Das wird die Anzahl der Verträge im Sachgrundbereich erhöhen.“ Schließlich brauchen gerade kleine Unternehmen eine unkomplizierte Bedarfsanpassung in puncto Beschäftigung.

Konkrete Themen auf dem Tisch

Die Gäste aus dem Harz, aus Göttingen, Northeim, Einbeck und dem Eichsfeld brachten viele eigene Themen konkret auf den Tisch: Ob die Politik der Telekom beim Breitbandausbau nicht auf die Füße treten könne, wie kleinere Unternehmen die Datenschutzgrundverordnung umsetzen sollen, wo eine vorausschauende Infrastruktur bleibt, warum die doppelte Verbeitragung der Altersvorsorge nicht gekippt wird, wieso die Regierung kein Direktionsrecht bei den Ausgaben für Gesundheit ausübt, hier gäbe es noch „zu viel Papierberge zwischen Krankenhäusern und Ärzten.“

Kühne gab kritische und zustimmende Antworten. Auf die Schlussfrage, wie er der zunehmenden Politikverdrossenheit entgegnen wolle, antwortete er: „Indem ich Veranstaltungen wie diese wahrnehme.“ Auch versuche er, in den Schulen Jugendliche für Politik zu interessieren, aber Lehrkräfte fürchten eine einseitige Einflussnahme. „Wir Politiker haben einen schlechten Ruf. Dabei brauchen wir den Dialog und die Auseinandersetzung, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten.“

Unternehmer fragen

Seine Aufforderung, dass es auch Aufgabe der Unternehmen sei, sich offen der Diskussion mit Politikern aller Parteien zu stellen, unterstrich Gastgeber Jörn Kater, Leiter der Wirtschaftsregion Hannover und des BVMW-Kreisverbandes Südniedersachsen. Er lädt ein zum nächsten Frühstück „Unternehmer fragen, Politiker antworten“ am 12. April im Weserhotel Holzminden.

Eine weitere Gelegenheit zum Austausch bietet der 22. BVMW-Business-Treff am 22. Februar in Nörten-Hardenberg mit Dr. Norbert Blüm zum Thema „Wie sieht die Welt von morgen aus?“