Braunschweig. Jonas Schnepf macht eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer beim Hofbrauhaus Wolters.

Es gibt so manche Ausbildungsberufe, bei denen Außenstehenden nicht sofort ein Tätigkeitsbild vor Augen haben. Was ist ein Konstruktionsmechaniker? Und womit beschäftigt sich eigentlich ein Systemelektroniker? Bei Jonas Schnepf ist das einfacher. Seit mehr als einem Jahr wird er beim Hofbrauhaus Wolters in Braunschweig zum Brauer und Mälzer ausgebildet. Und da geht es nur um eines: Bier.

„Klar, kennt in meiner Familie und in meinem Bekanntenkreis jeder die Marke Wolters“, sagt Schnepf. Manch einer habe sogar Grundkenntnisse darüber, wie Bier gebraut werde, sagt der Auszubildende. Doch wie komplex die Prozesse rund um die Herstellung des Gerstensafts in Wirklichkeit sind, das wüssten sie nicht.

Und das ist kein Wunder. Um zu verstehen, wie aus Gerste Malz, aus Malz Maische, aus Maische Würze und aus Würze der Sud entsteht, wie durch die Gärungsprozesse der zugesetzten Hefe Alkohol und Kohlensäure entstehen und welche Rolle die Temperatur und Lagerzeit dabei spielen – dafür benötigt es schon einige Lektionen Chemie und Biologie.

Aber Jonas Schnepf muss auch kein Fachmann für die Handwerkskunst vergangener Zeiten sein. Denn die kommt bestenfalls noch bei kleinen Craft-Beer-Produzenten zum Einsatz. In Großbrauereien wie Wolters ist längst alles automatisiert. Auszubildende tragen dazu bei, dass die Produktionsabläufe reibungslos vonstattengehen. Sie helfen bei Bedienung und Instandhaltung der Maschinen. Und das ist längst nicht alles. „Ich nehme zum Beispiel auch Jodproben im Sudhaus“, sagt der 20-Jährige. Die Probe zeigt an, ob die Verzuckerung im Herstellungsprozess beendet ist.

Der Auszubildende ist auf dem weitläufigen Gelände ständig in Bewegung. In der Regel trägt er Arbeitshose, T-Shirt und Gummistiefel. Auch körperlich fordert ihn der Job. Manchmal bewegt er meterlange, dicke Schläuche oder rollt das eine oder andere 30-Liter-Fass über das Areal. Bringt ein Laster eine neue Malzlieferung, klettert der Azubi die Leiter hoch auf das Fahrzeug und entnimmt eine Probe. Nur wenn der Rohstoff im Labor positiv getestet wird, nimmt die Brauerei ihn an.

Auf den Ausbildungsgang aufmerksam geworden ist Schnepf erst durch die Ausschreibung der Stelle durch die Brauerei. „Ich hatte mich auf jeden Fall gegen ein Studium und für eine Ausbildung entschieden“, sagt der Abiturient aus der Gegend um Schöppenstedt. Die Ausbildung zum Brauer und Mälzer schien ihm spannend und abwechslungsreich zu sein. Und wer sie absolviert, zählt zu den Exoten. Wolters, immerhin die größte Privatbrauerei Niedersachsens, besetzt in der Regel höchstens eine Ausbildungsstelle pro Jahr. Schnepf setzte sich gegen zahlreiche Mitbewerber aus ganz Deutschland durch.

„Ein regionaler Bezug kann nicht schaden. Dann ist die Identifikation mit dem Arbeitgeber größer“, meint Produktionsleiterin Meike Kelz. Darüber hinaus sei ein guter Realschulabschluss Minimum. Auch auf Volljährigkeit legt das Unternehmen wert. „Das ist beim Umgang mit einem alkoholhaltigen Produkt sinnvoll“, sagt Kelz. Zwar nippen die Mitarbeiter nicht ständig am Produkt, müssen aber hin und wieder Geschmackstests vornehmen.

Wo es für Jonas Schnepf nach seiner Ausbildung hingeht, weiß er noch nicht. Vielleicht bleibt er bei Wolters, vielleicht hängt er ein Studium dran. Oder es geht weg vom Bier. „Brauer und Mälzer kommen später problemlos bei Zulieferern oder auch in der Lebensmittel- oder Chemiebranche unter“, weiß Meike Kelz.