Braunschweig. An der Spitze der Wolfsburger Limousinen-Palette steht jetzt eine zeitgemäße Art von Coupé mit Vierzylinder-Turbo-Motor.

Zwischen den Nachrichten über „Dieselgate“ und die Milliardenfolgen geht dieser Tage fast unter, dass Volkswagen seine Modellpalette überarbeitet. Das neue Spitzenmodell heißt: Arteon. Es ersetzt gleich zwei andere Modelle. Nämlich das CC-Coupé und den Phaeton. Der hatte 2001 Premiere, um Mercedes und BMW in der Luxusklasse Kunden abzujagen. Doch der Erfolg blieb aus. Nach 15 Jahren wurde die Produktion eingestellt.

Wie auch immer: der Arteon steht nun in der VW-Modellpalette ganz oben; genau dort, wo einst der Phaeton positioniert war. Der neue Top-Star ist erst fünf Monate auf dem Markt, fand aber schon 15 000 Kunden. Wie sich der Newcomer wirklich schlägt, wird indes erst das Jahr 2018 zeigen, wenn er in den PKW-Hauptmärkten China und USA startet.

Die Optik ist auffallend am Arteon. Er ist einer, nach dem sich die Leute umsehen. Kein Zweifel: Der Arteon ist rundum wohlgeraten. VW-Chefdesigner Klaus Bischoff nennt das Styling „puristisch“. Das stimmt; denn nicht ein Fitzelchen Effekthascherei steckt im Arteon. Er besticht durch unauffällige Eleganz. Die wird noch dadurch unterstrichen, dass sich der Arteon ziemlich flach auf die Fahrbahn duckt und seine Kotflügel selbstbewusst in die Breite streckt. So entsteht ein Coupé-Charakter, der durch rahmenlose Seitenscheiben noch betont wird. Das äußere Erscheinungsbild glänzt zusätzlich, weil der Arteon als erster VW-PKW auf 20-Zoll-Rädern dahinrollt.

Ein echter Phaeton-Nachfolger ist er nicht, auch wenn er jetzt an dessen Stelle steht. Volkswagen setzt auf „Downsizing“. Das heißt: Der Hersteller rüstet ab – unter dem Eindruck von Klimadiskussion und Ressourcenschutz. Für diesen Trend („alles etwas bescheidener“) steht der Arteon, die PKW-Nummer 1 bei den Wolfsburgern.

Der Neue ist um 20 Zentimeter kürzer als der Phaeton, kommt jedoch mit seinem Raumangebot erstaunlicherweise fast an den einstigen Luxusgleiter heran. Das hat auch damit zu tun, dass keine Achtzylinder- oder V12-Motoren im Angebot sind und der Arteon deshalb seine Aggregate platzsparend quer eingebaut zwischen den Vorderrädern trägt.

Bei der Motorisierung konzentriert man sich (ähnlich wie es Volvo vorexerziert hat) erst einmal auf Vierzylinder-Turbomotoren. Die bieten inzwischen längst Fahrkomfort, Leistung und Durchzugskraft, die einen V6 oder gar V8 entbehrlich erscheinen lassen. Der Trend zum Turbo-Vierzylinder hat übrigens auch damit zu tun, dass sich künftig immer mehr Länder bei der Besteuerung an den CO2-Werten orientieren.

Der gute, lässig-souveräne Eindruck, für den der 240 PS starke Zweiliter-TDI-Motor sorgt, wird auch durch die Top-Verarbeitungsqualität des Wagens, den geringen Spritdurst und den Komfort insgesamt unterstützt. Wer sehr sicher unterwegs sein will, der kann auch noch 4Motion (den Allradantrieb) wählen.

Das Reisen im gut gefederten, leisen Arteon ist angenehm. Vor allem dank der vielen elektronischen Assistenten. Der Radarsensor hält Abstand. Man muss keine Angst haben, ein Tempolimit zu übersehen; denn die Frontkamera späht nach Verkehrsschildern und passt die Geschwindigkeit selbstständig an – ein Schritt zum autonomen Fahren! Jetzt noch die Massagefunktion der Sitze aktivieren, die Spotify-Playliste anwählen und – alles ist gut. Zumal auch das Smartphone in seiner Ablage liegt, wo es ohne fummelige Anschlüsse schnurlos mit der Außenantenne verbunden ist.

Kein Zweifel: Der Arteon kann selbst die Konkurrenten in Schach halten, deren Image stärker ist und die einen Sechszylinder im Bug haben; zum Beispiel BMW Gran Coupé 430d x-Drive.

Der Arteon steht für eine neue, zeitgemäße Bescheidenheit – abseits von Mercedes S-Klasse oder Siebener-BMW. Das Motto: Eine Nummer kleiner reicht auch aus.