Braunschweig. Warum der Betriebsrat mit einer Schließung gerechnet hatte, und wie die Belegschaft auf die Nachricht von der Rettung reagiert hat.

Das Karstadt-Großkaufhaus wird Braunschweigs Fußgängerzone erhalten bleiben. Keine Schließung. Doch wie Betriebsratsvorsitzender Stefan Nagelschmidt berichtet, war damit an der Neuen Straße nicht gerechnet worden: „Dass Karstadt-Braunschweig nicht geschlossen wird, das kam für uns überraschend. Eine Rettung hatten wir nicht erwartet.“

Dienstag, 30. April, beginnt bei Karstadt um 9.45 Uhr eine Betriebsversammlung, von der Nagelschmidt sagt: „Eigentlich wollten wir ein Stimmungsbild bei den Kolleginnen und Kollegen einholen – gehen wir auf die Straße, um gegen die Schließung zu demonstrieren?“ Die Schließung kommt nun nicht. „Die Betriebsversammlung wird darum nicht lange dauern. Allerspätestens um 11 Uhr, wahrscheinlich früher, werden wir öffnen.“

Die Karstadt-Belegschaft in Braunschweig hatte mit der Schließung des Hauses gerechnet

Nagelschmidt ist seit 26 Jahren Betriebsrat. Er war dabei, als in den Jahren 2006, 2020, 2023 und 2024 Insolvenz angemeldet wurde. Die Unterschiede seien gewesen: „Wir waren bis zum Jahr 2023 immer ganz sicher, dass Karstadt an der Neuen Straße erhalten bleibt. Das Haus schreibt schließlich schwarze Zahlen.“

Völlig überraschend sei darum im Vorjahr die Nachricht gekommen, eine Schließung solle erfolgen. Erst Nachverhandlungen über Miete und Sanierungskosten hatten am Ende dafür gesorgt, dass die Türen weiter offen blieben. Nagelschmidt: „Der Insolvenzverwalter hatte aber kürzlich angekündigt, es sollten nur noch die Filialen erhalten bleiben, deren Vermieter auch alle Sanierungskosten zahlen.“ Das sei in Braunschweig nicht der Fall gewesen: „Hier gilt das Prinzip: Die Sanierungskosten werden geteilt. Unsere Annahme war darum: Diese Vereinbarung wird nur hinfällig, wenn Karstadt-Braunschweig im Zuge der Insolvenz geschlossen wird. Wir wurden positiv überrascht, dass es nicht so kommt.“

Arbeitsplätze bei Karstadt-Braunschweig sollen erhalten blieben

Ab 10 Uhr wurde am Samstag im Karstadt-Restaurant die Belegschaft informiert. Nagelschmidt beschreibt dies so: „Jubel, Applaus und Tränen der Erleichterung.“ Zumal es eine zweite gute Nachricht gab: „Uns wurde zugesichert, dass alle 133 Arbeitsplätze erhalten bleiben.“ Selbstverständlich sei das nicht: „Die Insolvenz im Vorjahr hatte dazu geführt, dass ein Stellenabbau erfolgte.“ Nagelschmidt ist außerdem der Meinung: „Am 28. Mai wird sich zwar noch die Gläubigerversammlung treffen. Die muss den Plänen zustimmen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass noch Änderungen erfolgen.“

Für Juli ist der Verkauf geplant. Ein neuer Eigentümer soll dann übernehmen. Wie geht es dann mit Karstadt-Braunschweig weiter? Der Betriebsrat sei der Auffassung: „Es muss jetzt unbedingt die Sanierung erfolgen.“ Nagelschmidt spricht von einem „zweistelligen Millionenbetrag, wobei die Baukosten steigen“. Uralt seien zum Beispiel die Innenfahrstühle. Eine Ersatzteilbeschaffung sei mittlerweile kompliziert geworden. Von den Außenfahrstühlen funktioniere nur noch einer. Soll sich das ändern, „wurden einst Kosten in sechsstelliger Höhe erwartet“.

Die Erneuerung des Parkdecks sei zwar begonnen, aber abgebrochen worden. Nagelschmidt meint: „Es wäre besser, wenn unser Parkhaus verkauft wird und einen neuen Betreiber erhält. Das würde auch die Miete senken.“ Nächtlicher Vandalismus habe in der Vergangenheit dazu geführt, „dass die von der Stadt Braunschweig angeregte Öffnung rund um die Uhr aus Kostengründen undenkbar ist“. Ein nächtlicher Bedarf bestehe natürlich: „Das wünschen sich zum Beispiel die Besucher der Komödie. Das Theater liegt praktisch direkt an der Parkhaus-Spindel.“

Was könnte bei Karstadt im Untergeschoss angeboten werden?

Nagelschmidt macht keinen Hehl daraus, kein Freund von Ideen zu sein, freie Flächen im Kaufhaus an Partner abzugeben: „Unsere Flächen sind nicht zu groß. Wir haben das gesamte Angebot, das sich einst in der Filiale Poststraße befand, auf einer halben Etage im Erdgeschoss an der Neuen Straße untergebracht. Das Untergeschoss steht leer.“ Er würde es begrüßen, wenn im Untergeschoss, „all das angeboten wird, was zu Nadel und Faden gehört. Also Kurzwaren. Es gibt einen riesigen Bedarf dafür in Braunschweig.“

Dass dies schnell gehen könnte, erwartet der Betriebsratsvorsitzende nicht: „Wahrscheinlich muss erst das Gebäude selbst saniert werden, bevor sich an der Neuen Straße das Untergeschoss wieder füllt.“

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