Braunschweig. Weniger Wagen, weniger Musikzüge, weniger Süßes: Das droht beim nächsten Schoduvel. Braunschweigs Karnevalisten suchen nach neuen Geldquellen.

Wenn Zehntausende, wahrscheinlich eher HunderttausendeKarnevalisten beim Schoduvel durch Braunschweigs Straßen ziehen, sind Gedanken an Geld und Finanzen fern. Doch der Schoduvel ist in den vergangenen zehn Jahren immer teurer geworden. Den mit Abstand größten Kostensprung aber wird es zwischen 2023 und 2025 geben.

Die Gerüchte stimmen also, es könnte tatsächlich zu herben Einschnitten beim nächsten Schoduvel kommen. Das bestätigten Zugmarschall Karsten Heidrich und Ehrenzugmarschall Gerhard Baller unserer Zeitung auf Anfrage. Doch nicht nur die Schoduvel-Gesamtorganisatoren, auch die großen Braunschweiger Karnevalsgesellschaften müssen sparen, wie sie bestätigten. Auch das trifft am Ende wieder Braunschweigs großen Karnevalsumzug – den größten in ganz Norddeutschland.

Weniger Wagen, weniger Musikzüge, weniger Süßes, das könnte die Konsequenz sein, wie Ehrenzugmarschall Baller ganz offen sagte. „Die Kosten sind uns davongelaufen“, erklärte er. Baller rechnete auf Anfrage vor: 2013 kostete der Schoduvel noch 211.000 Euro, 2023 waren es schon 246.000 Euro.

Schoduvel in Braunschweig: Prunk- und Motivwagen die Kostentreiber

Seitdem sind die Kosten aber erst richtig gestiegen. Der letzte Schoduvel kostete schon 280.000 Euro, beim nächsten Karnevalsumzug im kommenden Jahr rechnen die Macher ziemlich genau mit 301.300 Euro. In den letzten zwölf Jahren stiegen die Kosten also um fast 100.000 Euro, alleine von 2023 bis 2025 um mehr als 50.000 Euro. Klar wird der Schoduvel teurer, die hohen Energiekosten, die hohe Inflation der letzten Jahre hat ja jeder Verbraucher gespürt.

Laut Baller und Heidrich sind besonders die Prunk- und Motivwagen große Kostentreiber. Heidrich erklärte: „Es handelt sich um gebraucht gekaufte Wagenuntergestelle aus der Landwirtschaft und bei den großen Wagen um LKW-Untergestelle, die immer wieder umgebaut beziehungsweise neu aufgebaut werden. Im Laufe der Jahre steigt der Unterhaltungsaufwand – Reifen, Eisenträger, Fußböden – erheblich an.“

Auch die Kosten für Sicherheitspersonal und Drängelgitter an der Zugstrecke und die Kosten für das Wurfmaterial haben sich mehr als verdoppelt. Schließlich fallen hohe Beträge für die Aufwandsentschädigungen und Reisekosten der teilnehmenden Musikzüge aus ganz Norddeutschland an, für die Stadt-Reinigung, für Begleitveranstaltungen zur Gewinnung von Sponsoren – und nicht zuletzt für die abschließende Zugparty.

Der Schoduvel könnte nächstes Jahr ein ganzes Stück kleiner werden

Rücklagen haben die Schoduvel-Veranstalter nicht. Erst im Januar hat der Rat der Stadt Braunschweig weitere 11.000 Euro genehmigt. Insgesamt zahlt die Stadt jetzt 93.500 Euro pro Schoduvel. Weitere je 5000 Euro erhalten die drei Braunschweiger Karneval-Gesellschaften, die über das Komitee direkt weitergeleitet werden.

Baller sagte: „In der Kalkulation der Kosten für den Zug im kommenden Jahr fehlen noch 20.000 Euro.“ Das klingt erst mal nicht dramatisch. Der Schoduvel steht nicht auf der Kippe. Er könnte nur ein ganzes Stück kleiner werden. Viele Eltern und Kinder werden bemerkt haben, dass schon beim diesjährigen Zug weniger Süßes geworfen wurde.

Denn auch die drei Braunschweiger Karneval-Gesellschaften sparen längst. Nicki Paetschke von der Braunschweiger Karneval-Gesellschaft von 1872 (BKG) etwa erklärte, dass die Gesellschaft früher 4500 Euro für Süßigkeiten „locker“ ausgereicht haben. Jetzt seien es schon bis zu 6000 Euro gewesen – Tendenz steigend. Der größte Kostenfaktor aber seien die Wagen. „Wir haben zehn Stück. Die müssen repariert und zum Teil neu gebaut werden“, so Paetschke. Zudem gebe es fixe Standmieten, weil die Wagen den Großteil des Jahres über im Schoduvel-Zentrum in Kralenriede abgestellt werden.

Ein neuer Wagen kostet die Braunschweiger Karnevalisten etwa 12.000 Euro

Paetschke erklärte, dass der Wagen des Tills neu gebaut werden muss. „Alleine das kostet uns mindestens 12.000 Euro.“ Eigentlich will die BKG ihre Prunksitzung vergrößern. „Doch wenn es so weiter geht mit den Preisen, wird es irgendwann bedrohlich“, sagte Paetschke. Die ein oder andere Gesellschaft überlege schon, den Wagen-Pool zu verkleinern. Es könnte sein, dass die BKG bald nur noch mit sieben oder acht statt mit zehn Wagen beim Schoduvel vertreten ist.

Über die sogenannten Sympathiebändchen, mit denen Karnevalisten den ÖPNV nutzen können, haben die Schoduvel-Organisatoren in der Session 23/24 immerhin 5000 Euro einnehmen können. Baller nennt es einen „Erfolg“. Letztendlich wird das Bändchen das Finanz-Problem der Karnevalisten aber nicht lösen können.

Die Sponsoren können oder wollen nicht mehr Geld für den Schoduvel geben

Und die Sponsoren? Neben den Hauptsponsoren wie BS Energy, Hofbrauhaus Wolters und anderen gibt es zwei große Sponsorengemeinschaften: die närrische Ritterschaft der Brunonen und die Sponsorengemeinschaft Karneval 111. Roland Klein, der Sprecher der 111er, erklärte ganz klar, dass deren Mittel begrenzt sind. „Auch wir können nicht immer mehr Mittel freimachen“, sagte er. „Wir haben unseren festen Rahmen.“ Ins Detail gehen wollen die Sponsoren nicht.

Gleichzeitig appelierte Klein an die Stadt und die Politik, die Mittel deutlich zu erhöhen. „Die Stadt muss die Wichtigkeit erkennen“, sagte er. „Wir können stolz sein auf den Schoduvel.“ Der größte Teil der Unkosten werde aufgefangen. „Der Schoduvel ist das größte Ereignis in Braunschweig und der gesamten Region in jedem Jahr.“ Die Stadt sei jetzt gefragt.

So oder so wird gelten: Wenn nicht mehr Geld zusammenkommt, wird der nächste Schoduvel kleiner.