Braunschweig. Wir haben den Test gemacht. BS Energy reagiert auf weitere Leserfragen zur Qualität des neuen Trinkwassermixes in Braunschweig.

Sie habe sichergehen wollen und deswegen zum Teststreifen gegriffen, schreibt uns Ines Eder. Die Braunschweiger Bezirksapothekerin hat bei ihren Testmessungen nicht nur den vom Wasserversorger BS Energy angekündigten Anstieg der Wasserhärte von rund 3 auf mehr als 7 Grad deutsche Härte (°d.H.) bestätigen können, sie stellte auch eine weitere Verhärtung fest – auf 11 °d.H. Damit wäre das Wasser nicht mehr weich, sondern bereits deutlich im Bereich mittlerer Härte.

Das ist die Wasserhärte

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    Braunschweiger Trinkwasser: Testmessungen bestätigen Härtegrad

    Allerdings sind Messungen mit solchen Teststreifen nicht sehr valide. Das Ergebnis wird mit Hilfe einer Farbskala ausgewertet. Je nach verwendetem Produkt liegt zwischen den Werten 7 und 11 nur ein Schritt und ein lediglich gradueller Farbunterschied. Etwas genauer sind Tests mit einer Titrierlösung, mit der sich in Schritten von einem Grad d.H. messen lässt. Unsere Redaktion hat über mehrere Tage mehrere solcher Tests durchgeführt und kam jedes Mal auf eine Wasserhärte von 8 °d.H.

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    Wirklich valide wäre zwar nur die Prüfung durch ein zertifiziertes Messlabor, aber unsere Tests deuten zumindest darauf hin, dass die Härte des Trinkwassers in Braunschweig sich im Rahmen der Angaben von BS Energy bewegt. Seit Februar wird dem sehr weichen Wasser aus Talsperren im Harz zu rund einem Drittel Grundwasser aus dem Wasserwerk Börßum beigemischt. Das hat eine Härte von 13 bis 14 °d.H. „Das Mischungsverhältnis kann durch die unterschiedliche Wasserabnahme im Netz minimal schwanken, weshalb sich die Wasserhärte um 7,6 Grad deutscher Härte bewegt“, teilt BS Energy auf Anfrage mit.

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    Härteres Trinkwasser führt zu Teehaut in der Tasse

    Eine Konsequenz der neuen Härte zeigt sich beim Teekochen: Auf der Oberfläche des Getränks bilden sich dünne Schlieren, die sogenannte Teehaut, deren Reste sich am Rand und am Boden der Tasse absetzen. Die Teehaut entsteht, wenn die im Tee enthaltenen Gerbstoffe mit Kalzium- und Magnesium-Ionen im Wasser reagieren. Diese stammen aus Mineralien wie Kalkstein oder Dolomit, die sich im Wasser gelöst haben. Je härter das Wasser, desto mehr solcher Ionen enthält es.

    Polyphenole im Tee bilden mit den Kalzium- und Magnesium-Ionen in härterem Wasser die sogenannte Teehaut.
    Polyphenole im Tee bilden mit den Kalzium- und Magnesium-Ionen in härterem Wasser die sogenannte Teehaut. © privat | Hans-Joachim Naether

    Gesundheitsschädlich ist die Haut nicht. Verhindern lässt sie sich nur, indem zum Kochen des Tees weiches Wasser verwendet wird – etwa mit Hilfe spezieller Filter, die das Wasser enthärten.

    Bürger beschweren sich: Braunschweiger Trinkwasser riecht und schmeckt „muffig“

    Doch nicht nur die Härte treibt unsere Leser um. Auch Geschmack und Geruch hätten sich verändert. Die seien „muffig“ oder „modderig“, hieß es gleich in mehreren Zuschriften an unsere Redaktion. Wie BS Energy erklärt, haben sich Bürger diesbezüglich auch direkt an den Wasserversorger gewendet. Die Nutzung von „mineralisch gehaltvollerem Trinkwasser“ könne sich auch auf die „geschmackliche und geruchstechnische Erscheinung“ des Wassers auswirken, so ein Sprecher.

    Das Unternehmen verweist auf die Empfehlung des Umweltbundesamts, kein Wasser zu trinken, das über längere Zeit in der Leitung gestanden hat. Allerdings ist fraglich, ob die Anreicherung von Inhaltsstoffen aus der Hausinstallation in solchem „Stagnationswasser“ die Veränderungen bei Geruch und Geschmack erklären kann. Andere mögliche Ursachen nennt BS Energy nicht.

    BS Energy prüft Qualität des Braunschweiger Trinkwassers nach Bürgeranfragen

    Man nehme die Rückmeldungen der Kunden aber sehr ernst, versichert der Wasserversorger. Daher habe das Unternehmen „ergänzend zu unserem üblichen Prozedere an mehreren Stellen im Braunschweiger Verteilnetzgebiet zusätzliche Wasserproben“ genommen und diese chemisch und mikrobiologisch analysiert. Das Wasser entspreche den Vorgaben der Trinkwasserverordnung und sei bedenkenlos genießbar.

    Dass die Trinkwasserverordnung eingehalten wird, die „die menschliche Gesundheit vor den nachteiligen Einflüssen, die sich aus der Verunreinigung von Wasser ergeben“, schützen soll, wie es in Paragraf 1 der Verordnung heißt, ist freilich eine Selbstverständlichkeit. Dazu sind die Wasserversorger in Deutschland verpflichtet. Geruch und Geschmack hingegen sind subjektiv. Leserbriefe und Kundenanfragen zeigen, dass zumindest für einige Braunschweiger ihr Trinkwasser in dieser Hinsicht durch den neuen Mix Qualität eingebüßt hat.