Herzberg. Der HVN hat den Beschluss aufgrund der Corona-Pandemie jetzt verkündet. HSG-Coach Jens Wilfer spricht von einer „alternativlosen Entscheidung“.

Die Entscheidung erfolgte im Umlaufverfahren und einstimmig: Die Mitglieder des Präsidiums des Handball-Verbandes Niedersachsen haben den Abbruch der Saison 2020/21 im Erwachsenen- und Jugendspielbetrieb beschlossen. „Die Saison 2021/22 wird in der Zusammensetzung und gegebenenfalls auch in den Staffeleinteilungen gespielt, wie die Saison 2020/21 geplant wurde“, heißt es im Beschluss wörtlich. Absteiger gibt es demnach nicht. Mögliche Aufsteiger können voraussichtlich lediglich in den Oberligen der Frauen und Männer ermittelt werden – sollten dem HVN durch den Deutschen Handballbund Aufstiegsrechte zu den 3. Ligen zugestanden werden.

Als alternativlos bezeichnete Jens Wilfer, Trainer der Verbandsliga-Herren der HSG Oha, die Entscheidung des Verbands: „Ich bin froh, dass es jetzt ausgesprochen ist. Keiner muss mehr warten, es gibt Planungssicherheit.“ Irgendwann sei für ihn ohnehin klar gewesen, dass die in den bisherigen Planungen des Verbands anvisierten drei Wochen Vorbereitungszeit nicht mehr gereicht hätten. „Und letztlich entspricht es auch der Situation in der Welt und in Deutschland, alles andere hätte nicht gepasst“, sagt der Coach.

Am Ende eine Formsache

Für HVN-Präsidenten Stefan Hüdepohl und Vizepräsidenten Spieltechnik Jens Schoof war der Saisonabbruch letztlich nur noch eine Formsache: „Die Beschlüsse der Bundes- und Landesregierungen zwingen uns, die Saison für die Mannschaften der Ober-, Verbands- und Landesligen sowie der Landesklassen für beendet zu erklären“, erläuterte Hüdepohl. Vorausgegangen war ein Online-Austausch der Spitzenvertreter des Handball-Verbandes Niedersachsen gemeinsam mit denen der Gliederungen. Die Gliederungen des Verbandes wollen sich, falls sie nicht schon eigenständig den Spielbetrieb für diese Saison beendet haben, einvernehmlich dem Präsidiumsbeschluss anschließen.

Dem Austausch mit den Vertretern der Gliederungen waren waren wiederum Gespräche mit den Vertretern der Ober- und Verbandsligen sowie eine schriftliche Abfrage der Landesliga- und Landesklassen-Vereine vorausgegangen. Allein von den 164 teilnehmenden Vertretern der Landesliga- und Landesklassen-Vereine hatte sich knapp 90 Prozent dafür ausgesprochen, die Saison abzubrechen beziehungsweise auf eine Wertung zu verzichten.

„Als Sportler gerne gespielt“

„Als Sportler hätten wir natürlich gerne gespielt, aber die Bedingungen, so wie sie momentan sind, lassen das nicht zu“, sagt Wilfer. Er denkt dabei auch an die Probleme, die es beispielsweise durch die verschiedenen Inzidenzzahlen in den Landkreisen und die daraus resultierenden Vorgaben gäbe, von der knappen Zeit, um eine Saison überhaupt auf die Beine zu stellen, ganz zu schweigen.

„Die überwältigende Mehrheit der Regionen und der Vereine unterstützt den Abbruch, fordert gleichzeitig auch Perspektiven, den Handballsport wieder zu betreiben“, berichtet Hüdepohl. Ziel müsse sein, zumindest zurück ins Training zu kommen, „um dann Spiele auf freiwilliger Basis in engen regionalen Grenzen nötigenfalls auch auf Rasen oder im Sand zu organisieren.“

Von einer Pokalrunde oder ähnlichen Spielen mit den Lokalrivalen ist HSG-Coach Wilfer hingegen nicht wirklich überzeugt. „Nach der langen Pause und wenig Training im Vorfeld könnte das eher kontraproduktiv sein“, sagt der Trainer mit Blick auf das Verletzungsrisiko. Letztlich würde er sich aber auch nicht gegen die Spiele wehren, würde die Mannschaft sich dafür aussprechen: „Die Entscheidung würde bei den Jungs liegen.“

Perspektive für den Sport

Wichtiger ist dem Trainer ohnehin, eine vernünftige Perspektive für den Sommer und kommenden Herbst zu schaffen. „Nach dem Abbruch ist vor der Saison! Ich hoffe einfach, dass wir irgendwann wieder in die Hallen können und im Herbst wieder in den Ligenbetrieb starten“, so Wilfer und liegt mit dem HVN-Präsidenten Hüdepohl auf einer Linie: „Die Sportler in Niedersachsen brauchen eine Perspektive. Das setzt voraus, dass der Amateursport nicht bis in den Sommer verboten bleibt. Die Integrationskraft und die gesellschaftliche Verantwortung des Sports werden immer betont. In einer Zeit wie jetzt kann der Sport helfen, die Gesellschaft wieder zusammenzuführen und zu stärken. Gerade deshalb brauchen wir schnellstmöglich eine Perspektive durch die Politik.“

Das Papier „Stufenplan 2.0“ der Landesregierung mache die Vertreter des Handballsports in Niedersachsen nicht glücklich und sei zuletzt durch den Niedersächsischen Fußballverband zurecht kritisiert worden. „Die Regelungen, die den Sport betreffen, lassen uns fürchten, nicht vor Juni oder gar erst nach den Ferien in die Hallen zurückzukehren. Wir brauchen schnellstmöglich in den Bereichen, in denen die Inzidenz niedrig ist, eine Trainingsmöglichkeit in Gruppen auch in der Halle“, fordert Hüdepohl.

Ein Sonderfall bei der Planung für die kommende Saison ist der Aufstieg aus der Oberliga in Liga drei. Laut HVN-Vizepräsident Schoof halte der DHB aktuell daran fest, in den 3. Ligen Aufsteiger aufzunehmen. „Das hat zur Folge, dass wir in den nächsten Wochen eine Abfrage bei den Vereinen der Oberligen starten und die Bereitschaft zur Teilnahme einer Aufstiegsrunde abfragen.“ Aufgabe des HVN sei dann, einen Modus zur Ermittlung der Aufstiegsplätze zu erarbeiten.