Wolfsburg. Fast täglich führen die Wolfsburger mit italienischen Wurzeln Telefonate oder Videochats mit Verwandten im Risikogebiet Italien.

Alles war so selbstverständlich: keine Passkontrollen , keine Devisen, freie Arbeitsplatzwahl zwischen Deutschland und Italien und innerhalb der Europäischen Union . Und nun: „Wir müssen auf die Farben achten. Gelb bedeutet, dass Bars und Restaurants bis 18 Uhr geöffnet haben, Rot, dass alles geschlossen ist – je nach Region“, schildert Luigi Cavallo die Lage auf dem Stiefel. Und von 22 bis 5 Uhr gelte die allgemeine Ausgangssperre, in einzelnen Regionen beginne sie um 20 Uhr.

Reisen zu den italienischen Verwandten sind schwierig

Das mache Reisen heute schwierig, sagt der Präsident des ComItEs (Comitato degli Italiani all’Estero), der gewählten italienischen Vertretung im Konsularbezirk Wolfsburg . Ganz Italien hat das Auswärtige Amt als Risikogebiet eingestuft, aber das Land reagiere regional auf Besonderheiten. So meldet „Il Fatto Quotiadiano“, dass es in Bergamo zurzeit erstaunlich geringe Infektionszahlen gebe. Ein Massentest an fast 10.000 Bürgern habe ergeben, dass 57 Prozent Antikörper gegen Covid-19 entwickelt hätten. Herdenimmunität liegt nahe in der Stadt, aus der noch im Frühjahr das italienische Militär Corona-Tote in Metallsärgen abtransportierte.

Grundsätzlich sind Reisen möglich. „Ja“, bestätigt Cavallo, aber es gebe Tests, Fiebermessungen und mögliche Quarantäne. Vor allem bei der Ausreise. So habe auch sein Bruder nach Ankunft in Hannover zunächst in Quarantäne gemusst. „Sehr konkret“, betont Cavallo, sei daher die Aussicht auf „sehr private Weihnachten im kleinen Kreis“.

Francesca Pinto: Italien in der Coronatest-Frage weiter

Francesca Pinto macht sich Sorgen „um meine Mutter in Kampanien, meine Schwester in der Romagna sowie um mich hier in Wolfsburg“. Die Einschränkungen seien sehr weitgehend, Museen, Theater, Kinos geschlossen. Auch das Infektionsrisiko : „Die Situation ist gleich.“ In der Testfrage sei Italien sogar weiter.

Giovanni Carboni gewinnt der Lage sogar Positives ab: „Unser Verhältnis ist durch die Videochats besser geworden“, sagt er über seine Beziehungen zu „den Cousins in Süditalien“. Es gebe fast täglich Videochats zwischen ihnen und damit sehr viel Austausch. Er kennt die Spielregeln. Sein ältester Sohn lebt in Berlin, „wohin wir nun nicht mehr oft fahren können – wegen der Kontaktbegrenzungen “.

Videochats verbessern Verhältnis zu Verwandten in Italien

Carboni ist Geschäftsführer der C&G Consulting in Fallersleben. So wirken sich die Corona-Regeln beider Staaten auf seine Familie aus. „Uns bleiben Telefonate“, fasst Cavallo die Situation zusammen, „in der jüngeren Generation sind es auch Videochats und Zoom .“ Mit einer Verlängerung der offiziell am 5. Dezember in Italien auslaufenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens rechnet er ebenso wie in Deutschland über den 30. November hinaus.

Die italienische Presse wird auch deshalb viel gelesen. Sie beschäftigt sich ständig mit allen Variationen der Pandemie . So diskutiert „La Republica“ am Montag die mögliche Steigerung von Infarkt-Toten durch spätere Eingriffszeiten, meldet 202 von Corona betroffene Ärzte und die vermutliche Heilung eines Infizierten durch Cannabis.