Nordhausen. Nachdem der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Mühlhausen gestellt wurde, ist völlig offen, wie es mit der Regionalliga-Mannschaft weitergeht.

Als Wacker Nordhausen am Sonntag dem Aufsteiger Chemie Leipzig ein 1:1 abrang, tauchte Nico Kleofas zum ersten Mal seit Bekanntwerden der finanziellen Turbulenzen wieder in der Öffentlichkeit auf. „Alles gut, alles gut“, bügelte der Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH und Vereinschef alle Fragen nach der Zukunft des Fußball-Regionalligisten ab. Keine 24 Stunden später trat – wie erwartet – das Gegenteil ein.

Wie das Amtsgericht Mühlhausen bestätigte, hat die mit mehr als zehn Millionen Euro verschuldete Spielbetriebs-GmbH einen Insolvenzantrag gestellt. Zuvor hatte der Vorstand des Vereins nach Sichtung der Unterlagen den Geschäftsführer Kleofas damit beauftragt, jenen unausweichlichen Schritt zu gehen.

Am Vormittag wurde Tino Berbig als sportlicher Leiter und seit der Demission von Heiko Scholz gemeinsam mit Matthias Peßolat der Interimstrainer des Viertligisten über den Insolvenzantrag informiert. Nachdem die Mannschaft am Dienstag trainingsfrei hatte, wollen die Verantwortlichen am heutigen Mittwoch den Spielern einen Plan vorlegen, unter welchen Umständen die kommenden Wochen bestritten werden sollen und wie möglicherweise der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Am Sonntag steht das Heimspiel gegen Abstiegskandidat SV Babelsberg als letzte Begegnung des Kalenderjahres auf dem Programm.

Mannschaft wird nicht zu halten sein

Als wahrscheinlich gilt, dass die Mannschaft in der jetzigen Zusammenstellung nicht zu halten sein wird. Fest steht, dass der Spielbetrieb nur fortgeführt werden kann, wenn die Profis deutliche Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Laut Paragraf 6 der Spielordnung des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) ist Wacker Nordhausen verpflichtet, innerhalb von zehn Tagen den Insolvenzantrag beim Verband anzuzeigen. Zudem werden den Südharzern daraufhin neun Punkte abgezogen. Aktuell rangiert die Elf mit 30 Zählern auf Platz fünf, würde nach Abzug der Punkte jedoch auf Rang elf zurückfallen. Da wohl viele Spieler nicht zu halten sein werden, droht mindestens der Absturz in die Oberliga.

„Es ist mir scheißegal“

Bei den Regionalliga-Rivalen gab es angesichts der Turbulenzen in Nordhausen kritische, mitunter sogar harsche Töne. „Es ist mir scheißegal. Damit muss Wacker Nordhausen klarkommen. Wenn ich nur die Summen höre, die dort im Raum stehen, müssen sich die Leute dort hinterfragen, was sie da fabrizieren“, sagte Ingo Kahlisch, seit 30 Jahren der Trainer bei Optik Rathenow im MDR und legte nach: „Ich denke, die Wertigkeit der Amateurvereine muss viel höher sein und nicht die ganzen Spinner, die den Fußball kaputt machen.“

Auch sein Kollege Fred Wonneberger von Schlusslicht Bischofswerdaer FV nahm im MDR kein Blatt vor den Mund: „Es ist für mich unbegreiflich, wie ein Regionalligist 9,6 Millionen Schulden haben kann. Dann werden neun Punkte abgezogen, und dann ist wieder alles erledigt. Dieses System funktioniert nicht richtig für den Sport.“