Wildemann . Mehrere hundert Gäste besuchten an Pfingstsonntag den traditionsreichen Viehaustrieb in Wildemann.

Schon früh um 7 Uhr erklang an Pfingstsonntag der Weckruf mit Hirtensignal und Peitschenknallen. Traditionell stand der Viehaustrieb an. Die Stadt hatte sich mit Gästen gefüllt. Der Umzug der Kuhherde, wegen ihrer Kuhglocken Damenkapelle genannt, führte durch Wildemann an einem Menschenspalier entlang bis zur Festwiese.

Viele Gäste hatten sich bereits am Startpunkt, dem Bergbauernhof Klein Tirol, eingefunden. Auf dem Hof hält Besitzer Wolfgang Beuse rund 30 Tiere, Kühe, Bullen und Harzziegen. Auch die Hütehunde der Herde, die Harzer Füchse, sind in Klein Tirol zu Hause.

Die Hirten aus dem Harz gingen mit den Kühen des Roten Harzer Höhenviehs voran – einer Rasse, die zu den ältesten und ursprünglichsten Rinder-Nutztierrassen gehört und die vom Aussterben bedroht ist. Im Harz gibt es nur noch wenige Bauern, die diese Rinder halten. Den Hirten mit der Herde folgten Musikkapellen aus Wildemann, Clausthal-Zellerfeld und Bad Grund. Außerdem präsentierten sich die Vereine der Bergstadt am Umzug.

Viele Angebote

Die Festwiese war bei schönstem Wetter bis auf den letzten Platz gefüllt. Während sich die Kühe das saftige Gras auf der Weide schmecken ließen, gab es für die Besucher an Ständen Speisen und Getränke. Die Händler boten unter anderem Harzer Wurst, Honig und Körbe an.

In diesem Jahr wurden zwei städtische Kuhhirten ernannt: Es war einer der Höhepunkte des Tages. Ortsbürgermeister Arno Schmidt verlas die Urkunde von Clausthal-Zellerfelds Bürgermeisterin Britta Schweigel und ernannte den Bauern vom Bergbauernhof „Klein Tirol“, Wolfgang Beuse, wieder zum städtischen Kuhhirten.

Somit blickt Wolfgang Beuse auf eine rund 40-jährige Amtszeit zurück. Damit nimmt die Stadt eine alte Bergfreiheit, nämlich das Hut- und Weiderecht, in Anspruch. Der städtische Hirte ist verpflichtet, die Kühe aller Einwohner mit auf die Waldweide zu nehmen. Das Recht besteht nun für weitere 30 Jahre.

Weil Wolfgang Beuse gesundheitlich beeinträchtigt ist, stellte der Ortsbürgermeister einen zweiten Hirten dazu und ernannte Wolfgang Hoffmann ebenfalls zum Gemeindehirten. Pfarrer Michael Henheik hielt traditionell die Andacht an diesem Tag.

Das Unterhaltungsprogramm für die Gäste, mit Harzer Brauchtumsgruppen und Livemusik, hielt bis zum Rücktrieb der Kuhherde am Nachmittag an.