Braunschweig. Etwa 360 Gäste besuchten den Neujahrsempfang des Braunschweiger Unternehmnens. Vorstandschef Santelmann kündigt tiefgreifende Veränderungen an.

Wandel ist neben Digitalisierung wohl einer der aktuell meist benutzten Begriffe, wenn es um Wirtschaft und Politik geht. Und so prägten diese beiden Schlagwörter am Sonntag auch den Neujahrsempfang der in Braunschweig beheimateten VW Financial Services (VWFS). Vorstandschef Lars Henner Santelmann machte vor etwa 360 Besuchern aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport deutlich, dass das neue Jahr für das Unternehmen zahlreiche Veränderungen bringen werde. Personalvorständin Christiane Hesse betonte aber, dass Arbeitsplätze keineswegs gefährdet seien.

Santelmann bedankte sich bei den Führungskräften und Mitarbeitern des Unternehmens für das erfolgreiche vergangene Jahr. „Das war eine absolut super Leistung.“ Zwar befinde sich die gesamte Finanzbranche in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. „Wir sind aber auf der Sonnenseite der Branche“, sagte Santelmann. Die VW-Tochter hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn eingefahren, die Zahlen dazu sollen aber erst im März veröffentlicht werden. Zum Vergleich: 2017 betrug der operative Gewinn des Unternehmens 2,46 Milliarden Euro.

Wiedersehen der Vorstandschefs: Norbert Massfeller (von links) leitete die VW Financial Services von 1994 bis 2004. Frank Witter führte das Unternehmen von 2008 bis 2015, ist heute Finanz- und IT-Vorstand des VW-Konzerns. Sein Nachfolger wurde Lars Henner Santelmann.
Wiedersehen der Vorstandschefs: Norbert Massfeller (von links) leitete die VW Financial Services von 1994 bis 2004. Frank Witter führte das Unternehmen von 2008 bis 2015, ist heute Finanz- und IT-Vorstand des VW-Konzerns. Sein Nachfolger wurde Lars Henner Santelmann. © Peter Sierigk

Santelmann betonte, dass vor dem Unternehmen ein herausforderndes Jahr liege. Das gelte etwa für die Rahmenbedingungen. Als Beispiel nannte er die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump, die aktuell nachlassende Wirtschaftskraft Chinas sowie politische Verwerfungen in Europa, zu denen auch der Brexit gehöre.

„Und Deutschland fehlt der Mut zur Gestaltung, auch in der Politik“, kritisierte er. Das sei beim VW-Konzern anders. Santelmann: „Volkswagen hat viel Mut bewiesen, alles auf die Karte Elektro-Mobilität zu setzen.“

Für VWFS gehe es in diesem Jahr darum, schneller und effizienter zu werden, Kosten zu senken sowie daran zu arbeiten, sämtliche Produkte online anzubieten und um neue Dienstleistungen zu ergänzen, sagte Santelmann. Frank Fiedler, Finanzvorstand des Unternehmens, erläuterte, dass die Kosten bis 2025 jährlich um 850 Millionen Euro gesenkt werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die IT weltweit standardisiert und der Vertrieb neu aufgestellt werden. Zugleich solle die Produktivität bis um 50 Prozent steigen, der Vertragsbestand von aktuell rund 20 Millionen auf dann 30 Millionen. Ermöglicht werden soll dies auch durch digitale Vertriebskanäle.

IT-Vorstand Mario Daberkow berichtete, dass perspektivisch alle VWFS-Produkte online verfügbar sein sollen, derzeit seien es rund 30 Prozent. Um engeren und häufigeren Kontakt zu den Kunden zu bekommen, würden auch digitale Dienstleistungen wie Bezahldienste ausgerollt.

Personalvorständin Hesse unterstrich, dass das Personal trotz der Wachstumsziele nicht aufgestockt werden soll. In den vergangenen zehn Jahren sei die Belegschaft in Braunschweig von 3900 auf 6000 Mitarbeiter gewachsen. Die müssten sich nun durch die zunehmende Digitalisierung von Produkten und Arbeitsabläufen auf viele Veränderungen einstellen. Dazu könne auch der Wechsel des Arbeitsplatzes gehören.

„Diese Transformation fair zu gestalten, ist die größte Herausforderung“, sagte Hesse und ergänzte, dass das Budget für die Qualifizierung der Mitarbeiter bereits erhöht worden sei. Sie betonte, dass kein Mitarbeiter um seinen Arbeitsplatz fürchten müsse. Dafür sorge ein Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung.

Michael Reinhardt, Chef der 2017 von den VWFS abgekoppelten VW-Bank, kündigte an, dass das Unternehmen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Vereine, Organisationen, Veranstaltungen und Projekte sponsern werde. Als Beispiele nannte er unter anderem die Braunschweiger Eintracht, die Basketball-Löwen, die Renaturierung eines Teils der Schunter sowie ein Konzert mit klassischer Musik im Bürgerpark.

Chefkoch Christoph Hümpfner hatte beim Neujahrsempfang der VW Financial Services alle Hände voll zu tun.
Chefkoch Christoph Hümpfner hatte beim Neujahrsempfang der VW Financial Services alle Hände voll zu tun. © Peter Sierigk

Nach einem kräftigen Applaus wandten sich die Gäste des Neujahrsempfangs der Kontaktpflege sowie den kulinarischen Genüssen zu. Gewählt werden konnte unter anderem zwischen Maisbällchen, Rippchen, Kasseler-Burgern mit Pflaumen-Mayonnaise, veganen Curry-Spezialitäten und Karpfenmousse mit Pumpernickel.