Berlin. Strom und Gas sind teuer. Einige Anbieter beobachten für Verbraucher den Energiemarkt und helfen beim Anbieterwechsel. Lohnt sich das?

Der Preiskampf für Strom- und Gastarife hat nach der Energie- und Preiskrise 2022 wieder Fahrt aufgenommen. Seit Jahresbeginn unterbieten sich die Energieversorger mit immer günstigeren Tarifen. Für Verbraucher bietet sich die Chance, mit einem Tarifwechsel Hunderte Euro zu sparen. Viele der neuen Tarife liegen sogar deutlich unter der Strompreisbremse (40 Cent) und der Gaspreisbremse (12 Cent) – und diese gelten ohnehin nur für 80 Prozent des erwarteten Verbrauchs.

Wechselservice für Strom- und Gastarife: Wie Verbraucher profitieren

Doch der Energiemarkt ist unübersichtlich. Es gibt unseriöse Anbieter, Preisbremsen und ständig Preisänderungen. Sogenannte Wechselservices für Strom und Gas versprechen, regelmäßig und automatisch zum besten Anbieter zu wechseln. Dadurch soll man sich nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Ärger sparen. Manche bezeichnen sich auch als „Tarifaufpasser“ – etwa SwitchUp: Wenn sich Wechseln nicht lohne, würde das auch kommuniziert. Laut Stiftung Warentest funktioniert das überwiegend gut – Wechselservices empfehlen dann, im aktuellen Tarif zu bleiben.

Der Geldratgeber Finanztip hat sich das Geschäftsmodell näher angesehen und sechs der bekanntesten Firmen kontaktiert. Fünf davon gaben Antworten. Was sie – abgesehen von den grundsätzlichen Versprechungen – eint: Alle benötigen eine Vollmacht, um Verträge im Namen des Kunden zu kündigen und neue schließen zu können. Eine Portion Vertrauen in das Unternehmen ist also nötig.

Strom- und Gasanbieter: Wechselservice – so funktioniert das Geschäftsmodell

Die Unternehmen verdienen am Tarifwechsel. Manche nehmen eine Provision von dem Energieanbieter, mit dem der neue Vertrag zustande kommt (remind.me, SwitchUp). Für den Kunden ist der Wechsel damit scheinbar kostenlos. Bei anderen Wechselservices (cheapenergy24, Wechselpilot, Wechselstrom) bezahlt der Kunde eine Erfolgsprämie. Dafür wird berechnet: Wie hoch läge die Rechnung, wenn man weitere 12 Monate im alten Vertrag bleiben würde?

Steht eine Preiserhöhung an, wird mit dem neuen Preis gerechnet. Dem gegenüber wird die Ersparnis beim Wechsel in den empfohlenen Tarif gestellt. Von dieser Ersparnis werden meist 20 bis 30 Prozent als Prämie verlangt – wer 500 Euro spart, gibt davon 100 bis 150 Euro an den Wechseldienst ab.

Der Wechsel des Stromtarifs kann ordentlich Geld sparen. Wer will, kann sich von Drittanbietern beim Wechsel helfen lassen.
Der Wechsel des Stromtarifs kann ordentlich Geld sparen. Wer will, kann sich von Drittanbietern beim Wechsel helfen lassen. © iStock | istock

Wechselservice nimmt Kunde die Arbeit ab: Wann Sie trotzdem aktiv werden müssen

Die Wechselservices werden automatisch aktiv, sobald sich ein erneuter Tarifwechsel anbietet. In der Regel informieren sie über die Wechselpläne vorab, oft stellen sie Alternativen zur Wahl. Reagiert der Kunde nicht, wird der Wechsel meist automatisch eingeleitet. Trotzdem kann es für den Kunden noch Arbeit geben. Kommt ein Brief des Energieanbieters mit einer Preisanpassung, muss man den Wechselservice informieren.

Keines der Unternehmen verspricht, den günstigsten Anbieter herauszusuchen. Stattdessen würden seriöse Angebote vorgeschlagen: Schwarze Schafe, die in der Vergangenheit unangenehm aufgefallen sind, würden nicht empfohlen. Die Wechselservices kennen viele Energieanbieter genau – ein Vorteil. Wer selbst wechselt, kann leichter an dubiose Billiganbieter geraten, die sich oft auch auf Vergleichsportalen tummeln.

Strompreise: Diese Faktoren beeinflussen die Strombildung

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    Wechselservice nutzen oder selbst Hand anlegen? So können Sie selbst den besten Preis finden

    Finanztip empfiehlt dennoch, den Wechsel selbst in die Hand zu nehmen und bietet dafür einen eigenen Preisvergleich für Stromtarife und Gastarife an. Dort erscheinen Angebote der Portale Check24 und Verivox, die sich – wie Finanztip selbst – über Provisionen finanzieren. Dabei werden die Angebote nach verbraucherfreundlichen Kriterien gefiltert.

    Unter anderem entspricht die Preisgarantie mindestens der ersten Vertragslaufzeit. Außerdem werden unseriöse Anbieter entfernt, die sich nicht an das Energierecht halten und gegen die etwa die Verbraucherzentrale oder die Bundesnetzagentur vorgeht.

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    Strom- oder Gasanbieter wechseln: Auch bei Wechselservice die Kündigungsfrist beachten

    Ein zuverlässiger und günstiger Anbieter ist so schnell gefunden, der Wechsel selbst innerhalb weniger Minuten eingeleitet. Der neue Anbieter erledigt sogar die Kündigung des alten Vertrags. Wurde der nach dem 1. März 2022 geschlossen, ist der Wechsel jederzeit nach Ablauf der ersten Vertragslaufzeit unter Einhaltung der Kündigungsfrist (maximal ein Monat) möglich. Bei älteren Verträgen waren Vertragsverlängerungen von bis zu einem Jahr noch erlaubt – solche Verträge sollte man allein deshalb kündigen.

    Auch aus der Grundversorgung kommt man jederzeit raus, ebenso bei einer Preiserhöhung. Dann gibt es ein Sonderkündigungsrecht – dazu muss man die Kündigung selbst schreiben. Am Tag des Wechsels sollte man den Zählerstand notieren und dem Anbieter melden, damit korrekt abgerechnet wird.

    Korrekte Abrechnung:  Am Tag des Wechsels sollte man den Zählerstand notieren und dem Anbieter melden.
    Korrekte Abrechnung: Am Tag des Wechsels sollte man den Zählerstand notieren und dem Anbieter melden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

    Das sollte man auch tun, wenn man einen Wechselservice nutzt. Wer sonst gar nicht wechseln würde und es gern bequem hat, kann von solch einem Dienst profitieren. Wichtig ist, die Konditionen zu prüfen. Wer sich dagegen das Ende der Vertragslaufzeit selbst im Kalender markiert und dann Preise vergleicht, kann sich die oft hohe Gebühr der Dienste aber sparen.

    Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.