Berlin. Auf Twitch bekommt eine menschlich wirkende künstliche Intelligenz gerade viel Aufmerksamkeit. An ein paar Stellen hakt es aber noch.

Dass sich Menschen auf dem Live-Streaming-Videoportal Twitch hinter einem virtuellen Ich verbergen, ist nichts Neues. Statt selbst aufzutreten, werden die sogenannten Vtuber von einem computergenerierten Avatar dargestellt. Auch "Neuro-Sama" ist ein VTuber. Doch hinter ihrer Darstellung steckt eine künstliche Intelligenz (KI).

"Neuro-Sama" bei Twitch: Künstliche Intelligenz hat eigene Persönlichkeit

"Neuro-Sama" ist der Name einer künstlichen Intelligenz, die bereits seit 2019 auf Twitch exisitert. Ihr Ziel damals: Das Rhythmusspiel "osu!" zu gewinnen. Jetzt wurde eine neue Version der KI gestartet und die kann noch viel mehr. Lesen Sie auch: Sprachbot ChatGPT – Das große Risiko sitzt vor dem Computer

Rund 93.000 Follower hat das Profil von "Neuro-Sama" inzwischen. Ähnlich viele Menschen finden sich inzwischen auch in den Streams der KI wieder. Denn "Neuro-Sama" spielt inzwischen nicht mehr nur "osu!", sondern hat auch eine eigene Persönlichkeit, die mit den Zuschauern interagiert.

So spielt die künstliche Intelligenz regelmäßig das Computerspiel "Minecraft" und lässt die Zuschauer im Livestream daran teilhaben. Dabei reagiert "Neuro-Sama" auf Fragen und diskutiert über aktuelle Themen. Hinter der Persönlichkeit des Avatars steckt "Vedal987", der sich selbst als "Studenten mit einem besonderen Interesse an KI" bezeichnet. Sonst ist offiziell nichts über den Programmierer von "Neuro-Sama" bekannt.

Programmieren der Künstlichen Intelligenz als "lustiges Experiment"

Im Gespräch mit "Dexerto", einer Medienplattform über Gaming, sagte Vedal, dass Neuro nur ein "lustiges Experiment" für ihn sei. "Einer meiner Freunde hatte die Idee, einen KI-Streamer mit einem großen Sprachmodell zu machen, und ich dachte, das hätte auf jeden Fall Potenzial", so Vedal. Auch interessant: Digitale Lehrer – Kommt künstliche Intelligenz im Unterricht?

"Große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) werden mit einer großen Menge an Text aus dem Internet trainiert, sodass sie über ein großes Wissen verfügen", erklärte Vedal. Diese große Datenbank ermöglicht ein besseres Verständnis der menschlichen Kommunikation. Die KI könne dort Billionen von Antworten durchkämmen, um herauszufinden, wie man auf bestimmte Fragen antwortet oder auf welche Art und Weise wir Menschen interagieren.

Neuer Markt für KI-Streamer könnte entstehen – Chatverhalten muss kontrolliert werden

Durch die Verbesserung der KI-Avatare könnte es nun einen neuen Markt für KI-Streamer geben. "Sie könnten rund um die Uhr streamen, besser als Menschen in Spielen sein und könnten theoretisch jede Chat-Nachricht lesen", sagt Vedal. So hat "Neuro-Sama" laut ihrem Programmierer nur zehn Tage gebraucht, um den besten menschlichen Spieler in "osu!" zu schlagen. Gleichzeitig gab es auch Kritik an dem Avatar auf Twitch.

Die Moderation der Aussagen von "Neuro-Sama" erfordere laut Kritikern noch viel Arbeit. So hatte die KI die Mütter der Chatter beleidigt, oder historische oder religiöse Themen in fragwürdiger Manier angesprochen. In Zukunft wären Programmierer wie Vedal also dazu aufgefordert, entweder selbst den Chat noch engmaschiger zu kontrollieren oder Helfer einzustellen, die das übernehmen.