Jerusalem. Israels Wahlsieger setzt auf die Rechtsextremen: Die Partei hetzt gegen israelische Araber, die ein Fünftel der Bevölkerung stellen.

Niemand hat in Israel so lange regiert wie Benjamin Netanjahu. Der Rechtskonservative hat auch diesmal wieder die Wahlen gewonnen. Doch wenn es der Chef der Likud-Partei nun erneut schafft, eine Regierung zu bilden, dann wird wohl nichts so sein wie vorher.

Netanjahu will jetzt auch die rechtsextremen Religiösen Zionisten in die Regierung holen. Das ist ein Tabubruch in Israel.

Israel: Die rechtsextremen Religiösen Zionisten wollen Araber ausbürgern

Die Partei hetzt gegen israelische Araber, die immerhin ein Fünftel der Bevölkerung des Landes stellen. Sie stellt sich gegen eine friedliche Lösung mit den Palästinensern, und sie wettert gegen Linke, Säkulare und Homosexuelle. „Unloyale“ Araber sollen ausgebürgert und abgeschoben werden, fordert die Partei unter Itamar Ben Gvir.

Maria Sterkl, Israel-Korrespondentin
Maria Sterkl, Israel-Korrespondentin © Privat

Netanjahu ist sich mit den Rechtsextremen einig, dass die Justiz zu viel Macht hat. Beide wollen den Obersten Gerichtshof unter ihre Kontrolle bringen.

Israel: Höchstem Gericht die Flügel stutzen

Der Oberste Gerichtshof ist aber die einzige Instanz, die noch hin und wieder den Machtauswüchsen der Regierung klare Grenzen setzt. Ihm sollen nun die Flügel gestutzt werden. Die Israelis könnten sich dann nicht mehr darauf verlassen, dass es ein höchstes Gericht gibt, das ihre Grundrechte verteidigt.

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Nicht umsonst hat Netanjahu in seinen früheren Amtszeiten vor allem mit umstrittenen europäischen Regierungen wie jener in Ungarn und Polen Beziehungen vertieft. Ihren antiliberalen Kurs sieht er als Vorbild.

Immerhin gab es in vergangenen Regierungen noch liberale Kräfte, die mäßigend einwirkten. Das könnte bald nicht mehr der Fall sein. Eine ultrarechte Regierung in Israel wäre dann auch eine Belastung für die Beziehungen zu Deutschland, die sich unter Angela Merkel deutlich verbessert haben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.