Rom/Berlin. Die extremen Temperaturen wirken sich in Italien positiv auf den Tourismus aus. Es gibt aber auch viele Gegner des Massentourismus.

Auch der Tourismus muss sich laufend den veränderten Bedingungen anpassen, die sich durch den Klimawandel ergeben. Die hohen Temperaturen und die Trockenheit wirken sich im Urlaubsland Italien positiv auf die Badesaison aus. Egal ob im Norden oder Süden, auch jetzt ist die perfekte Zeit für einen Badeurlaub. Das Wasser ist angenehm warm und die ganz große Hitze im Süden vorbei. Noch vor einigen Jahren verließen Einheimische und Touristen Anfang September die Strände, jetzt verlängert sich die Badesaison immer mehr.

Italien: Badesaison bis in den Herbst?

Die Strandanlagen in der toskanischen Badeortschaft Forte dei Marmi beispielsweise werden dieses Jahr nicht wie üblich am 30. September schließen, sondern bis zum 6. November offen halten. Das ist eine Revolution in Italien, wo sich die Strände bei Schulbeginn entleerten.

"Wolkenloser Himmel, mildere Temperaturen, kristallklares Meer und einladende Strände, auf denen man das herrliche Panorama genießen kann", freut sich der Bürgermeister von Forte dei Marmi, Bruno Murzi. "Die Badeanstalten können bei uns länger offen halten. Damit wollen wir die Verlängerung der Tourismussaison, auch angesichts der besonders guten Wetterbedingungen, begünstigen", berichtet er. Sein Ziel ist, den Badetourismus wie auf den Kanarischen Inseln oder auf Malta bis hin zum Winter auszudehnen und Hotels und Restaurants auch im Oktober und November zu füllen.

Italien: Urlaubsorte wollen hohe Energiekosten mit verlängerter Badesaison kompensieren

Andere Regionen in Italien überlegen derzeit ebenfalls, die Badesaison zu verlängern. Badeanstalten hoffen auf mehr Einnahmen, die die zunehmenden Energiekosten kompensieren können. Gemeinden denken an finanzielle Unterstützung für Events, Veranstaltungen, gastronomische und kulturelle Initiativen, die Touristen auch im Herbst locken.

Lesen Sie auch: Urlaub: Wo man auch im Oktober noch im Meer baden kann

Diesen Trend unterstützt die italienische Regierung, die seit jeher bemüht ist, die Tourismusströme nicht nur auf die traditionellen Urlaubsmonate zu konzentrieren, sondern auch verstärkt auf den Herbst zu verteilen. Damit sollen die negativen Auswirkungen des Massentourismus eingedämmt werden.

Von null auf hundert: Italien überholt nach der Pandemie Konkurrent Spanien

"Unser Streben ist, die Touristenströme im ganzen Land besser zu steuern und sie auf das gesamte Jahr über zu verteilen. Wir können das Reise- und Urlaubsangebot zeitlich und räumlich ausweiten, denn Italiens touristisches Angebot ist so breit gefächert, dass es nicht nur auf wenige Sommermonate konzentriert werden darf", erklärt Tourismusminister Massimo Garavaglia.

Auch interessant: Wie Lampedusa vom Urlaubsparadies zum Migranten-Ghetto wurde

Die Regierung strebt eine rationalere Verteilung der Touristenmassen an, um einen Besucherkollaps, wie ihn mehrere Urlaubsorte im August erlitten haben, zu vermeiden. "Erstmals nach vielen Jahren hatten wir im Sommer mehr Besucher als Spanien, unsere direkten Konkurrenten", jubelt der Tourismusminister, doch der komplette Neustart des Fremdenverkehrs nach zwei Jahren Pandemie birgt eben auch Schattenseiten.

Italien: Politik will Massentourismus Grenzen setzen

Die beliebtesten Urlaubsorte und die Stadtkerne von Rom, Florenz und Venedig sind von Touristen belagert und die Einwohner protestieren gegen die Besuchermassen und die erhöhten Preise. Das Geschäft mit den Ferienwohnungen floriert wie noch nie, doch Roms Stadtverwaltung feilt an einem Gesetz, um deren Zahl einzuschränken. Ziel ist zu vermeiden, dass hunderte Appartements im Stadtinneren vermietet werden, Hotels aber ihre Kunden verlieren.

Mehr zum Thema: Italien: 30 Grad im Mittelmeer – Wird Quallen-Plage normal?

Tourismus- und Kulturminister Dario Franceschini will eine Höchstzahl an Unterkünften einführen, die man als "Bed&Breakfast" oder Ferienwohnung mit günstigen Steuersätzen vermieten kann. Diese Begünstigungen sollen aber lediglich für Personen dienen, die maximal drei Wohnungen vermieten. Damit will man jenen Betrieben Schranken setzen, die unzählige Wohnungen aufkaufen, um sie an Touristen zu vermieten, was immer mehr Bewohner aus den Stadtkernen vertreibt und diese entvölkert.

Italien: Grenze bei Ferienunterkünften?

Bürgermeister sollen mehr Kompetenzen bei der Vergabe von Lizenzen für die Vermietung von Ferienwohnungen in den Stadtzentren erhalten. Das Wachstum der Internet-Anbieter müsse in geordnete Bahnen gelenkt werden, lautet das Vorhaben der italienischen Regierung. Das Geschäft mit der Vermietung von Ferienwohnungen beträgt in Italien laut Schätzungen 16 Milliarden Euro.

"Man müsste eine zeitliche Grenze für die an Touristen vermittelten Unterkünfte setzen. Beispielsweise könnte man die Regel einführen, dass man lediglich 100 Tage im Jahr an Touristen vermieten darf. Wir wollen ein dementsprechendes Gesetz der Region Venetien und der Regierung in Rom vorschlagen", sagte kürzlich der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.