Berlin. In Spanien wüten die schlimmsten Buschfeuer aller Zeiten. Nun ist der Teide-Nationalpark betroffen. Auch Urlauber werden evakuiert.

  • Teneriffa erlebt derzeit die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten
  • Auf der Kanaren-Insel tobte auf einer riesigen Fläche das Feuer
  • Inzwischen hat sich die Lage verbessert, aber Behörden bangen noch immer

„Schwarze Wochen für Spanien“, titeln viele Tageszeitungen in Spanien nach der größten Waldbrandwelle, die das Land je erlebt hat. Mehr als 1000 Quadratkilometer Naturlandschaft sind während der schon seit zwei Wochen andauernden Hitzewelle zu Asche geworden – mehr als in jedem anderen europäischen Staat. Die allein im Juli verbrannte Fläche entspricht knapp der Hälfte der Ausdehnung des Saarlandes. Lesen Sie hier: Zahlreiche Waldbrände in Europa - Deutscher wegen Brandstiftung auf Mallorca festgenommen,

Seit diesem Wochenende tobt ein weiterer schwerer Waldbrand auf spanischem Territorium. Und zwar im Norden der im Atlantik liegenden Kanareninsel Teneriffa, auf der jedes Jahr Millionen Menschen ihre Ferien verbringen. Das Feuer, das im Hinterland des Ortes Los Realejos ausbrach, drang inzwischen in den berühmten Teide-Nationalpark ein, der wegen seiner Schönheit zum Unesco-Weltnaturerbe zählt und Teneriffas beliebtestes Ausflugsziel ist.

Zuletzt hatten sich die Feuer abgeschwächt, die Behörden, wie lokale Medien berichteten. An einigen Stellen konnten die Waldbrände gelöscht werden, wie es heißt. Dennoch geben die Behörden noch keine Entwarnung: An einigen Stellen wie etwa dem Hang von Tigaiga ist die Lage noch immer kritisch. Sorgen bereiten den Sicherheitskräfte auch immer wieder aufkommende Winde, die die Feuer erneut entfachen könnten.

Ein Löschhubschrauber schüttet Wasser auf einen Waldbrand bei Santa Cruz de Tenerife.
Ein Löschhubschrauber schüttet Wasser auf einen Waldbrand bei Santa Cruz de Tenerife. © Europa Press/EUROPA PRESS/dpa | Europa Press/EUROPA PRESS/dpa

Teneriffa: Ortschaften von Waldbränden bedroht

Am Sonntag kämpften mehrere hundert Löschhelfer und Soldaten gegen die Flammen. Aus der Luft versuchten zudem 13 Hubschrauber und Flugzeuge mit ihren Wassertanks, das Feuer einzudämmen. Sie konnten in dem bergigen Gelände trotzdem nicht verhindern, dass sich der Brand inzwischen auf eine Fläche von 24 Quadratkilometern ausbreitete. Die Länge der kreisförmigen Feuerfront wurde von den Behörden zuletzt auf 26 Kilometer geschätzt.

Kanaren: 5 Dinge, die man über die Inseln wissen muss

weitere Videos

    „Die Brandbekämpfung ist kompliziert“, sagte Ángel Víctor Torres, der regionale Regierungschef der Kanarischen Inseln. Das zerklüftete Gelände mit Schluchten erschwere die Löscharbeiten. Zudem wurde das Feuer durch hohe Lufttemperaturen von bis zu 35 Grad, geringe Feuchtigkeit und wechselnde Winde angefacht. Die größte Herausforderung der Löschmannschaften war es am Sonntag, ein Vorrücken des Bergfeuers zum Tal zu verhindern, wo mehrere Ortschaften liegen.

    Feuer: Touristengruppen in Spanien evakuiert

    Bisher breitete sich das Feuer über fünf Gemeinden aus. Betroffen waren die Gebiete folgender Orte:

    • Los Realejos
    • San Juan de la Rambla
    • Icod de los Vinos
    • La Guancha
    • La Orotava

    Insgesamt leben dort mehr als 100.000 Menschen. Denn in der grünen und bewaldeten Region im Norden Teneriffas befinden sich zahlreiche Landhotels und Ferienhäuser, die bei Wanderern und Naturfreunden besonders beliebt sind. Auch haben zahlreiche ausländische Residenten in dieser sehr schönen Berglandschaft ihren Wohnsitz.

    Verbrannte Bäume nach einem Waldbrand im Norden Teneriffas.
    Verbrannte Bäume nach einem Waldbrand im Norden Teneriffas. © Europapress/dpa

    Da der Brand bisher vor allem oberhalb der Ortschaften lodert, mussten bis zum Sonntagnachmittag nur rund 600 Personen evakuiert werden. Dabei handelt es sich überwiegend um Menschen, die in einsamen Häusern und Landfincas in den Bergen wohnten. Allerdings wurden auch mehrere Touristengruppen evakuiert, die trotz des Buschfeuers zu Bergwanderungen aufgebrochen waren. Die Behörden haben wegen der extremen Brandgefahr für die ganze Insel ein Betretungsverbot der Wälder verhängt.

    Der nun vom Feuer bedrohte Teide-Naturpark war wegen seiner einzigartigen Landschaft im Jahr 2007 von der Weltkulturorganisation Unesco zum Naturerbe der Menschheit erklärt worden. Zum Nationalpark gehört der Vulkan Teide, der mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens ist. Die bizarre Vulkanlandschaft mit ihren dichten Kiefernwäldern und traumhaften Wanderrouten gehört zu den meistbesuchten Naturparks Europas.

    Spanien hält traurigen Waldbrandrekord in Europa

    Teneriffa ist die größte und meistbesuchte der Kanarischen Inseln, die sich vor der westafrikanischen Küste im Atlantik befinden. Vor Beginn der Pandemie kamen jedes Jahr knapp sechs Millionen Touristen auf die Insel, auf der etwa 930.000 Menschen leben. Die deutschsprachigen Besucher sind nach den Briten die zweitgrößte Urlaubergruppe. 2021 kamen wegen der Corona-Restriktionen nur 2,7 Millionen Feriengäste. Im laufenden Jahr erlebt Teneriffa jedoch einen Boom und rechnet mit einer Normalisierung des Tourismus.

    Das sind die kanarischen Inseln

    weitere Videos

      Nach der Statistik des europäischen Satelliten-Beobachtungsprogramms Copernicus wurden im Jahr 2022 in Spanien bereits mehr als 2000 Quadratkilometer Landschaft vernichtet – dreimal mehr als im Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Damit hält Spanien einen traurigen Waldbrandrekord in Europa. Im Nachbarland Portugal verbrannten bisher knapp 500 Quadratkilometer, in Frankreich 410, in Italien 290 und in Griechenland 110.

      Der Vulkan Teide auf Teneriffa, der mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens ist.
      Der Vulkan Teide auf Teneriffa, der mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens ist. © imago/blickwinkel | McPHOTO/S. Wolf-Feix

      EU-weit wurden im Jahr 2022, das bereits mehrere extreme Hitze- und Dürreperioden verzeichnete, laut Copernicus mehr als 4000 Quadratkilometer Landschaft zu Asche. Das ist rund viermal so viel wie im Schnitt der Jahre 2006-2021.

      Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.