Washington. Grausame Entdeckung in Texas: In einem Truck wurden die Leichen von mindestens 50 Migranten gefunden. Drei Personen wurden verhaftet.

"Sie hofften auf ein besseres Leben", schrieb Gustavo García-Siller am Montagabend auf seinem Twitter-Feed, "lieber Gott, erst Uvalde und jetzt das – hilf uns!".

Was der Erzbischof von San Antonio, der texanischen Metropole nicht unweit der mexikanischen Grenze, im Gefolge des Grundschul-Massakers vor einigen Wochen meinte, dürfte sich heute bei Tageslicht als eine der größten Flüchtlingstragödien in den USA in den vergangenen Jahrzehnten entpuppen.

50 Leichen in verlassenem Truck gefunden

In einem vom Fahrer verlassenen und am Rande der Transitroute Interstate 35 nahe San Antonio abgestellten Truck sind laut Polizei und Feuerwehr die Leichen von mindestens 50 Menschen gefunden worden.14 Erwachsene und vier Kinder wurden lebend geborgen, hieß es seitens der Polizei

Allesamt offenbar illegale Einwanderer aus Latein-Amerika, die von einem Schlepper weit hinter der mexikanisch-amerikanischen Grenze abgesetzt werden sollten, um die im nahen Grenzbereich eingerichteten Straßenkontrollen zu umgehen.

 Der Bürgermeister von San Antonio, Ron Nirenberg (M), und der Polizeichef von San Antonio, William McManus (l), informieren die Medien und andere Personen am Tatort, an dem Dutzende von Menschen tot in einem Lkw aufgefunden wurden.
Der Bürgermeister von San Antonio, Ron Nirenberg (M), und der Polizeichef von San Antonio, William McManus (l), informieren die Medien und andere Personen am Tatort, an dem Dutzende von Menschen tot in einem Lkw aufgefunden wurden. © Eric Gay/AP/dpa

Texas: Geflüchtete starben wohl an Sauerstoff- und Wassermangel

Als Beamte des Heimatschutzministeriums und der Polizei den Lkw aufbrachen, fanden sie nach ersten Angaben neben den Toten 18 noch lebende, stark geschwächte Personen, die extrem dehydriert in Krankenhäuser transportiert wurden; darunter Frauen, Kinder und Jugendliche.

Als wahrscheinliche Todesursache gaben Notärzte vor Ort Sauerstoff- und Wassermangel sowie Überhitzung an. In San Antonio und weiten Teilen von West-Texas herrschen zurzeit Temperaturen um 40 Grad Celsius.

Tragödie in Texas: Drei Personen festgenommen

Die Toten von San Antonio markieren die größte Tragödie dieser Art seit 2003. Damals ließ, ebenfalls in Texas, der Trucker Tyrone Williams Flüchtlinge auf der Ladefläche seines Lkw bei Temperaturen von 80 Grad Celsius sterben. Er hatte die Klima-Anlage nicht eingeschaltet. 19 Menschen kamen ums Leben. Williams wurde zu 34 Jahren Gefängnis verurteilt.

Welche "Spedition des Todes" hinter den Opfern von San Antonio steckt – da die Opfer auf US-Territorium waren, müssen sie die teilweise horrenden Preise für den illegalen Grenzübertritt bereits gezahlt haben –, ist bisher unbekannt. Die Behörden ermitteln mit Fiebereifer. Nach Angaben von Polizeichef William P. McManus wurden bisher drei Personen festgenommen. Ihre mögliche Beteiligung an der Tat ist bisher unklar.

USA: Illegale Einwanderung politisch in den Hintergrund gerückt

Greg Abbott, der republikanische Gouverneur des Bundesstaat, machte umgehend die Einwanderungspolitik von Präsident Joe Biden für den Massentod verantwortlich.

Er fällt in eine Zeit, in der Ukraine, Inflation, Waffengesetze und Abtreibung die innenpolitische Debatte in Amerika dominieren. Das unverändert prekäre Problem mit der illegalen Einwanderung ist zuletzt etwas in den Hintergrund getreten, obwohl die Zahlen alarmierend sind.

Ähnliche Katastrophen mit Geflüchteten weltweit

Allein im Mai nahm die Grenzschutzbehörde vorübergehend rund 240.000 illegale Einwanderer fest. Bis Ende September, Ende des Fiskaljahres 2022, werden es laut Heimatschutzministerium voraussichtlich über zwei Millionen sein.

San Antonio reiht sich ein in eine lange Liste ähnlicher Katastrophen weltweit. Im August 2015 wurden in Österreich 71 tote Flüchtlinge aus dem Irak, aus Afghanistan, Syrien und dem Iran in einem Kühltransporter gefunden. Im Juni 2000 entdecken englische Zollbeamte in einem Frachtcontainer die Leichen von 58 Chinesen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.